Midès ist eine weitere Bergoase nahe der Grenze zu Algerien. Sie befindet sich in den Bergen des Djebel En Negueb und ist Teil des Atlas-Gebirges.
Wir poltern die einzige Strasse nach Midès, eine Sackgasse, wie uns scheint. Hoch auf dem Berg sehen wir die Kontrollposten der tunesisch-algerischen Grenze.
Wir fahren in die alte Oase, werden von einem «Offiziellen» angehalten und denken natürlich an Grenzpolizei. Dabei stellt sich heraus, dass es ein Guide ist, der uns gern den «Grand Canyon» zeigen will. Er behauptet sehr selbstbewusst, dass der Canyon grösser als der in den USA sei und wir nur mit ihm alle Geheimnisse erfahren würden.
Wir fragen nochmal nach, wirklich?, grösser als in den Staaten? «Ja, ja, absolut!» Wir lachen und verschweigen ihm, dass wir den echten Vergleich hätten. Wenngleich die Erinnerung schöne Dinge immer grösser darzustellen vermag, bezweifeln wir den Vergleich.
Wir suchen uns in Ruhe einen Parkplatz und trinken erst einmal in Mohameds Café, hoch oben über der Schlucht einen «Cafe turk» und bekommen ein paar leckere Datteln zum Knabbern dazu. Da wir die einzigen Gäste sind, setzt er sich zu uns und plaudert. Er könne uns die Schlucht zeigen, wir könnten viel von ihm erfahren. Und irgendwie ist er echt sympathisch, der Preis ist okay und wir sagen zu.
So wandern wir in Ruhe erst durch das alte Dorf, welches 1996 von einem Hochwasser komplett zerstört wurde (wir können uns irgendwie nicht vorstellen, wie hier oben ein Hochwasser sein kann, aber auch andere Quellen bestätigen das), schlendern am «North-Rim» (wie wir das auch in Nord-Arizona vor Jahren taten) entlang und blicken tief in den Gebirgs-Einschnitt.
Mohameds Wander-Tempo ist streng, wir verabschieden uns nach der Tour von ihm und schicken ihn zu seinem Café zurück. Und wir? Stapfen hinunter und folgen dem Lauf des ungestümen Wadi. Wir haben Glück, das Licht ist toll, die traumhaft schöne Landschaft in Ocker- und Rosatönen scheint teilweise in Flammen aufzugehen, was den Kontrast zwischen dem nackten Fels und den seltenen Pflanzen, Palmen und Akazien noch verstärkt.
Das auffällige Merkmal ist die Schichtung ihres Gesteins, die sehr deutlich die aufeinander folgenden geologischen Zeitalter erkennen lässt. Von denen wir – klar – natürlich keine Ahnung haben. Alt, älter, am ältesten sind unsere Kategorien.
Und nun passiert es: Wir begegnen doch tatsächlich anderen Reisenden. Eine spanisch sprechende Wandertruppe aus Geologen steht vor uns, bestaunt Steinschicht um Steinschicht und alle nicken dem Guide wissend zu. Gern würde ich verstehen wollen, was er so erzählt. Aber da unser Spanisch sozusagen nicht vorhanden ist, wandern wir in Ruhe weiter und werden niemals je erfahren, was es spannendes zu den Gesteinsschichten zu wissen gäbe.
Nach einer guten Stunde (oder waren es zwei?) sitzen wir wieder oben bei Mohamed, kaufen ihm noch ein paar Datteln ab, trinken noch einen Minze-Tee und wollen so gar nicht los.
Was für ein schöner Ort, so abgeschieden, so ruhig, so eindrücklich und voller Energie.
Merci fürs «Mitreisen»
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