Deutschland – Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Deutschland – Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Während wir den Herbst willkommen heissen – der Regen prasselt unaufhörlich auf Felix’ Dach, sei es abends, nachts, frühmorgens oder tagsüber – schwelgen wir in Erinnerungen an den Sommer, der kaum zwei, drei Wochen zurückliegt.

Fast zwei Wochen verbringen wir in und um Brandenburg an der Havel. Diesmal verspüren wir keinerlei Lust auf das freie Stehen, auf Diskussionen mit Anwohnern und schlechtes Internet in der Heide. Stattdessen haben wir uns in einer Marina niedergelassen. Marinas sind unsere heimlichen Favoriten als Alternative zu Campingplätzen. Sie bieten eine gute bis sehr gute Infrastruktur, ruhige Nächte, sind – natürlich – immer in Wassernähe, haben meist nur wenige Plätze für Camper und bisher ausschliesslich freundliche Bootseigner und Mit-Camper.

Ich versuche, Gerd für Fontanes «Herrn Ribbeck auf Ribbeck im Havelland» zu begeistern, was mir leider nur mässig – eigentlich gar nicht – gelingt. Liegt es an der Literaturbanauserei meines Mannes oder an meiner wenig talentierten Vortragsweise?

Die Sonne brennt unerbittlich auf unseren Felix, sodass wir uns in schattige Hafen-Pavillons zurückziehen, um zu arbeiten, zu lesen und zu plaudern. Kochen lassen wir ausfallen, denn bei 35 Grad draussen und noch höheren Temperaturen drinnen vergeht uns die Lust, den Herd anzuschmeissen.

Doch nur 10 bis 15 Minuten zu Fuss (puh, auch das ist warm!) erreichen wir Brandenburgs Innenstadt. Hier schlendern wir durch die Gassen, bewundern Kirchen und den Dom, alte Rathäuser und fragen uns, warum überall merkwürdige Möpse die Stadt, na sagen wir mal, schmücken. Bis wir herausfinden, dass Brandenburg an der Havel tatsächlich Loriots Heimat- oder zumindest Geburtsstadt war. «Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.»

Wir treffen uns mit Reisefreunden, ziehen für ein paar wunderschöne Tage in einen Wald nahe der Havel, verbringen eine tolle Zeit miteinander und besuchen gemeinsam zwei Konzerte. Eigentlich würde ich gern erzählen, dass die gemeinsame Zeit und die Konzerte das Highlight waren. Waren sie auch, wollten wir nicht vergleichen. Aber erinnerungswürdig war dann die gemeinsame Taxifahrt in der Nacht nach dem Queen-Konzert: Erst warteten wir fast eine Stunde, um eines der heissbegehrten Taxis zu ergattern. Wir erfahren, dass nur noch ein Bruchteil der benötigten Taxis im Dienst ist. Kaum noch jemand will den Job übernehmen.

Doch dann müssen wir einen Unterhaltungszuschlag zahlen: Wir werden Zeugen der «Können Sie mich abholen?»-Anrufe. In breitester Berliner Schnauze wird hin- und her gemotzt. Wir lachen. Leider etwas zu laut. «Dit is nich witzig, wa!» poltert es zurück. Wir sind still, unser Fahrer rettet diese und viele weitere Situationen. Nach knapp 20 Minuten sind wir leider, leider angekommen. Wir hätten stundenlang zuhören können, was Taxifahrer in Randberlin nachts zu hören bekommen und geschickt kontern. Kein Vergleich zu einer Comedy-Show, kein Vergleich!

Achso, die Havel: Hm, so richtig ist das nicht unser Ding. Das Wasser ist grün-grützig, bedauerlicherweise auch muffig. Nach dem Baden ist unbedingt duschen angesagt. Nichts im Vergleich zu klaren Bergseen oder der türkischen, persischen oder griechischen Küste. So paddle ich in der Mittagspause oder abends ein wenig auf unserem SUP umher, begleitet von der Hoffnung, auf keinen Fall herunterzufallen. Einzig die kleine Freude einer Ostdeutschen jauchzt in meinem Herzen: Hier wird noch viel FKK gebadet, Kleid, Shorts, Schlüppi aus, rein ins Wasser. Also die anderen baden in der Brühe, mir ist das nichts.

Mit neuen Inspirationen, vielen Träumen für einen Winter in der Sonne und neuen Strick-Kenntnissen verabschieden wir uns erst von unseren Freunden, Tage später dann von Brandenburg. Eine wirklich schöne Gegend, uns beiden völlig unbekannt. Aber mit grossem Wiederkomm-Potenzial.

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste ’ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn.«

So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?«

So klagten die Kinder. Das war nicht recht –
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet’s wieder weit und breit.


Und kommt ein Jung‘ übern Kirchhof her,
So flüstert’s im Baume: »Wiste ’ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew‘ di ’ne Birn.«

So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

Theodor Fontane

leben pur

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Hier findet ihr unsere künftigen Vorträge:

Hier sind unsere aktuellen und vergangenen Vorträge aufgelistet. Anmelden könnt ihr euch über die beim Termin stehenden Links. Vermutlich kommen immer mal wieder welche dazu, also merkt euch den Link!

Termin: 25. & 26. Oktober 2024
Unsere Vorträge: 25. 10.  14:00 Uhr & 26.10. 10:40 Uhr
Ort: Schweiz, zwei Vanlife-Vorträge auf dem Suisse Caravan Salon Bern
Anmeldung: nicht nötig, aber du musst für den Caravan Salon Eintritt zahlen (oder melde dich bei uns, wir können ein paar Tages-Tickets verschenken).

Termin: 25. & 26. Oktober 2024
Unsere Vorträge: 25. 10.  12:00 Uhr & 26.10. 14:00 Uhr
Ort: Schweiz, zwei Vanlife-Vorträge auf dem Suisse Caravan Salon Bern
Anmeldung: nicht nötig, aber du musst für den Caravan Salon Eintritt zahlen (oder melde dich bei uns, wir können ein paar Tages-Tickets verschenken).

Termin: 24. November 2024 16 Uhr (Türöffnung 15 Uhr)
Ort: Deutschland, Landgasthof zum Mühlenteich 15345 Eggersdorf bei Berlin
Anmeldung: https://forms.gle/5XFgSz31NKzmCzmT8


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