Wir verbringen die Zeit im Tal, schlafen gemütlich am Lago Poschiavo, wandern am See entlang und käffelen im 4-Sterne-Hotel auf der schönsten Gartenterrasse mit Seeblick. Wir «rollen» nach Tirano. Noch einmal vorbei am Kreisviadukt in Brusio. Und stellen fest: Tirano ist doch nur eine Stadt! Und auf Städte haben wir eigentlich keine Lust.
Also kehren wir um und machen uns aufgrund der regnerischen Wettervorhersage all unserer Apps langsam wieder auf den Weg nach Norden. In Le Prese sitzen wir gemütlich beisammen und in einem Anflug von Grosszügigkeit frage ich Gerd: «Und, willst du noch mal mit der Berninabahn über den Pass?» «Oh ja, das wäre toll!»
Und schon sitzt er mit Kamera und Regenjacke im fröhlich-roten Zügli, während ich mit Felix zum vierten Mal über den Pass fahre. Langsam rolle ich hinüber, nehme noch einmal alles in mich auf und merke wieder einmal, wie schön die Schweiz ist.
Bevor ich Gerd in Pontresina wieder einsammle, fülle ich auf dem Campingplatz noch rasch Frischwasser auf. Pontresina selbst ist an diesem Tag irgendwie verschlafen. Nichts los, die meisten Cafés und Restaurants haben geschlossen. So sitzen wir später im selben Café mit Blick auf die Eisberge Piz Palü und Piz Bernina, in dem ich vor einigen Tagen mit meiner Freundin zu Abend gegessen habe, und überlegen, was wir machen sollen.
Bummeln fällt aus, wir haben keine Lust auf die vielen Outdoorläden und Edelboutiquen, die der geneigte Gast in St. Moritz und Pontresina gerne besucht. So machen wir noch einen kleinen Rundgang durch das Bergsteiger-Dörfli. Der Ort bezeichnet sich selbst als «alpine Lebensart vom Feinsten» und meint damit, Achtung, Zitat: «Pontresina: Garant für aussergewöhnliche Freizeit- und Sportangebote, bekannt für seine international renommierte Hotellerie und Gastronomie. Kurz: Pontresina steht für Genuss vom Feinsten».
Jedoch der Charme der traditionellen Engadiner Häuser und die Eleganz der Grandhotels der Belle Epoque packt uns. Wir können uns gar nicht satt sehen an den charakteristischen Engadiner Häusern: Mächtige Steinmauern und kleine, trichterförmige Fenster, die trotz geringer Öffnung viel Licht ins Innere lassen. Viele Holzhäuser wurden nachträglich mit Stein verkleidet. Auffallend sind auch die verspielten Verzierungen an Fassaden, Fenstern und Gebäudeecken.
Wer genau hinsieht, erkennt, dass die Muster nicht gemalt, sondern in den Putz gekratzt sind. Das nennt man Sgraffito (aber wie spricht man das nur aus?). Dabei kratzt man die oberste Schicht des Putzes ab, sodass die dunklere Schicht darunter zum Vorschein kommt. Das Wort kommt aus dem Italienischen und bedeutet «kratzen».
Nach unserem Mini-Express-Stadtbummel finde ich am Anfang des Albulapasses ein paar schöne Stellplätze. Inzwischen sagt der Wetterbericht für morgen Sonnenschein voraus. Also hinauf auf den Berg.
Für den Abend backen wir uns Apfeltaschen. Warum am Abend? Weil es auf dem Pass deutlich kühler ist und wir bestimmt nicht im Tal bei knapp 30 Grad Aussentemperatur eine Dreiviertelstunde lang unseren Backofen-Omnia laufen lassen und damit unser Häuschen auf gefühlte Saunatemperatur heben wollen.
Unsere Lehre aus dem ersten heissen Sommer in Felix: Gebacken wird abends oder wenn wir auf kalten Pässen oder in kühlen Wäldern übernachten.
Merci fürs «Mitreisen»
Hier findet ihr unsere künftigen Vorträge:
Termin: 24. November 2024 16 Uhr (Türöffnung 15 Uhr)
Ort: Deutschland, Landgasthof zum Mühlenteich 15345 Eggersdorf bei Berlin
Anmeldung: https://forms.gle/5XFgSz31NKzmCzmT8
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