Tunesien – Douz: einmal Neustart bitte

Tunesien – Douz: einmal Neustart bitte

Halb sechs weckt mit der Muezzin, ab 6 Uhr rattern die Knatter-Roller durch die Stadt und damit an uns vorbei. City-nah ist nicht immer eine tolle Idee.

Ich zücke mein Handy und schreibe einem Bekannten aus einer Tunesien-Reisegruppe einen Hilferuf. Wie ist euer Campingplatz? Hat es dort noch Platz? Ist es ruhig dort? (Freistehen während des Festivals ist schier unmöglich, deshalb die Camping-Variante.)

Minuten später packen wir und düsen noch vor dem ersten Kaffee raus aus der Stadt, denn die Nachricht kommt prompt: «Ja, absolute Stille, viel Platz und ihr seid für 1-2 Euro mit dem Taxi dennoch in Douz».

Als wir im nahezu leeren «Camp Cinderella» ankommen, werden wir schon erwartet und aufs herzlichste begrüsst! Wir suchen uns einen schönen Platz etwas abseits, frühstücken und machen an diesem Tag genau: nichts! Schlaf nachholen und Nerven glätten ist angesagt. 

Gut, dass das Festival mehrere Tage geht und täglich ein ähnliches Programm stattfindet. Ganz nach dem Motto «morgen ist auch noch ein Tag» verbummeln wir die Zeit. Schliesslich haben wir Weihnachts-Urlaub, beide bis zum 9. Januar. Solange Ferien hatten wir seit Start unserer Reise vor etwa 850 Tagen nicht.

Vor unserem Camp (wir hatten das grosse Bedürfnis, an Weihnachten nicht ganz allein zu sein, falls die grosse Sentimentalität ihre Fangarme über uns ausbreitet) bekommen wir bei zwei Berberinnen frisch gebackenes Brot mit scharfer Füllung. Yummi, sooo lecker! Falls wir zuvor uns über die Hygiene-Vorschriften Gedanken gemacht hätten (was wir eigentlich eh nie tun) merken wir, dass bei der Schärfe kein einziger Keim eine Chance hätte. Unsere Gedärme sind damit also auch gleich mal geputzt.

Bei romantischer Abendsonne erkraxeln wir die ersten Dünen direkt vor unserer Tür und am Abend geniessen wir ein Berber-Abendessen mit neuen Reisebekanntschaften. 

Manchmal ist es doch ganz schön, an einem Ort mit Gleichgesinnten zu sein. Hier die Familie, die ihre Kinder selbst beschult und schon seit über einem Jahr «on the Road» ist, dort die Top-Speakerin, die sich zweimal im Jahr eine 4-wöchige Auszeit nimmt. Wir nehmen uns Zeit für wunderschöne Gespräche mit dem Paar, welches ihre Firma verkauft hat und nun auf Open-End-Reise ist. 

Ich versorge das junge ungarische Pärchen, das mich mit Kartoffeln beschenkt hatte, mit Propolis, homöopathischen Mitteln und hochdosiertem Vitamin C (und zu guter Letzt mit unserem letzten Honig), weil es sie voll erwischt hat und sie ebenso wie wir nicht so auf schulmedizinisches Zeug stehen. 

Wir verleihen auf unbestimmte Zeit einen unserer wintertauglichen Schlafsäcke an den Motorradfahrer, der bitterlich friert in wüsten-kalten Nächten. Endlich findet der Schlafsack mal eine richtige Aufgabe.

Und ja, wir wundern uns auch über die Aussteiger, die seit 9 Jahren unterwegs sind und in ihrem Expeditionsmobil mehr «Zeug» haben, als wir jemals in einem Haus oder in unseren Wohnungen hatten.

Wir lernen von einer online-Koch-Trainerin die besten Rezepte mit Datteln und erfahren alles über Resteverwertung und gesunder Ernährung (das jedoch scheitert bei uns etwas an der Umsetzung und unserer Naschsucht).

Und das Schönste ist: Jeder und jede lebt ihr Leben so, dass es für ihn oder sie passt. Und wir? Mittendrin und glücklich.

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Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

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2 Kommentare
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Rachel
Rachel
1 Jahr zuvor

Geniesst euren Urlaub. 😉👍

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