
Gleich vorweg: Marokko gefällt uns. Wir sind angekommen, sowohl wieder im Reiseleben als auch in Marokko.
Im SWR-Nachtcafé hörte ich: «Erwartungen haben ein grosses Problem: Sie schreiben die Zukunft fest und verpassen das, was wirklich zählt: das Leben.» Wie wahr!
Ehrlich gesagt, war Marokko für uns eher eine Notlösung: Wohin im Winter, ohne wochenlang unterwegs zu sein? Marokko bot sich an. Tunesien wäre auch toll, aber Gerd wollte nicht. Griechenland? Im Januar zu frisch. Spanien und Portugal? Die riesigen Stellplätze mit den Massen von Campern schreckten uns ab. Vielleicht später, ganz sicher ein andermal.
Von Marokko hörten wir auch, dass es viele Camper gibt. Das Besondere an unseren Überlegungen ist, dass wir selbst Teil dieser Bewegung sind: Wir reisen im Van, zeigen, wo es schön ist, und tragen unseren Teil bei. Beschweren können wir uns also nicht. Aber wir können entscheiden, für oder gegen eine Region.
Unsere Reisefreunde schwärmten jedoch: Marokko sei schön, exotisch, mit toller Natur und faszinierender Kultur!
Also, gehört, geglaubt, getan: Fähre gebucht und nach Marokko!
Nun sind wir hier, seit über anderthalb Wochen, und müssen sagen: Wir sind verliebt in Marokko. Die Farbenvielfalt ist beeindruckend. Die Sonnenuntergänge sind grandios, die Farben der Bazare bunter als bunt. Die vielen Katzen zeigen, dass es «unser» Land ist. Wir fühlten uns schnell in der islamischen Welt angekommen. Auch hier können wir nur Gutes berichten: Gastfreundschaft, höfliche Menschen, wunderschöne Bauten und exotische Gerichte mit tollen Gewürzen.
Die saftigen Orangen sind ein Augenschmaus und Gaumengenuss: Es macht Spass täglich mindestens zwei dieser riesigen, supersüssen Orangen zu schälen und zu essen. (Wir können nicht so viele davon kaufen, da sie recht schnell «durch» sind und im Kühlschrank haben diese Riesendinger kaum Platz.)
Zurück zum Camper-Leben: Bisher stehen wir kaum frei. Das ändert sich vielleicht im Binnenland und in den Bergen. An der Küste gibt es viele Städte und Dörfer mit bewachten Parkplätzen. Da wir strom- und WC-autark sind, passt das für uns. Das Wasser aus den Hähnen schmeckt nicht so mega gut (entsalzt aus dem Meer?, wer weiss…), also trennen wir Trink- und Waschwasser: Trinkwasser kaufen wir in 6-Liter-Flaschen, fürs Abwaschen und Duschen füllen wir den Tank mit Hahnenwasser. Mal sehen, ob unser Filtersystem etwas leistet. Noch haben wir frisches Schweizer-Wasser von der Raststätte Münsigen dabei.
Die Plätze an der nördlichen Atlantikküste sind einfach und voll. Man parkt uns oft sehr nah – auf Kuschel-Camper-Kurs. Wir suchen Ecken oder Ränder, um nicht zwischen weissen Riesen-Camper-Wänden zu stehen. Bisher gelingt uns das wunderbar. Stadtparkplätze sind meist für Stadtbesuche gedacht. Da wir ab und zu arbeiten, haben wir uns jetzt einen schönen Platz am Meer gesucht. Schön sandig. Ob wir hier je wieder herauskommen? Darum kümmert sich der Zukunfts-Gerd. Jetzt stehen wir erstmal und sind zufrieden.
Das Wetter ist gut: Die Sonne scheint 8 bis 10 Stunden, tagsüber ist es warm. Nachts kühlt es auf 11 Grad ab, aber die Heizung bleibt dennoch aus. Der Wind am Meer ist heftig, doch wir stehen hinter einer schützenden Düne. Also zum Arbeiten und zum Erste-Eindrücke-Verarbeiten erstmal ganz prima.
Während ich das schreibe, merke ich, wie unsere Vorurteile zerbröseln, wie wir täglich mehr Freude an Marokko haben und lernen: Lass dich darauf ein, schau, was dir gefällt, und mach mehr von dem, was dir guttut. Ein gutes Rezept. Eigentlich für alles, oder?
PS.: Wenn ich den Satz vom Nachtcafé noch einmal lese, denke ich gleich an noch ein Vorurteil, mit dem wir hier mal aufgeräumt haben. Wir wollten nie mit anderen Leuten zusammen reisen. Das würde uns einschränken. Alles Quatsch! Auf der Fähre lernen wir Katrin und Mario kennen und sind seitdem locker bis fest auf gemeinsamer Route. Mal bummeln wir alleine herum, bleiben aber immer in Kontakt und treffen uns immer wieder auf gemeinsamen Stellplätzen. Sogar zu Marios Geburtstag duften wir mit unserer obligatorischen Geburtstagsbanane und einem Ständchen beitragen. Man verpasst echt ’ne Menge, wenn man sich in Vorurteilen verhakelt!















Merci fürs «Mitreisen»
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Das hast du wie immer sehr schön geschrieben, liebe Heike 😃
Mario grüßt