Tunesien – Die unglaubliche Arbeit mit den Dattelpalmen

Tunesien – Die unglaubliche Arbeit mit den Dattelpalmen

Längerer Beitrag - schneller Überblick:

Im Süden Tunesiens fühlen sich Dattelpalmen aufgrund der Temperaturen sehr wohl. Anscheinend, das wussten wir gar nicht, ist ein Grossteil der Datteln in mitteleuropäischen Supermärkten tunesischer Herkunft. Wieder was gelernt.

Natürlich wachsen die Dattelpalmen nicht einfach in der Wüste. Sondern in Oasen. Wieder so eine exotische Fantasie meiner Kindheit: Oasen. In besagten Oasen ist meist das Grundwasser nicht ganz so tief und Brunnen bringen das Wasser hoch, um die Dattel-Plantagen zu bewässern. Die Pumpen übrigens werden hier nahezu alle mit Solar betrieben, Sonne gibt es ja nun wirklich zuhauf! (Unsere Batterie übrigens ist fast immer auf 100% aufgeladen, die Sonne schenkt uns das!)

Übrigens gibt es einen Unterschied zwischen Oasen und Dattel-Hainen: Die einen sind Monokultur (die Haine), die anderen Mischkultur. In Oasen beschatten die grossen Dattelpalmen die kleineren Bäume wie zum Beispiel Granatapfel, Orange oder Zitronenbäume. Unter diesen Bäumen dann ist es möglich, Gemüse anzupflanzen. In Oasen sehen wir dann auch ab und zu Bananenstauden oder farbige Blüten-Sträucher. Der Boden dort ist deutlich fruchtbarer wegen der Mischkultur.

Aber wie ist das nun mit der Befruchtung?

Dattelpalmen haben entweder nur weibliche Blüten, die Früchte bilden können, oder nur männliche Blüten, die den Pollen bereitstellen. Auf natürliche Art bestäuben Wind, Bienen oder andere Insekten die weiblichen Blüten. 

Das würde bedeuten, dass es eine riesige Menge männlicher Palmen geben müsste (die Wasser und auch Platz «rauben»). In der kommerziellen Dattelzucht also nicht der Hit. Zudem benötigt man eigentlich nur eine männliche Palme für etwa 50 bis 120 «Damen». Deswegen wird Hand angelegt. Die manuelle Befruchtung wird nämlich normalerweise von speziell ausgebildeten Menschen durchgeführt.

Um den Pollen auf die weiblichen Blüten aufzutragen, wird ein Pinsel oder ein anderes Werkzeug verwendet, das in den Pollen getaucht wird und dann in die weiblichen Blüten aufgetragen wird. 

Die manuelle Befruchtung erfordert viel Fingerspitzengefühl und Sorgfalt. Es ist auch wichtig, dass die Befruchtung zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem die weiblichen Blüten empfänglich sind, um eine erfolgreiche Befruchtung zu gewährleisten. Wir erfahren, dass das ganze Prozedere dreimal im März gemacht werden muss. Dann werden die Blüten irgendwie auch noch in eine spezielle Richtung gebunden, damit die Ernte dankleichter vonstatten gehen kann.

Die Palmen selber brauchen dann recht viel Wasser über den Sommer (da sind dann hier zwischen 35 und knapp 50 ° Celsius!) und ab Oktober kann dann hier geerntet werden. Was wir hier auch lernen: Das Wasser wird erst für alles Mögliche genutzt, erst dann wird es den Palmen zugeführt.

Wir dürfen die Datteln von unserem Campingplatz-Chef eimerweise nehmen, seine seien für den Verkauf zu klein. Aber auch ohne dieses grosszügige Geschenk (jetzt, da wir wissen, wie viel Arbeit das ganze macht!) versorgen wir uns mit frischen Datteln auf dem Markt: Das Kilo kostet etwa einen Euro. Und jede einzelne Dattel ist absolut superlecker. 

Dattel-Fun-Facts

Datteln sind gar keine Bäume, sondern gehören zu den Gräsern. Sie sind uns Damen sehr ähnlich, 5-jährig können sie schwanger werden und Seitentriebe bilden. 

Die «Schwangerschaft» kann bis zu 4 Jahren dauern, dann werden die Seitentriebe als eigenständige Pflanzen abgetrennt und nun tritt bei der Mutterpflanze (etwa im Alter von 15 Jahren) die Menopause ein. 

Jetzt beginnt die beste Zeit der Palme: Die wächst über sich hinaus, sie blüht und beschenkt die Menschen mit ihren wunderbaren Datteln. Und das ganze etwa bis zu ihrem 50. Lebensjahr. 

Woran erkennt man denn nun Männer- und Frauen-Palmen? Witzig, auch hier ähneln sie uns Menschen: männliche Palmen haben einen sehr geraden Stamm und werden oben etwas breiter, weibliche Palmen haben eher unten oder in der Mitte einen etwas breiteren Stamm und verschlanken sich eher «an den Schultern» unterhalb der Palmwedel. 

leben pur 230101 17 03 003

leben pur 230102 17 40 003

leben pur 230101 15 28 001

leben pur 230102 11 57 002

leben pur 230102 11 04 001

leben pur 230101 17 02 002

leben pur 230103 13 12 001


Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

Du denkst, unsere Reiseerlebnisse könnten auch andere interessieren? Dann kannst du den Beitrag ruhig teilen. Per E-Mail oder wie du das auch immer möchtest.

Ausserdem kannst du, falls du es noch nicht getan hast, unseren Newsletter abonnieren. Hier bekommst du immer, wenn wir etwas Neues veröffentlichen oder einmal die Woche freitags alle unsere Erlebnisse in deine Mailbox: leben-pur.ch/newsletter

Wir freuen uns auch sehr über deine Ansichten, deine Tipps oder deine Fragen. Kommentiere doch einfach auf den Beitrag!

 

Teilen:
Abonnieren
Benachrichtigen Sie mich bei
guest

4 Kommentare
Älteste
Neuestes Meistgewählt
Inline-Rückmeldungen
Alle Kommentare anzeigen
Rachel
Rachel
1 Jahr zuvor

Dankeschön für die Lehrstunde! 👍
Und Gerd hat eine Mietz geerntet. 😂👍

Heike
Heike
1 Jahr zuvor
Reply to  Rachel

Katzen erntet er ständig! Tunesien ist ein katzenparadies.

Schön, wenn du etwas gelernt hast. Ich hab auch ganz brav zugehört, um alles so wiederzugeben, wie ich es gelernt habe 🤣🤣🤣

Liebe Grüsse – Heike

Dirk
Dirk
1 Jahr zuvor

Toll, vielen Dank für die Exkursion in die Wüstenbotanik!👍

de_DE