Iran – Schönes, Sonderbares, Wundervolles –Teil 2

Iran – Schönes, Sonderbares, Wundervolles – Teil 2
Dieser Beitrag ist Teil der Serie Iran-Infos

Iran ist für uns ein wirklich spannendes und interessantes Land. Hier ist irgendwie alles anders. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schmunzeln, lachen, sind irritiert und manchmal auch verzweifelt. Aber das Beste: Egal was, es ist immer jemand da, der fragt, ob wir Hilfe brauchen oder einfach nur einen Tee.

Geld

Wir wussten schon vor der Einreise in Iran, dass westliche Kreditkarten hier nicht funktionieren würden. Deshalb haben wir einfach Dollar (Euro wäre auch gegangen) in bar mitgenommen. Viel braucht man hier nicht, die Reisekosten sind wirklich günstig. Zu Beginn haben etwas getauscht, so um die 100 Dollar, und tragen jetzt eine riesige Tasche voller Rial und Toman mit uns herum. Richtig gelesen, es gibt zwei Währungen. Rial und Toman. Warum, ist uns nicht ganz klar. Aber egal, wir fragen einfach, was sie meinen und zahlen dann. Das Gute ist: 10 Rial sind 1 Toman, also einfach zu rechnen. Aber hier gibt es keine 10 Rial, sondern Zehntausende, Hunderttausende oder Millionen. Wir haben zum Beispiel 1,5 Millionen Rial für die Autobahnmaut bezahlt, das sind etwa 2 bis 3 Dollar (je nach Wechselkurs). Museen und Moscheen beispielsweise kosten pro Person derzeit (2024) eine Million Rial. Nach offiziellem Bank-Kurs sind das etwa CHF 2.10 (oder Euro, ist ja ähnlich).

Ach ja, Wechselkurse. Die sind in Banken und Wechselstuben anders als in Juweliergeschäften und auf der Strasse. Und sie ändern sich ständig. Es ist also gar nicht so einfach, das mit dem Geld hier zu verstehen. Aber so nach zwei, drei Wochen hat man es langsam raus.

Und wer es sich etwas einfacher machen will, kann sich im Vorfeld (rechne ein, zwei Wochen ein) eine iranische Touristen-Kreditkarte besorgen (lassen), darauf Geld einzahlen (lassen) und in die erstaunten Augen der Händler schauen, wenn man statt mit Bargeld mit der Karte bezahlt. Denn das erwarten die wenigsten von Ausländern. Und das Beste: Man kann fast überall mit Karte bezahlen. Den Tee am Strassenrand, die Mautgebühren, die kleinen Souvenirs auf dem Basar. Jeder Händler hat ein Lesegerät. Bezahlt wird hier immer mit Rial.

Apropos Kreditkarte: Es ist völlig normal, dass man dem Händler seine Pin-Nummer nennt. Laut und deutlich. Wir halten die Karte über den Tresen, der Händler zieht sie durch, fragt nach «Passwort», Gerd sagt es laut und deutlich und alle sind einverstanden. In einem Café in Tabriz kannte die Kellnerin beim zweiten Besuch sogar noch unsere Nummer. So langsam haben wir uns daran gewöhnt. Am Anfang haben wir das Wort PIN = Personal Identification Number einfach viel zu ernst genommen. Wie bünzlig wir doch sind.

Iran – eigentlich wollten wir nur Gas tanken
Iran – jeder noch so kleine Shop hat Kartenlesegeräte.

Internet

Es gibt gute Anbieter, wir haben uns für IranCell entschieden. Und eine SIM-Karte gekauft (mit Hilfe von einem Local), die wir jederzeit aufladen können. Die Simkarte selbst inkl. 300 GB hat uns ca. 35 Euro/Franken gekostet. Diese SIM-Karte haben wir in unser WLan-Böxli gesteckt und verbinden Handys und Computer über WLan.

Wir haben gehört, dass Iran ausländische Geräte nach 30 Tagen sperrt. Meistens wohl die Smartphones. Ob das auch für Router, wie wir sie verwenden, gilt, wird sich zeigen. Bisher tut es das Böxli auch nach über einem Monat ncoh. Für den Sperr-Fall haben wir aber noch ein zweites, altes Ersatzböxli dabei. Oder man kauft sich hier eine iranische Box für diesen Fall. Es bleibt also spannend. Ausserdem kann man sein Telefon auch freischalten lassen. Wie aufwändig das ist und welche Kosten entstehen, wissen wir nicht. Da wir ja nicht jahrelang bleiben, passt das so für uns.

Das Internet selbst ist ok, nicht superschnell, aber auch nicht langsam. Für bestimmte Webseiten oder Dienste (z.B. irgendwelche Messenger) ist es von Vorteil, ein oder mehrere verschiedene VPNs zu haben.

Wir benötigen schon seit Jahren für alles und eigentlich immer VPN für unsere Arbeit. Das hat nichts mit Iran zu tun, sondern mit der Sicherheit unserer Daten und der unserer Kunden.

Viele deutschsprachige Webseiten sind ohne VPN nicht erreichbar. Vermutlich sind sie entweder vom Iran oder vom deutschen/schweizerischen Provider gesperrt. Wir wissen es ehrlich gesagt nicht.

Unser Standard-VPN-Anbieter Nord-VPN (nutzen wir seit Jahren auch geschäftlich) funktioniert bei uns überhaupt nicht. Proton und Surfshark wechseln sich mit der Erreichbarkeit ab und so können wir auch mit unseren Kunden in Kontakt bleiben.

Telefon-Shops. Klar, oder?

