Zuerst platzen wir in einen Feiertag. Normalerweise sind die Geschäfte hier sieben Tage die Woche geöffnet. Aber wenn selbst auf den Parkplätzen von Baumärkten und Lidl an den Hauptstrassen alles leer ist, dann muss wohl Feiertag sein.
Wir als Reisende sollten uns wohl besser vorbereiten, haben wir mal wieder nicht. Jan, dann eben keine SIM-Karte mit Open-End-Internet. Dafür sind wir spontan ein nationales Radrennen quer durch die Stadt.
Am Abend, wir fahren durch die Grosse Fatra, ein wunderschönes kleines Gebirge, suchen wir uns ein lauschiges Plätzchen mitten im Wald. Hier können wir in Ruhe wandern und ausschlafen. Die letzten Tage waren irgendwie zu viel Stadt, zu viel Kultur.
Nach dem Abendessen, es ist stockfinster um unseren Felix, lese ich aus dem Reiseführer vor. Und ich lese: «Der in seiner Ursprünglichkeit erhaltene Ort ist einer der wenigen in Europa, in dessen Umgebung noch Bären, Wölfe und andere Tiere frei leben.» Echt jetzt, Bären?
Meine Fantasie schlägt Purzelbäume, sofort recherchiere ich weiter: Man schätzt, dass hier in den slowakischen Karpaten etwa 800 Bären leben. 800!
Wir liegen im Bett, draussen brummt es tatsächlich. Ich schwör’! An Schlaf ist nicht zu denken, irgendwie sind wir beide nicht auf eine nächtliche Bärenbegegnung vorbereitet.
Na ja, was soll’s, wir krabbeln aus dem Bett und rollen raus aus dem Wald. Ja, wahrscheinlich interessiert sich der Bär oder die Bärenfamilie überhaupt nicht für uns. Aber wer weiss das schon?
Am Morgen sieht die Sache ganz anders aus, wir besuchen den nahe gelegenen, naturbelassenen Ort. Von Bären keine Spur. Da war unsere Fantasie wohl wieder einmal zu intensiv!
In der Nähe der Stadt Ruzomberok gibt es diesen besonderen Ort namens Vlkolinec. (Diese Namen!) Dieses Dorf aus Holzhäusern ist in der Slowakei sehr bekannt und steht unter Denkmalschutz. 1993 hat die UNESCO Vlkolinec sogar zum Weltkulturerbe erklärt.
Hier konnten wir sehen, wie die Menschen im Mittelalter in den Bergen lebten. Besonders sehenswert ist der hölzerne Glockenturm aus dem Jahre 1770. Ebenso alt und sehenswert sind die Holzkirche und der Brunnen.
In Vlkolinec gibt es ein Museum, ein Informationszentrum und eine Galerie. Natürlich haben wir uns alles angeschaut, das Ganze hat etwa 10 Minuten gedauert. Also nicht riesig, aber wenn man sowieso in der Nähe ist und von den Bären des Nächtens verschont wurde, sollte man sich das nicht entgehen lassen. Obwohl das Dorf winzig ist, leben hier noch 20 Leute in sechs von insgesamt 55 Holzhäusern.
Fazit: eine seltsame Kombination. Ein Feiertag, eine Nacht mit Bärenphantasien und wenig Schlaf und dann ein Dorf mit 55 Holzhäusern und 20 Menschen, die darin leben. Alles in allem wieder ein schöner Tag in einem schönen Land.
Merci fürs «Mitreisen»
Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.
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