Tunesien – Ankunft in Tunis

Leben pur. Unterwegs! – Ankunft in Tunis

Neu in einem Land bedeutet für uns immer erst Organisatorisches. Geld wechseln, Internet besorgen, Lebensmittellage checken und vor allem: wie fühlt es sich an, frei zu stehen.

Bevor wir jedoch in Tunesien einreisen, müssen wir das erste Mal in unserem Leben eine wirkliche Grenzkontrolle passieren (wenn man mal die nach Georgien aussen vor lässt).

Wir werden aufs Autodeck gelassen, besteigen unseren Felix und sind parat für Afrika. Nur haben wir die Rechnung ohne den Zoll und die Grenzbehörden gemacht. Und wir lernen die erste Lektion: in der Ruhe liegt die Kraft oder anders ausgedrückt, was man mit drei Personen erledigen kann, ginge auch mit fünf oder zehn.

So rumpeln wir von Deck, fahren dem einzigen anderen Camper in der Hoffnung hinterher, dass er weiss, wohin wir müssen. Weiss er nicht, so irren wir gemeinsam über das Hafengelände. Erster Stopp Grenz-Polizei. Hier ein Zettel, dort ein Formular. Pässe vorzeigen, die ersten Stempel wandern in unsere Pässe. 

Wir werden weitergewunken, stopp, Pässe vorzeigen, ein weiteres Formular, diesmal auf Arabisch. Wir mögen bitte notieren, was wir mitführen. Aha. Auf Arabisch? Geht auch französisch?

Mittlerweile danke ich dem Sprach-Gott dafür, dass Gerd so gut Französisch sprechen kann. Denn mit meinem neu erlernten Englisch-Wortschatz geht hier gar nichts.

Wir rollen weiter, diesmal in eine Halle. «Die Räder bitte genau auf die Linie! Nein, nicht daneben, genau darauf!» Alles klar. Nun beginnen alle Autos und Transporter das grosse Auspacken. Tetrisartig stapeln sie alles neben die Wagen. Wir sitzen in Felix und kämpfen mit den Formularen. Sollen wir echt alles auflisten? Wir beschliessen, das Ganze abzukürzen: Kleidung für 2 Personen, Küchenutensilien für 2 Personen, Lebensmittel für 2 Personen, Laptops. Was heisst noch mal Standup-Paddle-Board auf französisch? Keine Ahnung. 

Der Mann vom Zoll schaut auf die Liste, nickt, macht seinen Kringel drauf, es folgen auf etlichen Formularen etliche Stempel. Nun geht es an die Kontrolle, Felix wird genauestens kontrolliert. Alle Schubladen, alle Schränke. Gerd muss wieder mal die Bank ausbauen, weil unter der Sitzbank der Wassertank ist und auch dort wird hineingeschaut. 

Als der Kontrolleur dann meine Geheimkiste mit Weihnachtssüssigkeiten (und einem kleinen Versteck für Gerds Geburtstagsgeschenk) durchsucht, fang’ ich an zu zittern. Hoffentlich schaut Gerd nicht so genau zu. Wäre doch schade, wenn die Überraschung flöten geht. Aber der Zöllner lacht nur, weil er einen ganzen Schrank voller Sweets entdeckt hat.

Das Ganze läuft ziemlich ruhig und sehr höflich ab, irgendwann dürfen wir wieder aus der Halle fahren, die Männer mit den ausgepackten Transportern werden wohl einen Teil der Nacht hier verbringen beim wieder einpacken.

Wir denken, es ist alles geschafft. Nun geht es nur weiter: Alle Zettel, mit und ohne Stempel müssen nun wieder irgendwo hingebracht und abgegeben, weiter gestempelt und wieder irgendwo vorgezeigt werden. Ich verliere den Überblick, das einzige, was meine volle Aufmerksamkeit bekommt, sind unsere Reisepässe und die Einfuhrbestätigung für Felix. 

Irgendwann stehen wir an der Hafenausfahrt, tauschen noch rasch etwas Geld (wahrscheinlich zu einem superschlechten Kurs, aber so what!) und rollen auf Tunesiens Strassen.

Der Abend ist stockfinster, die Strassenschilder arabisch und teilweise französisch. Wir tanken das erste Mal «lila Diesel», wie wir gelernt haben, sans soufre, ohne Schwefel. Der Dieselpreis (70 Rappen resp. Cent pro Liter) lässt uns unseren schlechten Wechselkurs rasch vergessen. 

Weiter geht es zum Flughafen, hier vermuten wir erstens Geldautomaten und zweitens die Simkarten-Anbieter. Und richtig: wir erwerben von zwei Anbietern (Orange und Oreedoo) jeweils 55 GB für ca. 12 und 15 Franken. 4G im ganzen Land. So sind wir erst einmal arbeitstechnisch für die nächste Woche ready.

Nun noch einen Stellplatz. Okay, wir finden einen, direkt am Meer. Leider ist die Strasse recht laut und wird erst gegen Mitternacht ruhig, aber egal, wir haben alles schon heute geschafft, was sonst so in den ersten Tagen zu erledigen ist.

Wir fallen todmüde ins Bett, Gerd jagt noch obligatorisch Mücken (das macht mich wahnsinnig!), die Aufregung lässt so langsam nach und vielleicht kommen unsere Seelen so langsam auch hier an. Wir jedenfalls wären parat.

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Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

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