Sprache & Schrift

Der Iran ist ein Vielsprachenstaat. Die Hauptsprache ist Persisch. Und viele Leute sprechen Englisch. Gut bis sehr gut. Und alle kennen Google-Translate. Selbst im abgelegensten Dorf weiss man sofort, was zu tun ist, wenn ich mein Telefon in die Richtung des Gesprächspartners halte. Man spricht sofort hinein und liest die Übersetzung ab. Das klappt wunderbar.

Persisch selbst tönt sehr schön und ist nicht mit Arabisch zu verwechseln. Die Buchstaben sehen aber gleich oder ähnlich aus, nur können wir sie nicht lesen. Die Schrift wird von rechts nach links geschrieben und gelesen, die Zahlen dann von links nach rechts. Die Zahlen von 0 bis 9 können wir schon gut lesen. Das Dach ۸ zum Beispiel ist die 8 (Dacht), die 9 ۹ ist gerade und die 6 ۶ sieht aus wie die 9, ist aber schräg. Aber Verwirrung schaffen die Ziffern 4 (۴ oder ٤), 5 (۵ oder ٥) und 6 (۶ oder ٦), die auch noch wieder anders aussehen können. Und im Arabischen beispielsweise ist dann die Ziffer ٤ statt 4 die 5. Haben wir dich verwirrt? Ja? Wunderbar, willkommen in unserem eigenen Hirn-Chaos. (Quelle: https://persianum.wordpress.com/persische-sprache/eins-zwei-drei-zahlen/persische-zahlen-1-bis-20-%DB%B2%DB%B0-%DB%B1/)

Auf langen Autobahnfahrten üben wir das mit den Nummernschildern. Und auf Preisschildern und Quittungen vergleichen wir das dann.

Strassenschilder sind oftmals, nicht immer, neben persisch mit lateinischen Buchstaben angeschrieben. Das hilft besonders an grossen Kreuzungen oder auf der Autobahn oder auf Überlandstrassen.

Iran – Sprache
Iran – Sprache: Ganz klar: 240,000 Toman. Für reichaltigen Honig.
leben pur
Derlei Schilder mit «Untertiteln» in lateinischer Schrift findet man eher an grossen Kreuzungen. In ländlicher Gegend eher weniger.
leben pur
Wir lernen die Ziffern kennen.
leben pur
Eine Quittung, die wir mittlerweile gut entziffern können.

Handzeichen

Wir stellen fest, dass es hier andere Handzeichen gibt, als wir sie kennen. Bei einer Verkehrskontrolle zum Beispiel halten die Polizisten die Hand gerade und bewegen sie mehrmals nach unten. Wir würden das als «Halt!» interpretieren. Es bedeutet aber: «Weiterfahren!» Der Daumen nach oben, den wir für okay, super, sehr gut verwenden, kann hier vor allem bei der älteren Generation zu Verwirrung und Verlegenheit führen. Ähnlich wie bei uns der erhobene Mittelfinger.

Augen-, Hand- und Körperkontakt

Entgegen allen Warnungen komme ich als Frau sehr gut in Kontakt. Vor allem jüngere Frauen, die ihr Kopftuch etwas lockerer auf dem Kopf tragen, lächeln mich an und laden uns ein. Gerd wird eher von Männern angesprochen und freundlich angelächelt. Wenn wir merken, dass Augenkontakt nicht erwünscht ist, vermeiden auch wir ihn. Das fühlt sich für uns besser an, wir wollen nicht in die Privatsphäre eindringen, was vielleicht nicht erwünscht ist.

Männer geben meistens nur Gerd die Hand, ich werde höflich gegrüsst. Zur Begrüssung ist es auch üblich, einfach die Hand auf die Brust oder das Herz zu legen und leicht zu nicken. Sind wir aber erst einmal Freunde, gibt es zum Abschied auch eine Umarmung. Wobei ich als Frau immer abwarte, wie ich die Zeichen des Gegenübers deuten kann. Oder ganz einfach: Wir fragen, ob wir sie einmal umarmen dürfen. Meistens kommt dann ein freundliches Ja und die Umarmung ist fast so intensiv, wie wenn wir unsere eigenen Mütter oder Kinder umarmen. Voller Herzenswärme.

Toiletten

Wer täglich seine Kniebeugen macht, ist auf iranischen Toiletten gut aufgehoben. Denn die Toiletten hier sind sogenannte Hock-WCs. Meistens sehr sauber. Aber oft ohne Klopapier. Dafür mit Popo-Dusche. Wenn es dann doch mal Klopapier gibt (oder man es sicherheitshalber dabei hat), darf man es auf keinen Fall mit herunterspülen, sondern muss es in die dafür vorgesehenen Mülleimer werfen. Aber: Dieser Teil ist für uns nicht neu, das hat schon in Griechenland angefangen. Und man sollte sich wirklich daran halten, die Rohrsysteme sind echt schnell verstopft! Und wir sind ehrlich: am liebsten gehen wir zu Hause aufs Klo, wir nennen uns selbst liebevoll «Heimscheisser».

leben pur

Kleiner Hinweis am Rande

Das sind alles nur unsere eigenen Erfahrungen. Ganz persönlich notiert und möglicherweise anders und vielleicht sogar unvollständiger, als es andere Reisende vielleicht erlebt haben. Also: selbst erleben ist die beste Empfehlung!

Es gibt noch so viele Eindrücke, die ich notiert habe. Beim nächsten Mal geht es um den Verkehr und alles, was uns rund ums Auto wichtig, lustig, bemerkenswert erscheint.


Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

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