Wales – Begegnungen in Portmeiron

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Ich sag’ es gleich zu Beginn, heute war nicht unser beste Reisetag. Gibt es, wir wollen es selbst kaum glauben, auch bei uns. 

Die Stimmung ist so lala, das Wasser ist uns ausgegangen, der Nationalpark zeigt sich regnerisch und wir sind planlos. Eine will wandern, einer will nicht wandern. Eine hat Hunger, einer hat kein Müsli mehr. Mimimi.

So dümpeln wir durch den schönsten Nationalpark und landen in Portmeiron. Hier geht es leider ebenso grummelig weiter. Die Parkplatzsituation ist mehr als unbefriedigend, wir verfahren uns heftig in einer superengen und noch dazu steilen Sackgasse mit Gegenverkehr – klar, was sonst – und den Ton könnte man mit gereizt beschreiben. Und die Brücke, über die wir später fahren wollten, stellt sich als hölzerne Fussgängerbrücke heraus.

Na super. Am liebsten: Tag abhaken und morgen neu starten.

Aber es kommt anders, wie so oft.

Wir stellen Felix auf dem riesigen und völlig überteuerten Touri-Parkplatz ab, zahlen mal für zwei Stunden und wir bewegen uns. Luft. Frische Luft. Bewegung und Strand. Ich pflücke etliche Brombeeren und Hagebutten. Stopfe von den Brombeeren nahezu die Hälfte in mich hinein und bekomme obendrauf heftigste Bauchschmerzen. 

Nachdem ich also ein Klo aufsuchen muss und wir sowieso immer noch hungrig sind, setzen wir uns in eines dieser hübschen Promenaden-Cafés und bestellen wirklich mega-gutes Essen. 

Es beginnt zu regnen, wir werden nass. Gerd fragt das Paar am sonnenbeschirmten Nachbar-Tisch, ob wir uns dazu setzen dürften. Na klar, setzt euch her!

Wir kommen ins Gespräch mit unfassbar freundlichen, wissenden, weitgereisten und weltoffenen Menschen. Wir plaudern und diskutieren. Länder. Politik. Liebe. Familie. Natur. Einmal Themen rund um die Welt. Die Zeit vergeht, wir bestellen den zweiten Cappuccino, einfach, weil wir die gemeinsame Zeit geniessen und es irgendwie nicht enden soll.

Sie berichten, dass sie während des ersten Corona-Jahres statt den Kopf in den Sand zu stecken einfach ein B’n’B gekauft, umgebaut und eröffnet haben. Gäste? Nein, das ging ja nicht, war ja Lockdown. Und so haben sie es nach den Lockerungen dann langsam gestartet, sind nun sehr zufrieden und in der Tat bis kurz vor Weihnachten ausgebucht. Chapeau!

Eines ist jedoch komisch: während unseres Gespräches schaut er immer wieder auf sein Smartphone, unruhig, wie wir finden. Als er bemerkt, dass es nicht so unauffällig ist, wie er vermutete, berichtet er: Der Queen ginge es schlecht, man erwarte das baldige Ableben. Und er sei traurig. Er wisse ebenso wenig wie die meisten, warum er so traurig sei. Aber die Queen war irgendwie immer schon da, also wenn sie jetzt stirbt, wird etwas fehlen.

Wir beide verstehen das Monarchie-Ding ja bis heute nicht wirklich, merken aber, dass viele (nicht alle!) Briten mit dem System aufgewachsen sind und indessen hilflos der Situation gegenüberstehen. Und das einzige tun, was man tun kann: in Gedanken bei ihr und ihren Angehörigen sein.

Irgendwann ist auch der letzte Cappuccino ausgetrunken, der Regen immer stärker, der Sonnenschirm hält nicht alles ab, was er unsere Meinung nach abhalten sollte und wir verabschieden uns. Voller Dankbarkeit für den wunderschönen gemeinsamen Nachmittag trotten wir – mittlerweile wieder versöhnt mit uns und unserem Leben – zu Felix (hoffentlich hat keiner gemerkt, dass aus den zwei Stunden etwas mehr geworden sind!).

Den Abend verbringen wir in Ruhe bei einem Spaziergang und an einem einsamen Stellplatz mit dem besten Sonnenuntergang der Inseln und hören auf BBC die Info: Die Queen sei heute in Balmoral verstorben.

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Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

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2 Kommentare
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Karin Ott
Karin Ott
1 Jahr zuvor

Hallo Ihr Zwei,
es ist mal „schön“ 😉 zu lesen dass es auch bei Euch solche Tage gibt die nicht so harmonisch verlaufen und wo alles was schief gehen kann auch passiert. Auch wir haben festgestellt, wenn man einen solchen Tag so annimmt ( was nicht immer leicht ist), kommt eben unerwartet doch noch etwas Gutes.
Außerdem haben wir heute erst bemerkt, dass ihr Eure Reiseberichte zeitlich ca. 3 Wochen später einstellt. (Tod der Queen).
Wir waren schon verwundert wie warm es gegenwärtig noch in Irland und Wales zu sein scheint.
Herzliche Grüße von Karin und Gerd aus Berlin

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