Marokko – Die Königsstadt Fès – Teil 1

Marokko – Die Königsstadt Fès – Teil 1

Unsere Reise führt uns nach Fès, eine Stadt, die nicht nur eine der ältesten Universitäten der Welt, die al-Qarawīyīn, beheimatet, sondern auch eine der vier Königsstädte Marokkos ist – neben Marrakesch, Meknès und Rabat. Diese Städte haben eine besondere historische Bedeutung, da sie im Laufe der Geschichte als Hauptstadt Marokkos dienten. Die Gründung von Fès war das Ergebnis eines Vater-Sohn-Streits, dessen Details uns jedoch entfallen sind. Wir hatten scheinbar Wichtigeres zu tun.

Denn zunächst müssen wir in die Stadt gelangen – eine wahrhaft abenteuerliche Idee an einem Freitagabend während der Fastenzeit. Die Zufahrtsstrassen sind mehrspurig und komplett verstopft. Wir mittendrin. Wir lernen schnell, dass man hier aus drei Spuren gerne sechs macht, sobald auch nur ein Millimeter Platz ist. Autos quetschen sich in jede noch so kleine Lücke, und niemand scheint sich daran zu stören, dass durch dieses tetrisartige Verkehrschaos nichts mehr vorangeht. Statt mitzudenken, wird gehupt – das scheinbare Allheilmittel, das jedoch nichts bewirkt. Stundenlang stehen wir im Stau, um etwa vier Kreisverkehre und insgesamt vielleicht zwei Kilometer zu bewältigen.

Neben uns heult ununterbrochen ein Krankenwagen, vor uns schiebst sich ein Linienbus Millimeter um Millimeter vorwärts. Nichts geht mehr. Platz machen für den Krankenwagen? Unmöglich. Alles ist verstopft. Gerd bleibt entspannt, während ich vom Hupen und der Sirene zunehmend genervt bin. Irgendwann können wir beide nur noch lachen über dieses merkwürdige, sinnlose Verkehrsgetue, das uns wie aus einer anderen Welt erschien. (Und da ja hier während des Ramadans tagsüber nichts gegessen und getrunken wird, liegt der Gedanke nahe, dass auch ich nicht ganz logisch denken würde, würde ich mich auf das Tages-Fasten einlassen.)

Doch schliesslich löst sich der Stau auf, und wir rollen auf einen Stellplatz, der nur 30 Meter von der Medina entfernt ist. Wir beschliessen, hier erst einmal zu bleiben. Wir richten uns ein, erholen uns und bummelen ein erstes Mal durch die angeblich grösste Medina Marokkos.

leben pur

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Natürlich steht auch hier auf unserer Stirn gross und deutlich geschrieben: «Touristen, reiche Touristen, bereit zum Veräppeln!» Kaum angesprochen, sind wir schon am Haken. Wir sollten es doch mittlerweile besser wissen, aber vermutlich hatte uns der Verkehr den letzten Verstand geraubt. So lassen wir uns von einem selbsternannten Guide durch die Gassen lotsen, nur um wenig später eine der berühmten Gerbereien und Färbereien zu besuchen. Informationen hat der Guide kaum, aber er kennt den Weg. (Den hätte uns GoogleMaps im Übrigen auch gezeigt.)

Nach der Besichtigung einer kleinen Gerberei beobachten wir etwas Interessantes: Ich könnte hier als Autorität agieren, wenn ich wöllte. Und das funktioniert so (wie ich es aus anderen arabischen Ländern kannte, aber vergessen hatte): Gerd als Mann wird natürlich um Geld gefragt, er muss handeln. Er, der ruhige, war zwar hartnäckig, aber so ruhig, dass das als erneute Einladung zum Handeln aufgefasst wird. Ich merke, dass Gerd langsam genervt ist und leicht unfreundlich reagiert. Genau das wollen wir ja jeweils vermeiden.

Also beginnt mein Part: Mit festem Frau-Mann-Blickkontakt, was eher ungewöhnlich ist, sage ich sehr klar und deutlich, dass dies der letzte Preis sei. Blickkontakt halten, klar sein und Selbstbewusstsein ausstrahlen (trotz völliger Genervtheit und absoluter Unkenntnis, was nun richtig ist). Wieder einmal merken wir: Wenn Frauen klar, deutlich und freundlich eine Ansage machen, sind besonders die jüngeren Männer sofort still und lassen uns in Ruhe. Hm, ist das so eine «Mama-hat-immer-recht»-Sache? Erfahren werden wir das nie. Aber es ist spannend. Ich werde es noch ein paarmal austesten, denn meine Feld-Forschung braucht natürlich Belege. Und: Es klappt jedes Mal.

Nun bummelen wir wieder durch die Gassen. Aufgrund des Ramadans sind viele Restaurants geschlossen, zumindest in den Abendstunden rund um den Sonnenuntergang. Später am Abend finden wir uns dann in einem kleinen Eck-Restaurant ein, bestellen wie üblich eine marokkanische Suppe, unsere Harira, und sind mehr als zufrieden.

Aufgrund der Unwetterwarnung beschliessen wir, hier eine Woche zu bleiben. Wir stehen windgeschützt an einem leichten Hang, der Regen kann also unter uns hinweg fliessen, und Überflutungen sind nicht zu erwarten. Und das Beste: Wir sind in wenigen Sekunden in der Medina, die all unser Seelenheil bot – Museen, Moscheen, Koranschulen, Bummeln, Einkäufe und nicht zuletzt Cafés.

leben pur

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