Tunesien – Couscous im Berberzelt

Tunesien – Couscous im Berberzelt

Auf dem Markt von Douz treffen wir Ingrid und Mhamed wieder. Gemeinsam schlendern wir an den Ständen vorbei, kaufen hier und da ein wenig Gemüse, Obst und vor allem getrocknete Gewürze, Linsen, Bohnen und andere Trockenprodukte. Es macht einfach Spass, den Händlern zuzusehen, die Düfte zu schnuppern und dem Treiben zuzusehen. Und wahrscheinlich auch Touristenpreise zu zahlen.

Wir trinken zusammen «Kaffee Türk», staunen wieder einmal, wie viele Leute Mhamed kennt. Wir lauschen den Gesprächen, verstehen natürlich nichts. Aber der Klang der Sprache, die Sonne, der Duft des Kardamoms im Kaffee und das Markttreiben um uns herum lassen uns wie in 1001 Nacht fühlen.

Mhamed lädt uns zu seinen Eltern ein, wir könnten mit seiner Familie Couscous essen. Diese Gelegenheit lassen wir uns natürlich nicht entgehen, gemeinsam fahren wir aus Douz hinaus zu seiner Familie. Wir sitzen zusammen im Zelt, die Mama kocht in aller Seelenruhe Jasmintee, der Papa, wohl schon etwas älter, liegt da und hört uns zu.

Ein kleiner Tisch ist extra für uns aufgestellt, sogar Plastikstühle haben sie für uns. Wahrscheinlich, denkt man, sitzen wir lieber auf Stühlen als auf den Teppichen am Boden. Der Papa versteht etwas Französisch, die Mama leider nur Arabisch. Und ausser «shkran» (shukra:n) können wir leider immer noch nichts, das überall vorhandene Französisch macht uns die Verständigung in Tunesien leicht und wir vergessen immer, weitere arabische Wörter zu lernen.

So sitzen wir da, lächeln viel, reden ein wenig, aber so richtig will kein Gespräch zustande kommen – wie auch. Mhamed übersetzt zwar, aber wir haben das Gefühl, dass die Familie hier nicht so sehr auf Touristen eingestellt ist. Wir verstehen das und versuchen, so zurückhaltend wie möglich zu sein.

Ich habe eine Idee: Ich hole mein Strickzeug und beginne mit dem Stricken, während wir auf das Essen warten. Die Augen der Frauen und Kinder sind auf meine Hände gerichtet, das beobachte ich oft in Tunesien. Es ist etwas, das man kennt, aber seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat. Handarbeiten verbinden, überall auf der Welt. Mhameds Mama erzählt, dass sie den Stoff für das Berberzelt vor Jahren selbst gewebt hat. Das hätte Monate gedauert. Das kann ich mir gut vorstellen, das müssen viele Stoffbahnen und lange Laufmeter gewesen sein.

Auf die Frage, ob man hier irgendwo Wolle kaufen kann, also Wolle in Fadenform, bekomme ich nur ein Schulterzucken, nein, das weiss niemand. Kamelwolle sei sehr wertvoll und unglaublich teuer, das könnten wir uns sowieso nicht leisten. Okay, schade, denn ich hätte gerne einen Knäuel Kamelwolle für eine Mütze gekauft. Erinnerungsstricken nenne ich das.

Das Essen kommt, wir essen alle aus einer Schüssel, zum Nachtisch gibt es Datteln (von denen wir dann der Familie kiloweise kaufen!) und zum Schluss Jasmintee. Wir sind voller Dankbarkeit. Lächeln viel.

Irgendwie fühlt es sich nicht richtig an, Fotos zu machen. Wir fragen zwar und aus Höflichkeit sagen sie ja, okay. Aber irgendwie haben wir ein komisches Gefühl. So bleibt es bei einem schnellen Schnappschuss und ein paar unbeholfenen Erinnerungsfotos.

Eine Erinnerung, die wir nun bunt und liebevoll nur in unseren Herzen tragen. Die Suche nach dem «perfekten Foto» hat uns schon immer gestört. Denn was ist das perfekte Foto? Das, was wir in Geo-Magazinen oder Reisereportagen sehen und dann auch fotografieren wollen. Und dann? Hat man eine Reise gemacht und Fotos von «anderen» nachgemacht, nicht die eigene Reise, nicht die eigenen Erfahrungen.

Gar nicht so einfach, wenn man immer auf seine Intuition und die eigene innere Stimme hört und nicht einfach drauflos knipst. Gar nicht so einfach, immer über alles nachzudenken und dann noch respektvoll sein zu wollen.

Gar nicht so einfach. Dennoch: die einzige Möglichkeit, wie wir uns gut fühlen.

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Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

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Elisabeth Smits,
1 Jahr zuvor

Great photos and information. Please can you tell us ,how you do with wifi, telephone.
What do you use?

Gerd
Gerd
1 Jahr zuvor

Thanks for enjoying our blog 🙂
We use a router from Netgear and connect all our devices to it.
We bought a SIM card (only Internet) directly at the airport in Tunis at the Ooredoo and Orange shop. We wanted to be sure to always have internet and tried two providers.
Later during the trip, we only used Ooredoo. You can get more data volume in all the big Ooredoo shops. They charge 55GB for 55 TDN.
Only at one point did we have a problem with Ooredoo. Otherwise, the internet in Tunisia is problem-free. Especially in the flatter south including the desert (not in the deep desert maybe)! In the mountains in the north, you have to be a little careful if you want internet. You can check which provider has which prices.
We only made phone calls via internet services like WhatsApp or FaceTime. Our subscription from Switzerland is very expensive in Tunisia.
It is certainly possible to buy SIM cards with which you can also make phone calls. We didn’t look at how expensive these calls are abroad.
Greetings Gerd

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