Türkei & überall – Fussball verbindet

Türkei & überall – Fussball verbindet

Nach dem gestrigen – doch eher traurigen – Beitrag über das vom Erdbeben zerstörte Antakya müssen wir nach vorne schauen, wollen auch wieder die schönen Dinge sehen. Wollen uns freuen. Und das tun wir jetzt ausgiebig.

In Tunesien haben wir Kinder gesehen, die mit zerknüllten PET-Flaschen auf vermüllten Plätzen Fussball spielten. Gerne hätten wir ihnen einen richtigen Ball geschenkt, aber wir fanden keinen. Erst Tage später in Tunis kamen wir an Sportgeschäften vorbei.

Aus einer Laune heraus schreiben wir in unserem Familienchat den einzigen an, der wirklich Interesse an (und Ahnung von) Fussball hat. Unser Schwiegersohn könnte an der Quelle sitzen. «Hast du vielleicht ein paar alte Fussbälle für uns? Vielleicht ein paar gebrauchte aus früheren Werbekampagnen?»

«Ich schau’ mal, aber das klappt bestimmt.», kommt postwendend zurück (sagt man das noch postwendend bei WhatsApp?). Ein paar Tage später erfahren wir, dass 25 Bälle auf uns warten. Nach Tunesien schicken klappt nicht mehr, wir sind schon wieder auf dem Rückweg. Aber wir nahmen die Bälle mit, wenn wir im Herbst wieder aufbrachen.

25 Bälle sind ganz schön gross, wenn sie aufgeblasen sind. Also lassen wir die Luft raus, falten sie zu Halbschalen, besorgen uns eine Pumpe und schon passt alles tiptopp in unseren Felix.

In Tschechien verschenken wir dann den ersten Ball an eine kleine Rasselbande auf unserem Parkplatz. Ja, Tschechien ist nicht gerade ein armes Land, aber diese strahlenden Kinderaugen, einfach ein Traum. Sie schüütelen, wie wir in der Schweiz sagen, wie die Profis. Die Mama, die ein weiteres Baby im Arm schaukelt, ist sogar zu Tränen gerührt. Wow, jetzt werde ich auch emotional.

Hier in der Türkei fällt es uns leichter, den Kindern eine Freude zu bereiten. Hier leben die Menschen draussen, wir sehen viel mehr Kinder. So finden wir an einer Ausgrabungsstätte einen ziemlich schüchternen Jungen. Er traut sich kaum, uns direkt anzusehen. Ein Lächeln? Fehlanzeige. Bis Gerd einen Ball herausholt und ihn erst einmal versehentlich in den nahen Fluss, der Gott sei Dank kein Wasser führt, kullern lässt. Plötzlich schaut der Junge auf, starrt nur noch auf den Ball, und als Gerd ihn aus dem Fluss holt und dem Jungen einfach in die Hand drückt – ohne Worte, wie auch ohne türkische Sprachkenntnisse? – ist es, als bekäme er nicht einen Ball, sondern den WM-Pokal höchstpersönlich überreicht.

Doch statt damit zu spielen, wischt er vorsichtig den Staub vom Ball, legt ihn erst auf den Stuhl, dann auf den Tisch und hält ihn ganz fest. Und strahlt. Beim Abschied lacht er, winkt, und wir hoffen inständig, dass der Ball irgendwann seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt wird. Dass er gespielt wird.

In Harran, nahe der syrischen Grenze südlich von Şanlıurfa, sieht das ganz anders aus. Die Schule ist aus, auf dem leeren Parkplatz der einzigen Touristenattraktion tummeln sich viele Mädchen und Jungen. Unser Felix steht ganz allein, wir machen eine Führung, trinken anschliessend gemeinsam Tee. Und erfahren, dass die Kinder irgendwie alle zu einer Familie gehören. 8 bis 10 Kinder sind hier ganz normal. Okay, also holen wir einen Ball raus und geben ihn den Kindern. Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass jetzt der Streit losgeht. Jeder will den Ball haben, die ersten Tränen kullern. Mir blutet das Herz, am liebsten würde ich jetzt alle Bälle herausrücken, aber Gerd meint, was wollen die alle mit einem Ball? Fussball spielt man gemeinsam, nicht einzeln. Recht hat er. Und trotzdem …

Ein paar Bälle haben wir noch übrig. Wir freuen uns auf die Freude, die wir bereiten können. Und wir freuen uns auch ein bisschen auf uns selbst, so wie wir diese Freude empfinden.

Und zu guter Letzt sagen wir Danke an unseren Schwiegersohn und seine Kollegen von Adidas, die uns die Bälle (die natürlich nicht gebraucht, sondern nagelneu waren) einfach so geschenkt haben.

PS.: Es fühlt sich für uns immer wieder nicht ganz richtig an, die Kinder einfach ungefragt zu fotografieren. Da müssen wir noch einen guten und besseren Umgang mit finden.

leben pur

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Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

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2 Kommentare
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Rachel
Rachel
3 Monate zuvor

🥰👍🙏

Heike
Heike
3 Monate zuvor
Reply to  Rachel

❣️❣️❣️

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