Italien – Museum Ladin: Sprache, Geschichte und Kunst der Dolomitenladiner

Italien – Museum Ladin: Sprache, Geschichte und Kunst der Dolomitenladiner
Dieser Beitrag ist Teil der Serie Dolomiten

Während wir bei unserer Freundin Pizza essen, lauschen wir den Gesprächen um uns herum. Oder besser gesagt: Wir versuchen es. Denn es klingt wunderbar, doch verstehen können wir leider nichts. Hier spricht man Ladinisch. Es erinnert uns ein wenig an Rätoromanisch, das wir ebenfalls nicht beherrschen.

Unsere Neugier ist geweckt, und wir beschliessen, am nächsten Vormittag das ladinische Museum zu besuchen, um in die Geschichte der Dolomiten einzutauchen.

Das Museum Ladin in St. Martin ist der Geschichte und Kultur der Ladiner gewidmet, der dritten Sprachgruppe Südtirols. Im Ćiastel de Tor, auch Schloss Thurn genannt, erhalten wir einen Einblick in die Sprache, Geschichte, Kultur, Sagenwelt und das Handwerk der Dolomitenladiner. Das Museum ist in einem mittelalterlichen Schloss untergebracht, dessen Ursprünge auf das Jahr 1230 zurückgehen. Hier werden Themen wie Tradition, Kultur, Geografie, Handwerk, Kunst und Musik mit Tourismus, Wirtschaft und Bildungssystem verknüpft.

Eigentlich dachten wir, wir gehen «mal schnell» durch, bleiben dann jedoch richtig lange. Denn wenn ein Museum gut und unterhaltend gestaltet ist, lädt es ein, in die einzelnen Geschichten einzutauchen. Grosses Kompliment an dieser Stelle.

Zuerst einmal zur Sprache: Ladinisch

Das Ladinische entwickelte sich nach der Eingliederung der Alpengebiete ins Römische Reich aus dem Volkslatein. Der ursprüngliche Sprachraum reichte vermutlich von Triest bis zum St. Gotthardpass, mit regionalen Idiomen. Es entstand, als die einheimische Bevölkerung nach der römischen Eroberung im Jahr 15 v. Chr. das Volkslatein übernahm. Das zuvor gesprochene Rätische hinterliess kaum Spuren. Ab dem 6. Jahrhundert wurde der rätoromanische Raum durch die Völkerwanderung schrittweise germanisiert.

Heute sprechen etwa 32.000 Menschen in fünf Dolomitentälern rund um das Sellamassiv Ladinisch: in Gröden, Gadertal (Südtirol), Fassatal (Trient), Buchenstein und Ampezzo (Belluno). Jede Region hat eigene Varietäten, die sich teilweise weiter differenzieren. Die Sprache wird in der Dolomitenladinia unterschiedlich vital genutzt, bleibt jedoch insgesamt lebendig.

Dann die Dolomiten im Allgemeinen

Die Dolomiten verdanken ihren Namen dem französischen Naturforscher Déodat de Dolomieu, der 1789 ein neuartiges Kalkmineral entdeckte, das nach ihm «Dolomit» benannt wurde. Geologen aus aller Welt studierten die fossilienreichen Felsen und tauften schliesslich das Gebirge «Dolomiten». Ab 1850 machten britische Bergliebhaber die landschaftlichen Schönheiten durch Reiseführer bekannt. Alpine Vereine legten Wanderwege und Klettersteige an und errichteten Schutzhütten. Mit der Eisenbahn wurden die Dolomiten auch für breitere Besucherschichten zugänglich.

Die Dolomitenstrasse (unsere Panoramastrasse, wie wir sie nennen)

Bis etwa 1900 waren die ladinischen Täler nur mit Pferden und Ochsenkarren erreichbar, was den Tourismus erheblich einschränkte. Mit dem Strassenbau um die Jahrhundertwende, insbesondere der Dolomitenstraße von Bozen nach Toblach, änderte sich dies. Ab 1910 fuhren die ersten Autobusse.
Im Ersten Weltkrieg bauten Kriegsgefangene Strassen, die die Täler rund um das Sellajoch miteinander verbanden. Seit den 1920er Jahren zählt die Dolomitenstrasse zu den beliebtesten Ausflugsrouten in Europa.

Vom Nobel- zum Massentourismus

Mit der Eisenbahn wurden die Dolomiten für Bürger aus München, Wien und Triest zugänglicher, die zunehmend ihre Sommer hier verbrachten. Vor allem Cortina d’Ampezzo mit seinen grossen Hotels wurde zum Zentrum des gehobenen Tourismus. In den übrigen ladinischen Tälern boten zu dieser Zeit nur einfache Wirtshäuser und Pensionen Unterkunft für weniger wohlhabende Gäste.
Nach 1945 wandelten sich die Dolomiten zunehmend zum Ziel für den Massentourismus. Viele Bauernfamilien stellten auf Fremdenverkehr um, richteten Gästezimmer ein und eröffneten später Pensionen, Hotels und Apartmenthäuser.

Nach vielen beeindruckenden Legenden, faszinierenden Informationen und amüsanten Anekdoten trinken wir noch einmal einen gemütlichen Kaffee im Panorama-Café des Museums. Wir müssen uns allerdings am Kuchen erfreuen, denn die Aussicht ist gleich Null. Wolken hängen tief und verdecken das vermutlich wunderschöne Panorama.

Ich bin wieder einmal glücklich, dass meine Mitreisenden, diesmal eben meine Freundin, meine Museumsliebe teilen oder zumindest ab und zu in Museen mitkommen. Diesmal – so sagt sie zumindest – hat es ihr auch gefallen.

leben pur

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