Italien & Schweiz – Das wirklich erste Mal Allein und doch zufrieden

Italien & Schweiz – Das wirklich erste Mal Allein und doch zufrieden

In Bozen, unter einem Vorhang aus Starkregen, begleite ich meine Freundin zum Bahnhof. Sie tritt ihre Heimreise an, während ich mir Zeit lasse, um meine eigene Reise in die Schweiz zu beginnen. Ein paar Tage habe ich dafür eingeplant, und ich bin gleichermassen unruhig wie neugierig. Die Frage, die mich umtreibt: Wie wird es sein, ganz allein im Camper? So kurios es klingt, wird mir bewusst, dass ich zum allerersten Mal allein im Camper übernachten werde.

Die ersten Kilometer rollen unter den Rädern dahin, während ich durchs Vinschgau fahre, vorbei an endlosen Reihen von Apfelbäumen. Der Regen trommelt auf das Dach von Felix, meinem treuen Camper, und ich versinke in Gedanken. Das Radio bleibt stumm, auch Podcasts lasse ich links liegen. Stattdessen lasse ich die letzten Tage Revue passieren, meine Gedanken treiben, und frage mich, wie wohl die kommenden Tage verlaufen werden. Ganz allein – das war ich schon lange nicht mehr. Ein interessantes Experiment, denke ich. Irgendwie fühle ich mich getrieben, und gleichzeitig baumelt meine Seele – oder wie sagt man das am besten?

Kurve um Kurve nehme ich, überlege, wohin die Reise gehen könnte, was ich tun möchte. Weiterfahren oder schon ein Plätzchen zum Übernachten suchen? Ich weiss es nicht. Es ist faszinierend, weil ich sonst immer mit Gerd unterwegs bin. Gemeinsam besprechen wir alles und finden Lösungen. Aber allein? Weiterfahren macht Spass, aber will ich auch wirklich ab und an anhalten? Keine Ahnung – ein spannender Prozess beginnt.

Langsam übernimmt der Tagesablauf die Regie. Es wird irgendwann dunkel, und in zwei Stunden möchte ich einen Stellplatz gefunden haben. Doch ich merke, wie unruhig ich werde. Meine erste Nacht ganz allein möchte ich nicht irgendwo mitten im Nichts verbringen.

Ich schlängle mich den Reschenpass hinauf, Kurve um Kurve, durch eine atemberaubende Landschaft. Schliesslich verzieht sich der Regen, die Wolken reissen auf, und Sonnenstrahlen brechen durch, tauchen alte Schlösser und herbstlich gefärbte Hänge in goldenes Licht.

Oben am Reschensee erblicke ich den berühmten Turm, der aus dem Wasser ragt – ein Relikt der Stausee-Erstellung. Ich habe viele Bilder davon gesehen, aber nicht gewusst, dass er hier in der Nähe ist. Umso überraschter bin ich, als ich ihn entdecke.

Natürlich mache ich eine Pause, koche mir einen Kaffee in meinem kleinen, gemütlichen Zuhause, und merke, wie wohl ich mich in Felix fühle. Ich fotografiere den Turm, gehe hinaus und geniesse das Alleinsein.

Danach geht die Suche nach einem Stellplatz weiter. Der erste Platz gefällt mir nicht – zu viel Lkw-Verkehr, fast wie eine Raststätte. Der zweite Platz ist zwar schöner, aber sehr einsam, und ich fühle mich dort nicht sicher. Ehe ich mich versehe, überquere ich die Grenze nach Österreich, und nur zehn Minuten später bin ich schon in der Schweiz. Vielleicht hätte ich im Geografieunterricht besser aufpassen sollen!

Schliesslich finde ich in Scuol, im Bündnerland, einen kleinen Campingplatz. Schnell bin ich eingecheckt, umgeben von hohen Bergen. Ein wunderschönes Alpenglühen versüsst mir den Abend – die Berge leuchten in warmen Orange- und Rottönen, ähnlich wie in den Dolomiten.

Wenig später mache ich es mir in Felix gemütlich. Mit dem Sonnenuntergang wird es kalt, also stelle ich die Heizung an, entzünde eine Kerze und kreiere eine romantische Atmosphäre, wie es sonst Gerd übernimmt (alles muss man nun selber machen!).

Ich hole unsere Schale mit noch mehr Kerzen hervor, entzünde gleich noch eine weitere Kerze, koche mir Tee und später das Abendessen. Nach Telefonaten mit den Kindern und meinem Mann fühle ich mich rundum zufrieden.

Mein erster alleiniger Reisetag im Felix war ein voller Erfolg. Ich fühle mich geschützt in den Bergen, sicher auf dem Campingplatz, und lasse den Abend in Ruhe ausklingen, bereit, der Nacht zu begegnen.

leben pur

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