Im Iran beginnt das neue Jahr am 20. oder 21. März, genau zum Zeitpunkt der Frühjahrstagundnachtgleiche, deren Datum jedes Jahr durch astronomische Beobachtungen festgelegt wird. Dieses Ereignis, das als «Neujahrstag» bezeichnet wird, markiert den Beginn des Frühlings. Im Gegensatz dazu wird der westliche Jahreswechsel im Iran nicht gefeiert, das Datum ist vielen unbekannt.
Die Vorbereitungen für Nowruz beginnen schon einen Monat vorher mit einem grossen Frühjahrsputz im Haus. (Das haben wir gelesen, können es aber nicht so recht glauben, zumindest habe ich in meiner Kindheit einen gründlicheren Frühjahrsputz erlebt). Danach geht es an die Einkäufe für das Fest. Traditionell erneuern viele ihre Garderobe vor dem Fest. Ein besonderes Fest, tschahar shanbeh soori, wird am letzten Mittwoch vor Nowruz gefeiert, wenn im ganzen Land Feuer entzündet werden, begleitet von dem Wunsch, die Blässe des Winters gegen die Frische des Feuers einzutauschen. Es ist eine Zeit, in der die Familie zusammenkommt, Geschichten erzählt und Süssigkeiten geteilt werden.
Pünktlich zur Tagundnachtgleiche, sa’at-i tahvil genannt, versammeln sich die Familien um ihren haft-sin, einen mit sieben besonderen Gegenständen geschmückten Tisch, um sich ein glückliches neues Jahr zu wünschen und Geschenke auszutauschen. Diese Gegenstände, die alle mit dem Buchstaben «S» beginnen, sind tief in der persischen Kultur verwurzelt und umfassen unter anderem gekeimten Weizen, süssen Pudding und einen roten Apfel. Der haft-sin wird oft durch andere Symbole wie einen Spiegel, Kerzen und Gedichtbände von Hafez oder Ferdowsi ergänzt. In einem Café, in welchem wir waren, legte sich zur Nowruz-Tischdeko dann noch die Katze des Hauses dazu, was gibt es für uns Schöneres?
Mit Nowruz beginnt auch eine 13-tägige Ferienzeit, in der viele Iraner*innen verreisen und die Urlaubsorte überfüllt sein können. Die Feiertage enden mit Sizdah Bedar, einem Tag, an dem die Menschen zum Picknick ins Freie gehen und symbolisch die Sorgen des vergangenen Jahres abwerfen, indem sie gekeimten Weizen in die Erde pflanzen oder in einen Fluss werfen.
Diese Informationen habe ich meinem allzeit parat liegendem und wirklich guten Reiseführer «Iran» von Stefan Loose sinngemäss entnommen. Besser hätten wir unsere Erfahrungen auch nicht zusammenfassen können.
Soweit die Theorie.
Die Insel Qeshm ist so ein Ort, an dem viele ihren Urlaub verbingen. Dieses Jahr begann das neue Jahr um 6.30 Uhr morgens, leider haben wir Schlafnasen das an unserem einsamen Strand komplett verschlafen. Aber die vielen Touristen, ja, die haben wir gesehen. Wir sind ganz erstaunt, wie viele Zelte auf diese Insel passen. Es gibt jetzt viel mehr Zelte als Häuser, neben jedem Auto steht ein Zelt. Vor jedem Zelt ein Teppich, ein Gaskocher, eine Shisha und Kissen zum Entspannen. Vor den Teppichen stapeln sich die Millionen und Abermillionen Plastiklatschen. Gezeltet wird irgendwo auf dem Beton, auf dem Bürgersteig, auf dem Grünstreifen mitten auf einer sechsspurigen Strasse. Überall wird geparkt. Abends übertönen sich Musik und Grillgerüche.
Überall, wo wir hinkommen, werden wir zu geselligen Runden eingeladen, unsere frisch eingekauften Vorräte finden keine Verwendung, weil überall leckere Hausmannskost, wunderbare persische Süssigkeiten und Kannen voller Tee aus den Kofferräumen geholt werden. Bei Gesang, Tanz und mehrtägigen Nowruz-Feiern bekommen wir einen Eindruck davon, wie es ist, wenn man uns mit «Die Insel wird zu Nowruz voll!» gewarnt hatte.
Natürlich wussten wir schon vorher, dass wir zu Nowruz auf Qeshm sein werden, aber es war auch unser Ziel, das einmal mitzuerleben.
Hinweis: Wir werden nach wie vor keine Fotos veröffentlichen von Tanz & Familien, von denen wir keine Erlaubnis erhalten haben.
Merci fürs «Mitreisen»
Hier findet ihr unsere künftigen Vorträge:
Termin: 24. November 2024 16 Uhr (Türöffnung 15 Uhr)
Ort: Deutschland, Landgasthof zum Mühlenteich 15345 Eggersdorf bei Berlin
Anmeldung: https://forms.gle/5XFgSz31NKzmCzmT8
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