Frankreich, Schweiz – Zwischen Käsegenuss und Heimkehr

Frankreich, Schweiz – Zwischen Käsegenuss und Heimkehr Lesedauer etwa 9 Minuten.

Wir reisen durch Frankreich, durch die majestätischen Seealpen, und weiter in die Schweiz. In Sète angekommen, verlassen wir unsere Fähre und erfreuen uns zunächst am geordneten Strassenverkehr. Doch die Stadt kann uns nicht fesseln, und so verweilen wir nicht lange.

Sète erscheint uns als eine schlichte Hafenstadt. Vielleicht tun wir ihr Unrecht, das jedoch werden wir wohl nie erfahren. Eigentlich wollen wir der Küste entlangfahren, doch das Wetter spielt nicht mit. Eine Nachricht von unserem Sohn erreicht uns: Seine erste Vernissage steht bevor. Ich blicke zu Gerd und frage:

«Meinst du, wir schaffen es in ein paar Tagen in der Schweiz zu sein?» Er nickt, und schon sind wir auf der Autobahn Richtung Norden. In Annecy finden wir einen malerischen Parkplatz direkt am See mit herrlichem Ausblick. Und – wer hätte das geglaubt – Kamelen auf der Wiese hinter uns.

Auch hier hat sich das Regenwetter eingeschlichen, doch das stört uns nicht. Wir haben ohnehin zwei Tage Arbeit vor uns, und warum nicht an einem schönen See mit bester Aussicht arbeiten?

Abends spazieren wir durch die Stadt, und in der Käserei eskaliert es ein wenig. Unser Verlangen nach gutem Käse ist riesig, und die Käsereien in Südfrankreich scheinen nur auf uns gewartet zu haben. Ein riesiges Angebot, und wir sind käsehungrig. Manchmal (immer? oder zumindest oft!) leben wir nach dem Lustprinzip. Die Preise erschrecken uns kurz, aber vielleicht ist das genau das richtige Eingewöhnungskonzept.

Wir schlemmen hervorragenden Cappuccino. Wir kaufen dunkles Vollkornbrot. Wir verlieren uns in den Gemüseregalen des Bioladens. Wir sind ein kleines bisschen im Paradies.

Mittwoch früh geht es weiter. Noch ein Alpen-Pass – oder vielleicht mehrere – wir wissen es nicht genau. Unser Navi hat bereits «Zuhause» als Ziel eingestellt. Und dann sind wir auch schon in der Schweiz. Mitten auf dem (irgendeinem) Pass rufe ich aus: «Hey, wir sind in Chamonix. Ich wusste gar nicht, dass wir hier vorbeikommen. Ich wollte schon immer mal nach Chamonix.» Also halten wir an, parken unseren Felix auf einem der raren Wohnmobilstellplätze und bummeln durch die Stadt.

Wir lassen uns von der Sonne verwöhnen, beobachten Pelzmantelträgerinnen und andere wohlhabende Chamonix-Besucher. In einem Strassencafé bestellen wir ein oder zwei Kaffees. Mit richtiger Schlagsahne obendrauf. Zitronenkuchen und Merengue, was ich früher Baiser genannt hatte.

Wir träumen davon, auch dieses Jahr wieder richtige Winterferien zu machen, sind aber insgesamt froh, dass wir einen Grossteil des Winters in der Sonne Nordafrikas, in Marokko, verbracht haben.

Die Gondelfahrt auf die Berge sparen wir uns. Wir müssen uns erst an die Preise hier gewöhnen. Aber ich vermute, da wir uns ja langsam sehr gut kennen, wird das relativ schnell gehen. Das mit der Preisgewöhnung.

Beim zweiten Sahne-Mocchachino denken darüber nach, direkt heute noch nach Hause zu kommen.

Aber was heisst «zu Hause»?

Eigentlich ist es nur eine Meldeadresse. Eigentlich ist es der Ort, wo wir Mama besuchen. Und dennoch freuen wir uns, dass wir einen kleinen Ort haben, den wir «zu Hause» nennen können. Denn wir wissen, bald ist es so weit: Ende ’26 werden wir ein neues, ein eigenes Zuhause haben, wo wir einziehen, wo wir unsere vier Kisten hineinstellen können und wo wir vielleicht darüber nachdenken, auch wieder mit mehr als zwei Tellern zu leben.

Was wir aber auf jeden Fall wissen, ist: So oft, wie wir in den letzten Monaten und Jahren eingeladen wurden, so oft möchten wir einladen. Wir freuen uns schon riesig darauf, Menschen zu uns einladen zu können. Wir freuen uns, dass die Menschen uns besuchen können. Und dass wir zurückgeben können, was wir bereits erhalten haben.

Denn nichts ist schöner als Geben und Nehmen. Aber dazu vielleicht ein andermal mehr.

Im Moment zieht es uns nach Hause. Wir fahren durch das Wallis und nehmen die letzten Pässe oder Passstrassen. Wir wundern uns tatsächlich, dass uns so viele Schweizer entgegenkommen, bis uns plötzlich auffällt, dass wir ja schon in der Schweiz sind.

