
Deutschland. Nähe Leipzig. Wir erwachen am Kolkwitzer See, einem Bild von Sommeridylle. Der Morgen schimmert sanft auf dem Wasser. Gestern noch badend, lachend, die Sonne im Nacken, haben wir den Tag mit Freunden am See genossen. Die Hitze – unerträglich, ausser du findest Schatten, und das Wasser war wie Balsam. Unsere Stühle stehen strategisch unter Bäumen, ein Versuch der Hitze zu trotzen. Klare Seen, kühle Brisen (wenn sie denn mal kämen!), stille Plätze – all das ist Leben, wenn die Hitze uns nicht mal mehr klar denken lässt.


Und nun weiter. Der Abschied – leicht, wie wir dachten, schliesslich sehen wir uns bald wieder. (Denken wir.) Die Autobahn meidend, lenken wir unser rollendes Zuhause durch die Provinz. Naumburg taucht auf der Karte auf. Naumburg? Weiss der Himmel, was es dort gibt. Die Sonne und mit ihr die Hitze drückt wieder auf uns herab, schlimmer als vor Monaten am persischen Golf.
Gerd navigiert unser fahrendes Schneckenhaus durch Naumburgs verwinkelte Gassen, als wir am Parkplatz ankommen. Der Dialekt? Ein Genuss. Wir lachen, unsicher, in welchem Bundesland wir eigentlich gelandet sind. Ah, das Drei-Bundesländer-Eck: Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen. Gerds Frage, warum „so viele Sachsens“ in Deutschland existieren, lasse ich im Raum stehen. Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen – und Angelsachsen? Ach, lassen wir das.
Der Dialekt von Naumburg, eigenwillig, ein Stück Kultur, tief verwurzelt. Eine Symphonie aus weichen Endungen und einem Hochdeutsch, das nur halb ankommt, aber mit einer Melodie im Klang, die zum Bleiben einlädt. Allerdings merke ich, dass ich in unsere Reisegruppe wohl die einzige bin mit der Vorliebe fürs romantisch verklärte «Mittelhochdeutsche».
Die Altstadt – enge Gassen, Fachwerkhäuser, Kopfsteinpflaster – alles vibriert vor Geschichte. Wir, fast unbeeindruckt von der 35-Grad-Hitze, schlendern. Vor dem Dom, der prahlt mit Weltkulturerbe-Status, gönnen wir uns das obligatorische Softeis, das scheinbar zum Ostdeutschen Lebensgefühl gehört, und kühle Getränke. Ah, der Dom – ja, imposant, Spätromanik, Gotik, man spürt die Bedeutung. Aber heute nicht. Der Preis, die Hitze, die Menge an schon gesehenen Domen – irgendwann reicht es. Wer kann schon jeden Dom bewundern? Aber uns zieht es eher in die schattigen Cafés am Marktplatz, wo das Leben gemächlich vorbeizieht und wir bei einigen Gläsern gekühltem Zuckerwasser einfach mal tief durchatmen.











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