Iran – Bandar Dingsbums bis Bushehr

Iran – Bandar Dingsbums bis Bushehr

Als wir zum ersten Mal von Bandar Abbas lasen, dachten wir, was für ein schöner, exotischer Name. Bis ich dann überall von Bandar X und Bandar Y las. Es dauerte tatsächlich eine Weile, bis uns beiden klar wurde, dass Bandar eigentlich nur Hafen bedeutet und der Name danach das Wichtigste war. So kam ich mit meiner Erinnerung an Bandar X oder Y nicht sehr weit. Man musste nur die Namen dahinter erinnern. Was uns auch nach Wochen in Iran und mit der persischen Sprache Farsi einfach nicht so gut gelingen will.

Na gut, wir fahren an der Küste entlang und fast jedes kleine Dorf heisst irgendwie Bandar. Es tut mir wirklich leid, aber wir können uns die Namen nicht so gut merken.

In irgendeinem Bandar arbeiten wir also, in einem anderen Bandar spricht uns Abolfazl an. Ob wir nicht Lust hätten, mit ihm ein bisschen die Küste entlangzufahren? Klar, haben wir. Er ist jung, spricht perfekt Englisch und ist sehr belesen. So lernen wir voneinander. Sitzen in unserem Van und erzählen einander von unseren Ländern. Von unseren Währungen, von Auto- und Krankenversicherungen, von Campingplätzen, die man bezahlen muss und von Verkehrsregeln, die man beachten sollte. Und nicht wie in Iran nur als Empfehlung gesehen werden.

Im Gegenzug erzählt er von der iranischen Geschichte, von der persischen auch. Jetzt sind wir nahe der Grenze zum Irak, und auch hier hat er viel zu erzählen: Der Iran-Irak-Krieg ist lange her, doch die Bilder der Gefallenen schmücken hier bunt die Strassenränder. Man mahnt und gedenkt der jungen, ja, meist jungen Männer. Und der Krieg sitzt tief im Gedächtnis aller. Viele Väter unserer neuen bekannten sind im Krieg gewesen, manche leider nie zurückgekommen.

Wir kochen zusammen und frühstücken gemeinsam. Abolfazl ist überrascht, dass wir ohne Brot essen können. Ich hatte Chili-sin-Carne mit Reis gekocht, da braucht man eigentlich kein Brot, um das Chili einzurollen. Komisch, wie jeder in seiner eigenen Lebensart gefangen zu sein scheint. Abolfazl macht uns leckeres Frühstück, er holt frisches Brot und kocht typisches iranisches Omelett, was hier immer mit Tomaten ist! Megalecker.

Wir besuchen ein Bandar-Dorf und sind überrascht, wie einfach es sich die Menschen immer wieder machen: Hotel? Fehlanzeige. Restaurants? Selten. Man fährt einfach irgendwo hin, stellt sein Zelt zwischen die Autos, rollt den bunten Plastikteppich davor, holt den Kocher raus und schon ist man im Urlaub. Ich stelle mir gerade vor, was die Leute sagen würden, wenn ich das oben am Simplon oder am Gotthard machen würde. Oder gar am Thunersee. Ach, das Geschrei wäre gross! Parkgebühren! Die Nutzung zweier Parkplätze! Nichts wird kostenpflichtig konsumiert. Wow, so unterschiedlich sind die Kulturen. Und wir müssen zugeben, auch wenn uns der herumliegende Müll hier überall stören würde, finden wir die Einfachheit hier deutlich angenehmer als die Überregulierung mancherorts in unseren Ländern.

Den Abend verbringen wir allein in Bushehr, einer recht bekannten Hafenstadt ohne Bandar im Namen. Viele Iraner schwärmen von der Stadt, wir schlendern tatsächlich an einer Art Promenade entlang, zu später Stunde auch durch die Altstadt. In einem süssen Café trinken wir etliche Tees (übrigens ist hier der Tee deutlich leichter als in der Türkei, man kann hier gut am Abend mehrere Gläschen zu sich nehmen) und kommen mit netten Leuten ins Gespräch. Eigentlich gibt es hier jeden Abend Live-Musik, aber nicht heute. Heute sei wieder irgendein Feiertag, man gedenke eines Imams, der heute vor soundsoviel Jahren gestorben sei. Und deshalb sei heute keine Live-Musik erlaubt.

Na gut, dann eben nicht. Als wir gerade ins Bett gehen wollen, merken wir plötzlich, dass es uns in der Stadt immer viel zu laut ist. Also raus mit uns, raus in die Natur! Mitten in der Nacht fahren wir los und finden ein nettes Plätzchen, wo wir in Ruhe schlafen und unsere weitere Route planen können. Schliesslich verlassen wir schweren Herzens die Küste und machen uns auf den Weg nach Norden, in die Berge (juchhu!) und tatsächlich in Richtung Heimat, wenngleich das wohl noch eine Weile dauern wird.

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur


Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

Du denkst, unsere Reiseerlebnisse könnten auch andere interessieren? Dann kannst du den Beitrag ruhig teilen. Per E-Mail oder wie du das auch immer möchtest.

Ausserdem kannst du, falls du es noch nicht getan hast, unseren Newsletter abonnieren. Hier bekommst du immer, wenn wir etwas Neues veröffentlichen oder einmal die Woche freitags alle unsere Erlebnisse in deine Mailbox: leben-pur.ch/newsletter

Wir freuen uns auch sehr über deine Ansichten, deine Tipps oder deine Fragen. Kommentiere doch einfach auf den Beitrag!

 

Teilen:
Abonnieren
Benachrichtigen Sie mich bei
guest

0 Kommentare
Inline-Rückmeldungen
Alle Kommentare anzeigen
de_DE