Marokko – Merzouga: Die Wüste, die keine ist und uns dennoch irgendwie verzaubert

Marokko – Merzouga: Die Wüste, die keine ist und uns dennoch irgendwie verzaubert

Noch einmal in die Wüste – das war mein sehnlichster Wunsch. Da wir zu Beginn unserer Reise keinerlei Ahnung hatten, wohin es in Marokko gehen sollte, was sehenswert ist und welche Orte zu touristisch sein könnten, stand Merzouga irgendwie auf unserer Liste. Auf irgendeiner Liste, vielleicht der «Nice-to-have»-Liste.

Als wir jedoch in M’hamid zum ersten Mal die marokkanische Wüste und ihre Magie erlebten, wollte ich dieses Gefühl immer wieder erleben. Warum also nicht auch die zweite Wüste, die man Erg Chebbi nennt? In den Grossstädten wird mit «Ausflug in die Sahara» geworben, doch ich war skeptisch. Ein Blick auf die Karte zeigte, dass rund um Merzouga keine Sahara zu sehen ist. Beschummeln die Reiseveranstalter ihre Kunden?

Der Reiseführer war weniger kritisch: «Hier erlebt man das Klischee der Sandwüste: Sanddünen, teils über 200 Meter hoch, und Berge aus Sand, so weit das Auge reicht.» Und genau hier sind wir jetzt. Natürlich ist diese Region voll erschlossen, und ebenso klar ist, dass wir nicht die Einzigen hier sind.

Merzouga liegt nahe der algerischen Grenze. Erg Chebbi, diese majestätischen Dünen, gehören zu den höchsten des Landes. Sie erstrecken sich über etwa 30 Kilometer in der Länge und 5 bis 10 Kilometer in der Breite. Ein riesiger Sandkasten zum Träumen, Spielen und vor allem: zum Geldverdienen.

Geologisch betrachtet besteht die Region aus einer Mischung aus Sandstein, Lehm und Sedimentgesteinen, die über Jahrmillionen durch Wind- und Wassererosion geformt wurden. Die Dünen sind ein typisches Beispiel für eine äolische Landschaft, bei der der Wind feine Sandpartikel transportiert und in hohen, wellenförmigen Strukturen ablagert. In der Umgebung gibt es auch ausgetrocknete Flussbetten (Wadis) sowie flache Salzseen, die nach seltenen Regenfällen kurzzeitig Wasser führen. Das Wüstenklima ist von extremen Temperaturschwankungen geprägt: Tagsüber kann es sehr heiss werden, während die Nächte, besonders im Winter, empfindlich kalt sind. Das merken wir: Wir sind jeweils knapp davor, die Heizung anzukurbeln.

Aus irgendeinem Grund habe ich uns einen Stellplatz am hintersten Zipfel dieser gar nicht endlosen Wüste ausgesucht. Wir stehen zwischen Hotel und Sanddünen, vor uns fressen Kamele – leider viel zu knapp angebunden – Stroh aus Ballen und liebend gern auch unsere Gemüseabfälle und Brotreste. Eines der Kamele scheint grossen Kuschelbedarf zu haben, also streichle ich ihm den Hals, und es will gar nicht mehr weg. Sobald ich aufhöre, stupst es mich an, als wollte es sagen: «Mach weiter!»

Zum Frühstück lassen wir uns im Hotel verwöhnen, einmal für 5 Euro «All you can eat». Tagsüber öffnen wir unser Homeoffice, müssen allerdings alle Türen geschlossen halten: Sand in Kombination mit Wind ist nicht so dolle, wir und vor allem unsere Läppis sind da empfindlich. Am Nachmittag sitzen wir am Pool (der viel zu kalt ist), trinken marokkanischen Minztee, und schon scheint der Tag vorbei zu sein. Denken wir.

Ali, der Hotelbesitzer, hat anderes im Sinn. Als er uns Feuerholz für ein Wüsten-Lagerfeuer bringt, meint er, er könne uns mitnehmen. Er hätte heute einen Wüsten-Abend mit ein paar Gästen vorbereitet, und wir könnten einfach mitkommen, kein Problem. Na ja, dann machen wir das doch einfach, alleine sein können wir auch noch morgen. Und übermorgen.

Schon sitzen wir in Alis Jeep, er heizt über die Dünen zu irgendeinem Camp. Er gibt uns noch eine Flasche Wasser mit – was sind wir doch für Anfänger! – und lässt uns zum Sonnenuntergang auf die Dünen kraxeln. Es ist schön, ohne Frage. Und dennoch will sich der ersehnte Zauber nicht einstellen.

Rechts reitet eine Gruppe Touristen auf Kamelen vorbei, unter uns heizen Quads und Jeeps kreuz und quer durch die Dünen. Überall sitzen Menschen auf den Dünenkämmen, fotografieren sich und andere, surfen mit Sandboards die Hänge hinunter (oder versuchen es, was sehr witzig anzuschauen ist), und wir fühlen uns wie in einem riesigen Adventure-Park für Erwachsene. Wir vermissen die Ruhe, die Gelassenheit. Hier ist alles mega durchorganisiert, kurz nach Sonnenuntergang stapfen wir in dem mittlerweile eiskalten Sand zurück zum Camp.

Und: Es wartet schon ein riesiges Buffet für alle Gäste, uns eingeschlossen. Wir schnabulieren uns durch eine wirklich gute Küche, lauschen den Gesprächen, kommen in Kontakt mit Wohnmobil-Gruppenreisenden – was wir immer noch etwas irritierend finden, aber auch wir werden mal älter und so lassen wir uns alle Möglichkeiten offen – und sind Ali dankbar, dass er uns einfach mitgenommen hat.

Kaum ist das Essen fertig, erklingen draussen wunderschöne Klänge: die hier typische Gnawa-Musik, eine spirituelle und rhythmusbetonte Musikform, die ursprünglich von den Nachfahren westafrikanischer Sklaven stammt. Sie zeichnet sich durch tiefe, tranceartige Klänge aus, die mit Instrumenten wie der Guembri (einer dreisaitigen Basslaute) und grossen Metallkastagnetten, den Qraqeb, erzeugt werden. Zudem wird getrommelt. Diese Musik wird oft bei nächtlichen Lagerfeuern in den Dünen gespielt und hat eine meditative, hypnotische Wirkung. Hier wirkt jedoch alles sehr geschäftig, die Romantik fehlt. Und dennoch: Es ist irgendwie toll, dass wir das erleben können.

Es wird langsam kalt, die Reisegruppe verkrümelt sich so peu à peu, und auch uns zieht es heim in unseren Felix. Und als ob Ali Gedanken lesen könnte, steht er vor uns und nimmt uns mit zum Hotel und damit zu unserem Felix.

Was für ein wunderschöner, ereignisreicher Tag! Danke, Ali, für die Möglichkeit des Eintauchen in die Dünen des Erg Chebbi.

Hotel & Campspot: https://www.hotelnomadpalace.com/

leben pur

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