Tschechische Republik – Konzentrations- und Durchgangslager Theresienstadt

Tschechische Republik – Konzentrations- und Durchgangslager Theresienstadt

Ich weiss gar nicht, wie ich anfangen soll zu beschreiben, wie wir uns hier gefühlt haben.

Vielleicht gleich mit der ganzen Wahrheit: Wir sind fassungslos, schmerzlich berührt, unendlich traurig und fühlen uns hilflos. Nach dem Besuch des Ghettos, der Festungsstadt und der dort befindlichen Lager- und Tötungsstätten ist uns übel. Das Museum, das noch mehr Informationen bietet, schaffen wir nur zur Hälfte. Die Opfer, manche Opfer, bekommen hier Gesichter, Namen, Geschichten. Die Zahlen sind unfassbar. Diese Unmenschlichkeit, diese Gewalt, diese Masslosigkeit ist unerträglich.

Ich hatte es erwartet, war in meiner Jugend mehrfach in KZ-Gedenkstätten. Gerd dagegen ist völlig erschüttert, er hat davon gehört, gelesen, gesehen. Aber so direkt war er noch nie mit der Geschichte des Dritten Reiches konfrontiert worden.

Angesichts der aktuellen politischen Situation und des zunehmenden Demokratieverlustes in der Welt schmerzt der Besuch dieser Gedenkstätte umso mehr.

Am Ende sitzen wir in einer Bäckerei am Marktplatz und stopfen willenlos süsse Teigtaschen in uns hinein. Nur um etwas zu fühlen. Um unsere Leere zu füllen. Etwas Angenehmes zu spüren.

Mehr kann ich über unsere Emotionen hier nicht schreiben.


Aber was ist Theresienstadt?

Hier ein kleiner Info-Block für alle, denen Theresienstadt nichts sagt:

Die brutale Verfolgung und Diskriminierung der Juden begann direkt, nachdem die Nazis 1933 an die Macht gekommen waren. Obwohl die systematische Vernichtung der Juden, unter dem euphemistischen Namen «Endlösung der Judenfrage», erst 1942 auf der Wannseekonferenz formal beschlossen wurde, startete das Leid der jüdischen Gemeinschaft viel früher. Dieser dunkle Abschnitt der Geschichte zeigt, wie schnell die Nazis ihre menschenverachtende Agenda nach ihrer Machtergreifung umsetzten.

Theresienstadt, auch Terezín genannt, war ein von den Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs eingerichtetes Ghetto und Konzentrationslager in der damaligen Tschechoslowakei. Es wurde im November 1941 in der Festungsstadt Theresienstadt, etwa 60 Kilometer nördlich von Prag, errichtet. Obwohl es offiziell als «jüdisches Siedlungsgebiet» bezeichnet wurde, diente Theresienstadt in Wirklichkeit als Durchgangslager für Juden auf dem Weg in die Vernichtungslager in Osteuropa.

Theresienstadt war einzigartig unter den nationalsozialistischen Lagern, da es als eine Art «Vorzeigelager» fungierte. Die Nazis inszenierten es, um die internationale Gemeinschaft über die wahren Zustände in den Konzentrationslagern zu täuschen. Im Juni 1944 wurde das Lager sogar für einen Propagandafilm und einen Besuch des Roten Kreuzes vorübergehend «verschönert». Geschäfte, Cafés und andere Einrichtungen wurden errichtet, um den Eindruck einer lebendigen jüdischen Gemeinde zu erwecken.

Trotz dieser Fassade waren die Lebensbedingungen in Theresienstadt äusserst hart. Es herrschten extreme Überbelegung, Hunger, Krankheiten und eine hohe Sterblichkeitsrate. Viele prominente jüdische Künstler, Musiker, Schriftsteller und Gelehrte waren unter den Häftlingen, und trotz der brutalen Umstände entwickelte sich im Lager eine lebendige Kulturszene. Kunst, Musik und Theater wurden als Mittel des Widerstands und der Selbsterhaltung genutzt.

Ab dem 26. Oktober 1942 hatten alle Transporte in den Osten nur noch ein Ziel: Auschwitz II-Birkenau. Die Hälfte der 63 Transporte aus dem Ghetto ging in das dortige Konzentrations- und Vernichtungslager. Theresienstadt wurde deshalb später als «Wartesaal von Auschwitz» bezeichnet. Ab dem 1. Juni 1943 fuhren alle Transporte über die neu errichtete Nebenbahn, die Theresienstadt mit dem Bahnhof im nahe gelegenen Bohušovice nad Ohří verband. Das schreckliche Bild der an- und abfahrenden Transporte, das sich allen Häftlingen tief ins Gedächtnis eingebrannt hatte, blieb so den Augen der Anwohner verborgen.

Bis zum Kriegsende im Mai 1945 durchliefen etwa 140 000 Juden Theresienstadt. Von ihnen kamen etwa 33 000 im Lager um, etwa 88 000 wurden in andere Lager deportiert, wo viele von ihnen ermordet wurden. Theresienstadt wurde schliesslich von der Roten Armee befreit.


Wir fragen uns nach dem Besuch (und eigentlich immer, auch vorher): Wie können Menschen die Menschenrechte so verletzen? Warum werden Menschen, gleich welcher Ethnie, Nationalität, welchen Geschlechts und welcher Religion, immer noch und auch heutzutage in so vielen Ländern der Welt aus der Menschheitsfamilie ausgeschlossen? Warum nur? Und wir merken, dass auch in unserem engeren Umfeld nicht alle Menschen gleichermassen zur Menschheitsfamilie gezählt werden. Was tun?

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Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

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Rachel
Rachel
4 Monate zuvor

Dazu könnte man viel oder gar nichts sagen. 😔

Ich möchte etwas sagen.

Die Menschen haben nichts gelernt aus dieser Zeit und sind immer noch die Menschen geblieben, die sie immer waren.
Vielleicht liegt es in der Natur . 🤷
Wie könnte man sich sonst erklären, was derzeit in der Welt abgeht ?

Was mir auch auffällt:
Es gibt Frauen und Männer auf diesem Planeten.

Wer führt Kriege, entwickelt und baut Waffen, vergewaltigt, köpft kleine Kinder und handelt auf eine Weise die an Grausamkeiten nicht zu überbieten ist, riskiert unsere Natur, den Frieden unter den Menschen und die gesamte Erde?

Ich mache es nach außen hin wie die meisten Menschen.
So tun, als wäre nichts und einfach weitermachen.
Und hoffen, dass ich eines natürlichen Todes sterben darf.
Die Brutalität und Grausamkeit des anderen Geschlechts habe ich ausreichend und oft genug kennengelernt.

Innerlich zerreißt es mich fast, ob all dieser Dinge, die damals und immer, andauernd, jeden Tag, in anderen Ländern passieren.

Dummheit und Grausamkeit ist scheinbar menschlich und je nach Geschlecht unterschiedlich verteilt.
Liegt’s vielleicht am Testosteron?

Ich sehe die Katastrophe aus Amerika auf uns zurollen.

Viele haben gelernt zivilisiert zu sein.
Viel zu viele aber auch nicht. 😔

Normalerweise würde ich diese Zeilen jetzt wieder löschen,
aber irgendwann muss doch mal jemand etwas sagen.

Liebe Heike, lieber Gerd.
Passt gut auf euch auf.
Und löscht diesen Post, wenn es euch lieber ist.

P.s.:
Ich bin sehr froh und dankbar, dass mein Kind in der Schweiz leben darf.

Es grüßt euch herzlich….

s‘ traurige Racheli

de_DE