
In den ersten Wochen in Tunesien mussten wir unsere Augen erst einmal an den Anblick tunesischer Fahrzeuge gewöhnen. Wir staunten und wunderten uns mehr als einmal am Tag. Ausrufe wie «Das würde in der Schweiz nicht mehr fahren!» oder «Haben die hier keinen TÜV?» hallten durch unseren Felix. Wir sind ja einiges gewohnt, schliesslich sind wir auch in Griechenland, Georgien oder der Türkei «interessanten» Fahrzeugen begegnet.
Aber nach fast eineinhalb Jahren Mitteleuropa mit durch-getüvten Autos war unser Blick doch etwas getrübt, was alles möglich ist und noch fahren darf.
Vorweg: Alles, was bei uns nicht mehr erwünscht ist, bekommt hier ein zweites Leben. Und: es lebt! Verkleidung? Irrelevant. Roststellen? Erzählen Geschichten! Offroad? Unsinn, unnötig! Werkstätten? Überall, klein, noch kleiner und mit allerlei «Zeug» ausgestattet.
Ich gebe zu, mein innerer Monk wird schon bei dem Gedanken genervt, in diesem Chaos etwas zu finden. Aber das Spannende ist, dass man immer Hilfe bekommt. Auf offener Strasse wird geschraubt, geschweisst oder gebastelt. Und meist ohne Termin. Ranfahren, anhalten, machen.
Nach ein paar Wochen haben wir uns an den Anblick gewöhnt und finden es gar nicht mehr irritierend, dass Autos völlig überladen sind. Dass Kamele, Pferde, Rinder und Schafe auf der offenen Ladefläche von Pick-ups transportiert werden.
Wir sehen viele Eselskarren, besonders auf dem Land muss man hier von Pferdestärken auf Eselskräfte umdenken. Unser Blick ist romantisch verklärt. Dennoch denken wir, dass viele der Esel-Karrenlenker lieber mit einem Auto fahren würden, und sei es noch so rostig.
Wenn wir an Quellen Wasser holen, sehen wir die Frauen und Männer mit ihren Eseln. Im besten Fall. Oft aber sind vor allem die Frauen mit Wasserkanistern kilometerweit zu Fuß unterwegs.
Und nicht zuletzt erfahren wir selbst, wie schnell und ohne zu fragen geholfen werden kann. Nach Wochen in Tunesien kommt mein innerer Monk wieder mal zur Ruhe und hat gelernt: Dir wird überall auf der Welt geholfen und «unsere» Art, Dinge zu tun, muss nicht immer die richtige oder zumindest die einzig richtige sein!
Reisen gibt uns einfach einen anderen Blick auf die Dinge. Macht uns in gewisser Weise weicher in Bezug auf Erwartungen und lässt uns neugierig statt gestresst sein.












































Danke fürs Lesen unserer Nachhaltigkeits-Gedanken. Alle zwei bis drei Wochen montags schreiben wir etwas über die Möglichkeit, zukunftsorientiert im Van zu leben. Wir versuchen, verschiedene Bereiche zu beleuchten und hoffen, ohne erhobenen Zeigefinger auszukommen.
Im Fokus steht bei uns die Freude am Vanlife und die vielen Möglichkeiten. Die überall übliche Weltuntergangs- und Verzichtskommunikation wollen wir vermeiden.
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Liebe Grüsse – Heike & Gerd
Genau deswegen ist die Welt so fertig.
Weil wir „reichen“ ständig neues brauchen.
Bei uns wird nix repariert!
Da wird ausgetauscht und entsorgt.
Aus den Augen, aus dem Sinn!
Und dann wird unser Schrott und Müll Kontainerweise in diese Länder gebracht.
Ich finde es super, dass vieles dort wenigstens noch Verwendung findet.
Wenn’s mir auch lieber wäre, ich könnte mein Auto „repariert“ bekommen.
Und der „TÜV“ !?
Eine Gelddruckmaschine und Unterstützer für die Autoindustrie. 😉
Gute Reise…..👍
Ja, das wird wohl so sein. Aber „wir reichen“ können ja auch schauen, ob wir nicht vielleicht auch ein wenig weniger bräuchten. Vielleicht inspirieren wir ja hier den einen oder die andere.
Uns bewegt es auch, dass wir sehen, was alles noch geht ohne ständig alles picobello zu haben. Aber, und das sei auch erwähnt: Wir haben es auch gern picobello. Nur muss nicht immer alles neu sein…
Ganz liebe Grüsse!