Am Anfang wundern wir uns noch, warum überall im Land grosse, flache Betonblöcke stehen. Natürlich denken wir, dass darauf ein Bungalow oder eine kleine Verkaufshütte gebaut werden soll. Bis wir merken, das sind Picknickplätze. Da wird nichts mehr drauf gebaut, das ist schon richtig so.
Weil wir beobachten: Ein weisses (meistens weisses) Auto hält an, viele Leute steigen aus, der Kofferraum wird geöffnet, die Musik spielt laut. Und sofort wird auf den Betonklötzen ein Teppich ausgerollt, manchmal gibt es noch Kissen für die Gemütlichkeit. In aller Ruhe wird nun das Essen auf dem Teppich verteilt: gefüllte Schüsseln, volle Schalen, Becher, Tassen, Teekannen, Besteck (Nur Gabel und Löffel, Messer sehen wir hier nie). Nüsse, Datteln, Knabbereien, Getränke, Fladenbrot und Süssigkeiten. Neben den Betonblöcken lodert schnell ein Feuer oder es zischt der Gaskocher, es wird gegrillt oder gebraten. Die Shisha, die hier Huka (قلیان) heisst, ist am Start und eigentlich in jeder Familie wird gelacht, gesungen und geplaudert.
Kaum kommen wir an einem solchen Picknickplatz vorbei, werden wir eingeladen. Hier, vor den Toren von Persepolis, gibt es zwar keine Betonblöcke, aber die Teppiche füllen die freie Fläche genauso aus. Eigentlich wollen wir nur schauen, lauschen, schnuppern. Stattdessen sitzen wir im Nu bei der Familie des Taxifahrers. Und wenig später bei der Familie eines Reiseführers und Hotelbesitzers. Als wir über die Felsen klettern, um eine bessere Aussicht zu haben, werden wir von jungen Leuten eingeladen, diesmal lehnen wir dankend ab, wir können nicht mehr. Unsere Bäuche sind voll, unsere Gedanken kreisen noch um die letzten Gespräche. Und ganz ehrlich, wir merken, dass uns die Lautstärke der Jungs gerade zu laut ist.
Überall im Iran beobachten wir Menschen beim Picknick: am Strassenrand, auf Autobahnen, in allen Städten auf jeder sich bietenden freien Fläche (Wiese wäre im Iran, wo es ziemlich trocken, wüstenähnlich und staubig ist, zu viel gesagt). Selbst in Kreisverkehren, mittendrin, sehen wir die Familien gemütlich sitzen. Klar, dass die dazugehörigen Autos im Kreisverkehr parkieren, oder?
Langsam schleicht sich in mir ein Wunsch ein: Ich glaube, ich möchte auch so einen Picknick-Teppich haben. Ich finde die richtig schön. Die sind stabil, sandundurchlässig und echt eine gute Idee für uns. Aber das finde nur ich. Gerd erinnert mich an die vielen Dinge, die ich schon mit uns herumfahren, ohne dass wir sie je brauchen und für heute lasse ich es dabei. Denn für das SUP, die Schneeketten, das Abendkleid und den Anzug, die vielen Kuscheldecken und die viel zu vielen Wollsachen, die bisher fast ungenutzt durch die Welt gefahren wurden, habe ich wirklich keine gute Erklärung.
Wobei, so ein Teppich würde den Braten ja auch nicht fett machen, oder?
Merci fürs «Mitreisen»
Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.
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