Unsere Augen leuchten, als wir die Nummernschilder wieder zu kennen, und sind begeistert über die gemächliche Geschwindigkeit auf den Strassen. Ja, das ist bei uns so. Wir freuen uns tatsächlich, dass man langsam fährt. Zumindest ein Teil unserer zweiköpfigen Reisegruppe findet langsames Fahren absolut cool.

Wir kaufen einen Blumenstrauss für Mama und fahren auf den Hof. Womit wir überhaupt nicht gerechnet haben, ist, dass sie gar nicht da ist. Sie ist eigentlich immer da. Aber naja, gut. Jetzt nutzen wir die Chance, noch schnell die Wäsche zu waschen, ohne dass sie sich darüber ärgern muss, dass wir ihr ganzes Badezimmer in Sekundenschnelle in ein riesiges Chaos verwandeln.

Okay, dann eben am nächsten Tag: wir fahren los, um direkt die Familie zu besuchen, wo wir auch – und das zu Recht – Mama vermuten.

Gerd liegt derweil ein bisschen flach. Er hat sich entschieden, sich nochmal eine kleine Erkältung einzufangen. Ich habe das Gefühl, dass er das immer macht, wenn wir nach Hause kommen. Vermutlich ist er besonders müde und muss sich dann erholen. Aber von mir aus könnte er auch einfach sagen: «Ich lege mich zwei Tage ins Bett.» Dafür müsste er nicht krank werden. Naja, vielleicht muss ich ihm das nochmal sagen.

Wenige Tage später – die 2-Tages-Erkältung ist vorüber – besuchen wir grosszügig Familie und Freunde. Wir treffen tatsächlich fast jeden Abend uns liebgewordene Menschen und freuen uns wieder einmal, dass wir zu Hause so sehr willkommen sind.

Aber auch der Architekt unserer künftigen Wohnung, der Küchenbauer, der Elektriker, der Schreiner – all diese Menschen besuchen wir in den nächsten Wochen oft und wir fragen endlose Fragen belästigt und betrauen sie mit Aufgaben. Es wird, es wird, es wird langsam. Wir freuen uns schon riesig darauf!

Auch wenn das Ganze noch über ein Jahr dauert, hier mal eine Liste von Dingen, auf die wir uns schon sehr freuen, wenn wir wieder ein Zuhause haben.

Aber bevor ich die Liste schreibe, noch kurz ein Hinweis: Wir werden trotzdem weiter reisen. Vielleicht nicht mehr zu 100 Prozent, aber vielleicht halb-halb im Jahr oder Viertel-Jahr, Viertel-Jahr. Wir wissen es noch nicht genau, aber das Reisen wird wohl, wenn nichts dazwischenkommt, Teil unseres Lebens bleiben. Also hier eine völlig unvollständige Liste von Dingen, auf die wir uns freuen:

  • Eine eigene Waschmaschine, ohne immer fragen zu müssen.
  • Wir können Gäste einladen und bewirten.
  • Wir haben eine Nachtruhe in einem Bett, welches immer am selben Ort steht.
  • Wir freuen uns auf Blumen in der Vase und unseren kleinen Garten.
  • Wir freuen uns auf neue Erinnerungen, die wir schaffen.
  • Wir freuen uns auf Frühstück im Garten.
  • Wir freuen uns auf Nähen, Töpfern und all diese Dinge, die sich in unserem Felix nicht so umsetzen lassen.
  • Wir freuen uns darauf, dass wir versuchen wollen, unser Sofa nochmal aufzupolstern. Also wir wollen das wirklich versuchen, selbst machen. Mal schauen…
  • Wir freuen uns auf die Menschen, die wir dann kennenlernen im Haus oder im Dorf. Weil: wir ziehen ja in ein ganz neues Dorf.
  • Wir freuen uns darauf, uns mit Menschen zu verbinden.
  • Ein Teil unserer Reisegruppe freut sich auch darauf, im Fussballverein mitzumachen, und der andere Teil würde gerne an einem Tanzkurs teilnehmen.
  • Es gibt so unfassbar viele kleine Dinge, auf die wir uns freuen: auf den Tee auf dem Sofa mit Blick in den Garten. Auf unzählige Kuscheldecken, auf verschiedene Gläser für verschiedene Getränke.
  • Wir freuen uns auf das regelmässige Treffen mit unserer Familie, unseren Freunden, und tatsächlich freuen wir uns auf ein bisschen mehr Platz in unserem Leben.

Und je länger wir darüber nachdenken, desto mehr Dinge fallen uns ein, auf die wir uns freuen. Aber erst einmal fahren wir durch die Schweiz und durch Deutschland, nur um wenig später dann in Richtung Finnland aufzubrechen. Juchhu, das wird auch nochmal toll. Hoffentlich. Vorfreude ist doch etwas Wunderbares.

leben pur

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Vortrag
Kamele, Kulturen & viele Kontraste
Leben-pur reisen mit dem Camper durchs geheimnisvolle Persien

05.06.26; 20.30 Uhr Beim Sahara-Club-Treffen in Westhofen / Rheinland-Pfalz
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