Es ist immer so ein Ding, das Ankommen in einem neuen Land. Die Eindrücke überschlagen sich und wir wundern uns mehr denn je.
Wir sind geneigt, alles irgendwie zu schubladisieren. «Schau mal, die Verkaufsstände am Strassenrand sind wie in Sri Lanka!», «Der Verkehr ist zwar rasch, aber ziemlich entspannt, wie in Laos» oder «Die Menschen sind so freundlich, lächeln uns zu und winken, wie in der Türkei.»
Ich weiss nicht, warum wir das tun. Vielleicht empfinden wir dann so etwas wie Sicherheit, ah, kennen wir, also kommt das sicher gut.
So fahren wir durch Tunis – quer durch die Millionenstadt und wundern uns mal mehr, später immer weniger, dass plötzlich Fussgänger die Strasse queren ohne zu schauen («Hallo, Schutzengel!»), dass die Blinker der tunesischen Autos nicht zu funktionieren scheinen oder deren Zweck sich nicht herumgesprochen hat und geparkt und spontan angehalten wird, vornehmlich direkt im Kreisverkehr. Selbst Busse – einmal im Kreisverkehr befindlich – halten einfach an, die Türen öffnen sich und erst einmal werden Fahrgäste ein- und ausgelassen.
Kurz überlege ich, ob ich nicht doch lieber wieder britischen Linksverkehr hätte statt tunesischen Stadt-Verkehr. Verwerfe den Wunsch jedoch, denn man muss genau aufpassen, was man sich wünscht.
Unser Navi hält sich bedeckt, wir konnten keine Karten für Tunesien erwerben. Aber maps.me (so eine Art google-maps) leitet uns von perfekten Autobahnen dann auf die von uns favorisierten Nebenstrassen. Aus dem Radio klingt es arabisch, einen Sender mit Musik haben wir noch nicht entdeckt.
Nach einer guten Stunde Stadtverkehr kommen wir in die Aussenbezirke. Es wird leerer und ruhiger. Und wir merken rückblickend, dass man uns jeweils vorlässt. Erst einmal denken wir, das wäre der Ausländerbonus. Bis wir merken, dass wir zu den grossen bis sehr grossen Gefährten hier gehören und somit – size matters? – man uns ständig eine Art Vorfahrt gewährt.
Senklöcher, wie wir Schweizer Gullydeckel nennen, machen hier ihrem Namen alle Ehre. Wir vermuten, dass das Wort Senkloch hier erfunden wurde: hier kann man drin versinken. Bis zu knietiefe Löcher mitten auf der Strasse. Aber auch hier: der Verkehr ist fliessend, aber sehr ruhig, Ausweichen auf die andere Strassenseite ist aufgrund des Strassenbelags (oder Strassen-nicht-Belags) obligatorisch.
Wir sind schon am Tag 2 sehr froh, uns für eine zusätzliche Luftfederung entschieden zu haben, unser Felix rappelt deutlich weniger, die Möbel lassen das Knarzen vermissen und wir können uns gut unterhalten.
Bei einer Ortsdurchfahrt führt uns maps.me direkt durch den Freitags-Markt. Hier geht es erst einmal nicht weiter. Also fahren wir wie alle anderen auch der Einbahnstrasse in entgegengesetzter Richtung weiter, es gibt hier zwei Spuren, die eigentlich von den Händlern voll geparkt sind. Dennoch findet sich in beide Richtungen reger Verkehr.
Wir, wieder einmal viel zu gross, schieben uns langsam weiter, halten an, werden angelächelt und irgendwann auf Deutsch angesprochen «Willkommen, ich bin aus Heidelberg. Lebe nun wieder hier. Heute ist Freitag, da haben wir Markt! Nehmt euch Zeit, das kann jetzt hier dauern!» Wir lachen, betonen, dass wir alle Zeit der Welt haben und lassen noch ein paar Kamikaze-Motorroller-Fahrer vorbei, bis es für uns dann wieder ein paar Meter weiter geht.
Hatten wir zum Ende unserer England-Reise etwas an Reise-Unlust verspürt, flammt sie hier plötzlich mächtig auf. Unsere Augen, unsere Ohren, unsere Herzen sind offen und wir saugen alles in uns auf.
Merci fürs «Mitreisen»
Hier findet ihr unsere künftigen Vorträge:
Termin: 24. November 2024 16 Uhr (Türöffnung 15 Uhr)
Ort: Deutschland, Landgasthof zum Mühlenteich 15345 Eggersdorf bei Berlin
Anmeldung: https://forms.gle/5XFgSz31NKzmCzmT8
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Guten Morgen ihr lieben.
Whow! Und Zack, wieder im Erlebnisfieber. 👍
Dankeschön dass ich ein kleines Plätzchen in Felix zum mitfahren bekommen habe. 👍😉
Liebe Grüße aus der Kälte vom
Racheli
Ich sags dir! Das ging jetzt auch bei uns schnell <3
Liebs Grüessli!