Griechenland – So ein Zufall: Griechischer Nationalfeiertag

Griechenland – So ein Zufall: Griechischer Nationalfeiertag

Nach tagelang gammeligem Nichtstun geht es weiter. Koroni und vor allem Mohrle, das zu pflegende Kätzchen samt Haus am Meer, warten auf uns und wir haben noch viele Kilometer vor uns. Kilometer, die wir selbst in die Länge ziehen werden, denn wir sind die langsamsten Reisenden überhaupt.

Ein letztes Mal ziehen wir die Tür unseres Felixos zu, rumpeln von unserem Traumplatz und rollen über die Insel, die ganzen 5 Kilometer, zurück zum Hafen.

Im Hafen sehen wir von hinten die Fähre. Sie wird die Insel ohne uns verlassen. Lass sie doch! Wir sitzen in einem der drei Hafencafés, trinken einen Helliniko Metréo und sehen zu, wie die Fähre hin- und herfährt. 10 Minuten hin, 10 Minuten zurück, 40 Minuten Pause. Was für ein Stress für den Kapitän. Und das fünf bis sechs Mal am Tag.

Die Sonne wärmt unsere Haut, das Meer plätschert türkisblau und auf meinem Smartphone sagt mir Google auf dem Startbildschirm, dass heute Nationalfeiertag ist. Was täten wir ohne Google?

In den langen Jahren von 1453 bis 1821, als Griechenland unter osmanischer Herrschaft litt, widerstand die griechische Seele dem Verlust ihrer Identität. Es war die Griechisch-Orthodoxe Kirche, die wie ein Leuchtturm in der Dunkelheit dieser Zeit leuchtete. Bischof Germanos von Patras, gleichsam ein Schatten des alten Griechenlands, hisste im Kloster Agia Lavras die Fahne und rief das peloponnesische Volk zum Aufstand gegen die Fesseln der Unterdrückung auf. So wurde der 25. März, der Tag der Verkündigung, zu einem Fest der Befreiung und der Wiedergeburt.

Hier möchte ich eine kleine Korrektur bzw. einen Hinweis anbringen: Wer sich mit der griechischen Geschichte beschäftigt, wird kontrovers dokumentierte Fakten finden. Ich recherchiere zwar, aber nicht im Stil einer Historikerin. Da auch Wikipedia m.M.n. – gerade bei historischen Fakten – nicht immer ganz nah an der Wahrheit ist, möge man mir hier Fehler verzeihen. Zum Befreiungskampf könnte man noch Laskarina Bouboulina hinzufügen. Ausserdem waren noch Petrobey Mavromichalis und Theodoros Kolokotronis im Game. Und höchstwahrscheinlich, je nach Quelle, die eine oder andere weitere Person.
Halleluja, vielen Dank an alle Leserinnen und Leser für die Korrekturhinweise, gar nicht so einfach mit den alten Griechen.

«Das, wobei unsere Berechnungen versagen, nennen wir Zufall.» Heinrich Heine

Die Fähre hat längst wieder angelegt, da dröhnt laute griechische Musik aus dem schnarrenden, aber umso lauteren Lautsprecher, halbherzig angebracht über dem einzigen Geldautomaten der Insel. Der Insel-Treffpunkt offenbar. Die Leute setzen sich in Bewegung, wir kippen hektisch den Kaffee hinunter und eilen die 20 Schritte zum Marktplatz, jenem Doppelparkplatz am Geldautomaten.

Die Musik begleitet den Umzug. Wahrscheinlich alle Kinder der Insel, zwischen 15 und 20 an der Zahl, formieren sich in Altersgruppen. Ihre Kleidung scheint von Generation zu Generation weitergegeben, der griechische Nationalstolz ist nicht jedem der Kinder direkt anzusehen, dennoch schwenken sie die weiss-blaue Fahne und marschieren vorbei an Eltern und Grosseltern, Tanten, Onkeln und den beiden Touristen Heike und Gerd.

Einmal die 80 Meter lange (kurze?) Hafenstrasse hinauf, einmal wieder hinunter. Die Gruppe formiert sich neu, jetzt im Kreis. Im Lautsprecher knackt es wie früher, wenn wir am Radio den Aufnahmeknopf zu früh losgelassen haben, und ein anderes, uns unbekanntes Lied erklingt. Der Musiklehrer gibt Anweisungen, die Tänzer folgen einer uns unbekannten Choreografie. Hoch konzentriert wird getanzt, Eltern, Grosseltern, Tanten, Onkel und zwei Touristen zücken ihre Handys und Kameras, um die Darbietung für die Ewigkeit festzuhalten.

Irgendwann finden die Tänzerinnen und Tänzer ihren eigenen Rhythmus, sie beginnen zu lächeln und es scheint sich eine Art Freude an der Tradition zu entwickeln. Es wird gesungen, geklatscht, die Älteren im Publikum kennen die Texte auswendig. In unseren Ohren klingen alle Lieder gleich, doch nach jedem Liedwechsel ahnen wir, dass es sich um verschiedene Volkslieder handeln muss. Lautstark wird mitgesungen. Wir schunkeln beseelt mit.

So fährt auch die nächste Fähre ohne uns, dem Festland zustrebend. In uns ist die Hoffnung, dass eine spätere uns von der Insel bringt. Und wenn sie nicht erscheint? Nun, wir verharren in Gelassenheit, denn in unseren Herzen tragen wir das Wissen um jenen Ort, an dem es den schönsten Sonnenuntergang zu beobachten gibt. Und morgen? Morgen ist ja auch noch ein Tag.

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Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

Wir reisen in diesen Wochen übrigens durch Iran. Möglicherweise werden wir Beiträge nicht oder verspätet schreiben. Wir müssen erst einmal schauen, ob es für uns passt. Und ob wir es überhaupt schaffen, all die fantastischen Eindrücke zeitig zu notieren.

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