Iran – Varzaneh-Wüste, Sama‘-Tanz, Gavkhuni-Sumpf und Salzsee

Iran – Varzaneh-Wüste, Sama'-Tanz, Gavkhuni-Sumpf und Salzsee

Es ist langes Wochenende. Freitag und ein Feiertag am Sonntag. «Unser» Wüstenstellplatz füllt sich, die Zimmer im Eco-Camp sind alle belegt. Um uns herum herrscht reges Treiben.

Tagsüber spüren wir eine stark testosterongeschwängerte Atmosphäre: Hochmotorisierte Geländewagen halten mit laufendem Motor direkt um uns herum. Es wird an den Motoren geschraubt, Luft aus den Reifen gelassen, um in den Dünen besser fahren zu können. Kurvige Sand-Bremsübungen gehören zum Standardprogramm hier. Und dazu die im Iran unvermeidliche laute, wirklich sehr laute Musik aus den Autos. Dass verschiedene Autos verschiedene Lieder spielen: egal. Dass die Boxen meistens schnarren? Auch egal. Die Lautstärke zählt.

Wir üben uns in «Aha, interessant!»-Gedanken. Es will uns nicht so recht gelingen. Wir setzen uns zum Frühstück auf die Terrasse des Eco-Camps und werden gleich von ein paar Jugendlichen zum Tee eingeladen. Ob sie auch die Dünen abfräsen, fragen wir. Nein, die meisten sind Künstler. Und sie haben eine sehr gute Tänzerin dabei. Ob wir Sama’ kennen? «Äh, nein, kennen wir nicht.» Die Tänzerin lächelt und verspricht, heute für uns zu tanzen. Oh, was für eine Freude!

Sama‘ (auch Semah genannt) ist ein wesentliches Element der Trancetänze (und erinnert uns vage an die Tänze der Derwische in der Wüste von Abu Dhabi). Diese Tänze werden von spirituellen Liedern begleitet, die sowohl gespielt als auch gesungen werden. Sie wurden 2010 in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Die Ausführung dieser Tänze ist durch den Wechsel von langsamen und schnellen Schrittfolgen sowie durch kreisförmige oder auf das Zentrum ausgerichtete Bewegungen gekennzeichnet. Charakteristisch für diese Tänze sind Drehungen um die eigene Achse, durch die eine symbolische Vereinigung des Menschen mit Gott und der Natur erreicht werden soll. Die Handhaltung ist von grosser Bedeutung: Während die rechte Handfläche nach oben zeigt, zeigt die linke Handfläche zum Boden. Die Drehbewegungen, sowohl im Kreis als auch um die eigene Achse, sollen die Bewegung der Planeten um die Sonne und die unendlichen Kreisläufe des Lebens und der Natur widerspiegeln.

So stapfen wir nach dem Frühstück alle auf die Dünen und schauen der Tänzerin zu. Wir fühlen uns wie in einer Privatvorstellung und sind wie verzaubert. Hoseiin, ein begnadeter Fotograf, hält die Tänze mit seiner Kamera fest, wir «knipsen» nebenbei ein wenig mit.

Was für ein wunderbares Geschenk, an diesem Tanz teilhaben zu dürfen. Sogar die 4×4 Geländewagen in den Dünen mit ihrem Lärm und Auspuffgestank habe ich ein wenig vergessen. Danke für diesen wundervollen Moment!

Als wir zu unserem Felix zurückkehren, kommt die nächste Überraschung. «Wir fahren zum nahe gelegenen Salzsee. Wollt ihr mitkommen?» «Ja, aber mit unserem Camper geht das leider nicht», sagen wir etwas traurig. «Bei uns ist noch Platz, steigt ein!»

Wir schnappen uns noch eine Flasche Wasser und unsere letzten Datteln (wir müssen unbedingt für Nachschub sorgen!) und steigen in eines der Autos ein. Und sind dankbar für die Möglichkeit, wieder einmal ein wenig in das Leben der Iranerinnen und Iraner eintauchen zu können.

Das Gavkhuni Feucht- oder Sumpfgebiet ist ein nahezu unberührtes Gebiet und erstreckt sich über eine Fläche von ca. 476 Quadratkilometern. Es ist ein Salzsumpf mit einem Salzgehalt von 315%. Mit den Autos kommen wir natürlich nur bis zum Rand, hier befindet sich der kleine wasserreiche Rest eines Salzsees. Der grösste Teil ist tatsächlich verkrustetes Salz, das so fest ist, dass es begeh- und befahrbar wäre.

Zum Namen lesen wir, dass Gavkhuni aus zwei Teilen besteht: Gav bedeutet gross und Khuni kommt von Khan, was Brunnen bedeutet. Grosser Brunnen sozusagen.

Von dem Brunnen ist nicht mehr viel zu sehen, aber wir glauben auch, dass wir nicht wirklich im Sumpfgebiet, sondern auf der ausgetrockneten Kruste des Salzsees gelandet sind. Hier können wir noch einmal der Tänzerin zuschauen und selbst den Salzsee erkunden. Die Kulisse könnte nicht schöner sein, die Sonne scheint grandios, die Augen brennen von der gleissenden Helligkeit des reflektierenden Salzes. Während Hoseiin wieder viele Fotos macht (uns ist inzwischen klar, dass das Shooting der Grund für den Ausflug war), erkunden wir ein wenig die Gegend und unterhalten uns mit den jungen Leuten. Sie fragen uns nach unserem Leben, wir fragen sie nach ihrem. Wir reden über Träume und Realitäten, über Familie, Kinder, Heirat und Beruf.

Wieder einmal sind wir dankbar für die Gastfreundschaft der Iraner*innen, schliesslich haben wir durch die vielen Einladungen ein ziemlich gemischtes Bild der Stimmung. Die eine Familie hat diese Gedanken, die nächste wieder andere. Es ist wie bei uns zu Hause: Jede Familie hat andere Prioritäten.

Den Abend verbringen wir wieder am Lagerfeuer. Wir lauschen der Musik, träumen beim knisternden Feuer und essen gemeinsam zu Abend. Endlich dürfen auch wir etwas beisteuern: Ich habe einen grossen Topf Linsensuppe gekocht, der allgemein Anklang findet.

Während draussen noch lange die laute, in unseren Ohren arabisch anmutende Musik der Dünen-Jeep-Safari-Truppe spielt, liegen wir im Bett, schauen uns noch einmal die Bilder an und denken wieder: Was für ein Tag! Wie viele ungeplante und schöne Erlebnisse passen eigentlich in einen einzigen Tag?

Quellen: https://www.visitiran.ir/attraction/Gavkhuni-Wetland & https://itto.org/iran/attraction/Gavkhuni-Wetland/
Fotograf: https://www.instagram.com/hoseiin_sky/
Tänzerin: https://www.instagram.com/sama_valeh/

leben pur

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Iran – Varzaneh-Wüste, Sama'-Tanz, Gavkhuni-Sumpf und Salzsee

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Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

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Rachel
Rachel
1 Monat zuvor

Whow! 🥰👍
Ja, wieviel passt in einen Tag ?
Eine gute Frage.
Wobei das WAS da eher interessant ist.
Und von dem WAS kann es gar nicht genug sein, meine ich. 😬😁
Wunderschön!

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