Immer wieder merken wir, wie wir als Reisepaar «matchen», wie man so schön sagt. (Das Wort haben wir von Freunden gelernt, die gerade auf Partnersuche sind.) Eine hat immer neue Ideen, der andere macht einfach mit.
Denn unsere Route führt uns von den Meteora-Klöstern eigentlich – das Wort eigentlich ist nur für mich erfunden – direkt nach Igoumenitsa, von wo aus wir die Fähre nehmen wollen. Ein Blick auf den Kalender verrät uns, dass wir noch ein paar Tage Zeit haben, die wir gerne am Meer verbringen würden. «Ich möchte unbedingt noch Griechisch essen», sagt Gerd; ich möchte noch ein bisschen in den Bergen bleiben. Und da wir Igoumenitsa schon kennen, wissen wir, dass es kein schöner Urlaubsort ist, eher eine Hafenstadt mit viel Transitverkehr.
Also führt uns unsere Route durch eine wunderschöne Berglandschaft. Eine Kurve nach der anderen, den Berg rauf, den Berg runter. «Schaahaatz, ich hätte da noch eine Idee…» und schon landen wir am Acheron. Der liegt zwar gar nicht am Meer und ob es dort griechisches Essen in der gewünschten Qualität gibt, ist fraglich. Aber wir sind nun mal da und schauen es uns an. Am Fluss kann man sogar übernachten, lesen wir. Na dann!
Im Touristenrestaurant direkt am Fluss sehen wir Leute in Badeshorts durch den Fluss waten. Aha, das kann man hier also. Wenn wir nur Instagram aktiv nutzen würden, wüssten wir, dass das hier ein absolutes Highlight ist. Haben wir aber nicht, also müssen wir uns auf unsere eigenen Augen verlassen.
Der Acheron ist ein 58 Kilometer langer Fluss, der durch die historische Region Epirus fliesst und ins Ionische Meer mündet. Dieses werden wir in den nächsten Tagen mit der Fähre überqueren. Juchhuu. Der Fluss ist bekannt für sein kristallklares Wasser und seine wilde Schönheit. Ohhh ja!
In der Nähe des Flusses befinden sich auch mehrere historische und archäologische Stätten, darunter das Nekromanteion, ein Orakel der Antike, von dem man glaubte, dass es sich am Eingang zur Unterwelt befand. Gut, dass wir das erst nachher lesen, denn meine Fantasie hätte schon einiges getan, um nicht in den Fluss zu stapfen. Ich stell’ mir vor, ich wäre in die Unterwelt gezogen worden. Oder Gerd? Okay, zusammen ginge das, aber getrennt?
Wir lesen: «In der griechischen Mythologie war der Acheron der Fluss der Unterwelt. Er entsprang dem Styx, dem Fluss der Flüche, und mündete in den Kokytos, den Fluss der Klage. Der Acheron war der Ort, an dem Charon, der Fährmann der Unterwelt, die Seelen der Verstorbenen über den Fluss in das Reich des Hades brachte».
So laufen wir schnell zum Auto zurück, packen nur das Nötigste in unseren wasserdichten Rucksack (der nach fast 10 Jahren nicht mehr wasserdicht ist, wie wir erfahren werden), ziehen unsere Wasserschuhe an (die haben wir auch jahrelang ungenutzt mit herumgefahren) und stapfen los. Zuerst auf einem wunderschönen Wanderweg am Ufer des Acheron. Die Farbe des Wassers erinnert uns an «unsere» Aare in Bern, die verschlungenen Wege auch. Wir merken beide: Es ist Zeit für einen Heimatbesuch: Wir haben Heimweh nach der Schweiz.
Irgendwann ist der Weg zu Ende, hier treffen sich die Instagram-Mäuse (sorry, Content-Creator) zum Shooting. Wir schultern unsere Rucksäcke etwas höher und stapfen in den Fluss. Der ist ziemlich kalt. Aber da müssen wir durch. Die Strömung ist recht stark, Wanderstöcke wären gut, denken wir. Gut, dass sie seit Monaten unbenutzt in Felix liegen. Irgendwann stehen wir knietief im Wasser, aber der Fluss ist noch lange nicht zu Ende. Kurve um Kurve geht es weiter, das Wasser steigt (oder der Boden sinkt, je nachdem) und als uns das Wasser bis zum Hals, nein, bis zur Brust steht, müssen wir uns entscheiden: weiter schwimmen oder zurück?
Gerd, der unsere Kamera schon lange gegen eine neue eintauschen will, überlegt kurz, sie zu wässern und damit einen Neukauf zu begünstigen. Ich habe immer noch grosses Vertrauen in unseren «wasserdichten» Rucksack, hänge aber doch sehr an unserer Kamera. So entscheiden wir uns für den Rückweg.
Unsere Augen können sich nicht sattsehen: was für eine wunderschöne Landschaft. Das kristallklare Wasser, die ausgewaschenen Rundungen der Felswände und die vielen Libellen, Schmetterlinge und das laute Gezwitscher der vielen Vögel: einfach herrlich.
Für unseren Geschmack sind wir wieder viel zu früh an unserem Felix. Die durchnässten Klamotten ausziehen, die ziemlich nassen Sachen aus dem Rucksack trocknen (gut, dass ich alles doppelt-gemoppelt sichere: Pässe, Papiere und Backup-Festplatten sind noch in Zipper-Plastiktüten).
Und dann? Dann geht’s endlich ans Meer.
Quellen: https://www.discovergreece.com/de/experiences/best-adventure-activities-acheron-river-epirus // https://realgreeks.net/travel/entrance-of-the-greek-underworld/ // https://www.tripadvisor.com/Attraction_Review-g189452-d2706042-Reviews-Acheron_River-Parga_Municipality_Preveza_Region_Epirus.html
Merci fürs «Mitreisen»
Hier findet ihr unsere künftigen Vorträge:
Termin: 24. November 2024 16 Uhr (Türöffnung 15 Uhr)
Ort: Deutschland, Landgasthof zum Mühlenteich 15345 Eggersdorf bei Berlin
Anmeldung: https://forms.gle/5XFgSz31NKzmCzmT8
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