Marokko – Ziz-Tal, Midelt und Ma-Mü-Ma-Einsamkeit am Stausee

Marokko – Ziz-Tal, Midelt und Ma-Mü-Ma-Einsamkeit am Stausee

Das Ziz-Tal entfaltet seine ganze Pracht vor unseren Augen – ein wahres Naturwunder! Langsam, aber stetig dringen wir tiefer in die Schlucht vor, fasziniert von den Farben und Formen, die die Natur für uns bereithält.

Im Tal finden wir einen wunderschönen Platz bei Ali, der uns am Abend bekocht, am Morgen mit doppeltem Frühstück verwöhnt und uns noch zu einer Wanderung entlang der Oasen, des Flusses und der Steilhänge ermuntert. Ein wunderschöner Ort, irgendwo in der Schlucht.

Lange nach dem Frühstück und der Wanderung schaffen wir es, weiterzukommen. Schliesslich erreichen wir Midelt. Midelt selbst enttäuscht ein wenig. Vielleicht verbirgt die Stadt ihre Schönheit vor uns, wer weiss?

Die Stadt hat einen Überland-Charakter, wenig Charme, aber viele freundliche Menschen. Bekannt ist sie vor allem für den Apfelanbau. Die Höhenlage von etwa 1500 Metern bietet ideale klimatische Bedingungen für die Apfelkultivierung. (Interessanterweise habe ich ganz andere Informationen über den Apfelanbau in Südtirol gelesen, aber ich bin keine Apfelbäuerin, nur eine begeisterte Apfelesserin.)

Natürlich halten wir an, um ein paar Äpfel zu kaufen. Leider erfahren wir, dass hier nur (in meinen Augen) langweilige Sorten wie Golden Delicious und Royal Gala angebaut werden – genau die Sorten, die ich zu vermeiden versuche, weil sie so gewöhnlich sind. Aber vermutlich lassen sich diese Sorten besonders gut exportieren.

Nach unserem kurzen Stopp in der Stadt setzen wir unsere Reise fort. Ich habe einen idyllischen Stellplatz an einem Stausee ausgesucht, irgendwo im Nirgendwo. Als wir ankommen, sind wir tatsächlich etwas irritiert – so einsam waren wir in Marokko noch nie.

Wir stellen unsere Stühle auf, kochen Tee und geniessen einfach den Moment. So schön! Weite, absolute Ruhe, atemberaubende Sonnenuntergänge und Zeit. Einfach Zeit.

Beim Freistehen geniessen wir eine besondere Freiheit: Wir sind unabhängig. Zumindest für etwa eine Woche, bis uns das Wasser ausgeht. Abseits vom Trubel verbinden wir uns intensiver mit der Natur, wachen in beeindruckenden Landschaften auf und erleben die Ruhe fernab von Strassenlärm. Diese Entschleunigung lässt uns den Moment bewusster wahrnehmen, schärft unsere Sinne und gibt Raum für tiefes Nachdenken. Ohne Ablenkung finden wir schneller zu innerer Ruhe, spüren die Stille und geniessen das einfache Leben. Und wir merken, wie wenig wir brauchen, um zufrieden zu sein. Allerdings auch, wie viel dieses Wenige ist: schöne Natur, Reisefreiheit, Trinkwasser, gute Bücher, tolle Wolle und nicht zuletzt wir zwei miteinander.

«In der Einsamkeit hört man sich selbst am deutlichsten.» Dieser Satz begleitet uns oft auf unseren Reisen. Wenn wir mit dem Van an einem abgelegenen Ort stehen, weit weg von Menschen und Strassen, wird die Stille fast greifbar. Kein Lärm, keine Ablenkung – nur der Wind in den Bäumen, das Plätschern des Stausees oder das entfernte Rufen eines Vogels. Hier in Marokko könnten aber auch Schafe vorbeikommen, Katzen um Futter miauen oder Hunde etwas zu trinken wünschen. In diesen Momenten tritt das äussere Rauschen des Alltags zurück, und wir nehmen unsere eigenen Gedanken klarer wahr. Die Einsamkeit ist kein Mangel an Gesellschaft, sondern eine Einladung an das Leben.

Leider haben wir auch hier überall Internet.

Leider? Ja, irgendwie leider. Denn es fällt uns schwer, nicht aufs Handy zu schauen, nicht am Abend einen Film zu streamen oder den neuesten Podcast zu hören. Aber, das muss in aller Ehrlichkeit auch gesagt sein: irgendwann haben wir zwei uns auch alles gesagt, und jeder taucht dann mal in seine eigene Welt ab. Brauchen wir auch, ganz klar. Aber dieses Smartphone ist schon so ein Sucht-Ding, da müssten wir uns ab und zu schon ein wenig mehr reduzieren. Jaja, immer dieses Ma-Mü-Ma: Man müsste mal!

Übrigens gibt es hier kein Happy End: Das Thema ist noch immer auf dem Tisch und keine Lösung in Sicht. Muss ja auch nicht immer alles tiptop laufen, oder?

Ich mache uns einen tollen Rohkostsalat mit den weniger inspirierenden Äpfeln, und schon kommen hunderte Schafe daher. Schnell schlingen wir die Karotten-Apfel-Mischung herunter, werfen die Bioabfälle hinter einen Busch und beobachten, was passiert. Dem Hirten schenken wir eine unserer letzten Orangen, die Schafe streiten sich um unseren Bio-Abfall. Wir lachen und: zücken schon wieder das Smartphone, um auch diese Situation festzuhalten.

leben pur

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