Marokko – Mitfiebern in der Hitze: Volleyballmatch in Aoufous

Marokko – Mitfiebern in der Hitze: Volleyballmatch in Aoufous

Ahmed lädt uns zu einem Volleyballspiel ein. Obwohl er heute nicht selbst spielt, sind wir gespannt, denn die Herren treten gegen den Favoriten Midelt an. Es ist das Duell des Liga-Ersten gegen den Liga-Zweiten. Welche Liga das genau ist, wissen wir nicht, aber das ist uns auch egal. Hauptsache, wir dürfen dabei sein. Als ich Ahmed frage, ob wir Tickets brauchen, lächelt er nur. Später werde ich verstehen, warum.

Zunächst gibt es Tee im Dorf und wir lernen Ahmeds grosse Familie kennen: hier ein Cousin, dort ein Bruder. Oder verwechsle ich da etwas? Alle scheinen irgendwie miteinander verwandt zu sein. Wir haben mittlerweile eine eigene Theorie entwickelt: Das Wort Freund oder Kollege scheint im Arabischen nicht zu existieren, daher ist es einfacher, jedem eine familiäre Bezeichnung zu geben. Irgendwann denken wir, der Stammbaum sei hier ein Kreis. Oder ist es vielleicht nur ein Übersetzungsfehler. Wer weiss das schon genau?

Mitten in der Mittagshitze beginnt das Spiel. Ahmed bedauert, dass der Verein, obwohl er wirklich gut ist, keine richtige Halle hat. Wenigstens ein Dach wäre von Vorteil, besonders bei dieser Sommerhitze. Der Schiedsrichter und die Punktezähler schützen sich mit Mützen und Tüchern über den Köpfen, während die Spieler ohne Schutz auskommen müssen. Wir stehen am Spielfeldrand, beobachten erst die Aufwärmübungen, dann die Ballmädchen, und allmählich versammelt sich das ganze Dorf zum Zuschauen. Die Aufregung ist spürbar, es geht um alles!

Volleyball ist in Marokko zwar nicht so populär wie Fussball, hat aber dennoch eine wachsende Anhängerschaft. Der Sport wird vor allem in Schulen, Universitäten und lokalen Clubs gespielt. Die Fédération Royale Marocaine de Volleyball (FRMVB) ist der Dachverband, der die Entwicklung des Sports im Land fördert und nationale sowie internationale Wettbewerbe organisiert.

Gerd, der jahrelang Volleyball gespielt hat, ist fasziniert: Steinboden! Wie will man denn da auf den Knien rutschen? Starkes Gegenlicht! Wie soll man da den Ball und die Spieler im Blick behalten? All diese Gedanken sind hier fehl am Platz: Hier wird gespielt, nicht gejammert. Irgendwann bemerkt der Vereinspräsident, dass internationales Publikum anwesend ist. Wir. Schnell werden aus der Schule einige Stühle geholt und aus einer Teestube wird für uns Minztee serviert. Rund um uns herum stehen die Zuschauer, sitzen im Schatten an den Mauern auf dem Boden. Nur wir thronen auf Schulstühlen, trinken Tee und feuern «unsere» Mannschaft an. Klar, dass wir für CAS, den «Club Aoufous des Sports», jubeln.

Die Stimmung ist aufgeheizt, das Spiel steht mal knapp gut für uns, mal knapp gut für Midelt. Die Jungs am Spielfeldrand singen etwas über faule Äpfel, was wir zunächst nicht verstehen. Alle lachen. Später lese ich, dass Midelt DIE Apfelregion von Marokko ist. Offensichtlich wird hier am Rand mit den Gesängen der Gegner madig gemacht.

Wie überall auf der Welt kochen auch hier die Emotionen hoch, das Testosteron ist förmlich zu spüren. Mit einer Entscheidung des Schiedsrichters sind einige Spieler gar nicht zufrieden, Trainer, Vereinspräsident und andere am Rand Stehende mischen sich ein, es wird diskutiert, geschrien, man wird leicht handgreiflich. Die gelbe Karte wird gezückt, wenig später die rote. Das, so versichert uns Ahmed, habe man hier noch nie gesehen, man habe gar nicht gewusst, dass der Schiri solche Karten überhaupt dabei habe. Nach etwa zehn Minuten lautstarker Diskussion und dem Verweis eines Spielers vom Platz kann es weitergehen.

«Wir» gewinnen, aber hauchdünn und superknapp. Doch wir gewinnen. Es wird gejubelt, fast alle geben sich die Hände, der Verstossene darf wieder zur Gruppe kommen, und alles ist wieder gut. Nach knapp drei Stunden purer Energie im Staub, praller Sonne und ohne nennenswerte Verletzungen trennt man sich. Manche zufrieden, manche eben nicht. So ist es eben, wenn eine Mannschaft gewinnt und die andere zwangsläufig verlieren muss.

Für uns war es ein wunderschöner Tag, nun geht es aber wirklich weiter. Das Ziztal hält noch so schöne Flecken für uns parat.

leben pur

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