Es geht landeinwĂ€rts. Die Strassen werden enger, viel enger. Die Ortsdurchfahrten werden jetzt wie in SĂŒdengland mit «Oh nein!»-Rufen quittiert.
Aber wir haben ein Ziel: die Höhlen von Zungri. Ăffnungszeiten im Winter nur bis kurz nach Mittag, wir lernen und wissen um die streng eingehaltene Siesta.
Auf kleinstem Raum und in einzigartiger AtmosphĂ€re fĂŒhrt uns die Zeitreise tausend(e) Jahre zurĂŒck. Die Höhlensiedlung, «Grotte» genannt, umfasst fast 3.000 mÂČ, ihre Entstehung ist bis heute eigentlich noch ungeklĂ€rt.
Es gibt zwei Hypothesen: eine von orientalischen Völkern gegrĂŒndete Siedlung oder ein Vorposten des nahegelegenen Kastron von Mesiano, der als ProduktionsstĂ€tte und Lager diente. Im Laufe der Jahrhunderte erbaut und verĂ€ndert, reichen die Siedlungsspuren wahrscheinlich bis ins 8. bis 12. Jahrhundert zurĂŒck. Hier dienten in den Fels gehauene und ausgemauerte Höhlen als Wohnung, Stall, Wein- und Branntkalklager oder auch Kornspeicher.
Dachten wir zuerst, kleine Schilder = kleine Höhlen, so lernen wir, wie wir uns tĂ€uschen liessen. Eineinhalb Stunden irren wir – wieder ganz allein – durch die Höhlen, Ă€h, Verzeihung, Grotten. Viele der Erdlöcher sind dachlos, Pflanzen und StrĂ€ucher nehmen sich zurĂŒck, was ihnen einmal gehörte. Die Aussicht ist grandios, die Lage geschĂŒtzt. Wir trĂ€umen vom Minimalismus und der Einfachheit vergangener Zeiten und sind doch dankbar, dass unser Felix mit Heizung, Herd und Dusche ausgestattet ist.
Im angrenzenden Museum finden wir eine FĂŒlle von GegenstĂ€nden, die die lokale Volkskultur des 19. und 20. Jahrhunderts widerspiegeln, geordnet nach Themen wie Landwirtschaft, Weberei, Schmiedekunst, Kleidung und Hausrat. Drei RĂ€ume sind mit landwirtschaftlichen GerĂ€ten, alten Produktionsmaschinen und vielen anderen GegenstĂ€nden aus dem Alltag der Höhlen- und Bauernkultur gefĂŒllt.
Besonders fasziniert hat mich die Handarbeitsecke. Immer wieder denke ich, wie aufwendig es frĂŒher (und auch heute noch, aber fĂŒr uns meist unsichtbar) war, einfachste KleidungsstĂŒcke herzustellen.
Beim Verlassen des Museums gibt uns die Museumsmitarbeiterin noch den Tipp, durch das kleine Dorf zu schlendern, hier ist es irgendwie angesagt, die TĂŒren von KĂŒnstlern bemalen zu lassen. Und so kommen wir auf dem Weg zu unserer rollenden Wohnhöhle an vielen Kunstwerken vorbei, die dem StĂ€dtchen irgendwie ein wenig Glanz verleihen.
Merci fĂŒrs «Mitreisen»
Wir ĂŒberlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag ĂŒber unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hĂ€ttet, was wĂŒrde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzĂ€hlen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin â einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wĂ€ren vorstellbar. Schreibt uns gern.
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Hallo ihr Beiden,
klasse, dass ihr Zungri entdeckt habt.
Ein echtes calabrisches Kleinod.
Falls ihr noch nicht so weit seid, fahrt nach Ginosa, nicht nach Matera.
Bin gespannt, wo es euch noch so hingetrieben hat.
Herzliche GrĂŒĂe und tolle Weiterfahrt
Sabine
Oh, liebe Sabine, schade, dass wir schon vorbei sind. Das ist ja das Dumme, dass wir etwas verspĂ€tet schreiben…
Aber wir haben tolle Ecken entdeckt, trotzdem â€ïž
Liebe GrĂŒsse! Heike