Eigentlich haben wir eine eiserne Regel: Nie nach Einbruch der Dunkelheit einen Stellplatz suchen. Aus gutem Grund.
Es ist mühsam. Man hat keinen Überblick. Man sieht nicht, was auf dem Boden liegt. (Scherben, Nägel oder was auch immer könnten unseren zarten Felix verletzen).
Nur heute haben wir es irgendwie nicht geschafft. Google-Maps schickt uns ins «Gjät», wir bleiben in engsten Sackgassen stecken, wo uns winkende Frauen in bunten Kleidern zu verstehen geben, dass es hier nicht weitergeht. Allein das Wenden wird zum Abenteuer, für uns und auch für die Zuschauerinnen und Zuschauer, die am Ende einfach nicht verstehen, warum man mit so einem grossen Ding ausgerechnet hierherfahren muss.
Die Stellplatz-App zeigt hier und in der Region überhaupt keine Stellplätze an, hierher verirrt sich wirklich niemand. Ausser uns.
Also Planänderung: Wir suchen das «Forum Romanum» und die historische Ausgrabungsstätte, für die wir hierher gekommen sind, und wollen die Nacht auf dem Parkplatz der Ausgrabungsstätte verbringen. Nur: wir finden das Ding einfach nicht. Langsam wird es dunkel und wir werden etwas unruhig.
In der Hoffnung, dass wir nicht nachts vertrieben werden, weil am nächsten Tag Markt ist, sehe ich irgendwann einen leeren Platz. Wir richten uns ein, kochen etwas und schon hupt es vor der Tür: Blaulicht, Hupe und Polizei. Ahh, nein, jetzt nicht, bitte nicht wegschicken, denke ich noch.
Gerd steigt aus, hält einen netten Plausch mit den Polizisten, die wiederum nur wissen wollen, von wo, wohin, wie lange und dann das Übliche: «Bienvenue en Tunisie». Was auch immer, sie passen auf uns auf! Das Ganze wiederholt sich eine Stunde später noch einmal, andere Polizisten, wir sind wohl die einzigen Touristen, die hier übernachten.
Der «leere» Platz entpuppt sich als Hundeauslauf. Leider lassen sie uns nicht gut schlafen. Und morgens scheinen wir genau auf dem Schulweg zu stehen, die Kinder klopfen einfach an die Wand und laufen weiter. Irgendwie gruselig.
Ach ja, das Forum Romanum
Tatsächlich stehen wir 50 Meter vom Eingang entfernt, lösen unsere Tickets (hier obligatorisch: für Ausländer 8 Dinar, ca. 2-3 CHF/€) und sind – wie nicht anders zu erwarten – die einzigen Besucher. Das Museum ist schnell erkundet (2 oder 3 kleine Räume mit einer überlauten Alarmanlage) und dann geht es zu Fuss auf das Gelände. Auch hier: Die Ausgrabungen sind noch nicht abgeschlossen, wir laufen über die historischen Steine, durch grosse Torbögen und können in Mosaik-verzierten Bädern (ohne Wasser) sitzen. Das Ganze ist eine riesige Anlage.
Eine der beeindruckendsten Ausgrabungen ist die Schola de Juvenes, der Treffpunkt der damaligen männlichen Jugend, die eine wichtige Rolle in der Stadt spielte. Ein weiterer Höhepunkt ist das Forum, ein grosser gepflasterter Platz von 1500 Quadratmetern, und der Triumphbogen, die unter Kaiser Trajan errichtet wurden.
Ausserdem gibt es die grossen Thermen mit der von Arkaden umgebenen Palästra, einem Bereich für körperliche Ertüchtigung. Mit dem Amphitheater, einem Mausoleum, einer christlichen Kirche und einem Trogdenkmal gibt es noch viel mehr zu entdecken. Die Sache mit dem Trogdenkmal war uns allerdings ein Rätsel.
Der Trajansbogen, der später in byzantinischer Zeit zu einer Festung ausgebaut wurde, ist faszinierend und etwas ganz Besonderes. Wieder einmal fragen wir uns, wie man so etwas früher ohne Bagger, Kran und digitale Bauzeichnungen bauen konnte.
Wir sind froh, dass wir nach der schlaflosen Nacht so einen tollen Morgenspaziergang gemacht haben. Jetzt ist erst einmal ein gemütliches Frühstück angesagt.
Merci fürs «Mitreisen»
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Hallo,
bin gestern auf der Suche nach Infos für unsere Tunesien Tour 2023 auf Eure Seite gestossen und bin BEGEISTERT. Der Blog ist super toll geschrieben, die Bilder sind spitze. Ehrliche und autentische Infos über Tunesien sind derzeit wenig zu bekommen, daher bin ich froh über Eure Infos und bleibe dank Newsletter auch dran.
Fand spannend zu lesen, das bei der Einreise das Auto so durchsucht wurde, ich bin geraade dabei ein Liste zu machen, was in unserem Defender alles steckt. Mal sehn ob ich die Zöllner damit beeindrucken kann, leider sind meine französischen Sprachkenntnisse sehr rudimentär und beziehe sich nur auf wenige Floskeln und Zahlen.
Habe gelesen, ihr laßt manchmal ´ne Drohne fliegen, wie ging die durch den Zoll, aus versehen? so quasi unwissentlich? Bin in diesem Punkt unsicher, wie wir das handhaben sollten, vielleicht könnt ihr uns eine kurze Rückmeldung geben.
Liebe Petra
Vielen lieben Dank für deine Begeisterung! Es freut uns natürlich, wenn dir unser Tagebuch gefällt.
Zur Zoll/ Grenz-Kontrolle: Wir haben alles brav auf französisch auf die Liste geschrieben, etwas verkürzt: Kameras, Drohne, Laptops, Technik für Home-Office.
Zudem: Kleidung für 2 Personen, Küchen- und Wohnutensilien für 2 Personen, Lebensmittel für 1 Woche und 2 Personen. Spiele. SUP. Tisch / Stühle.
Also sehr übersichtlich, die Liste.
Wir haben uns darauf eingestellt, alles noch ausführlicher zu schreiben. Aber wir haben ja Zeit und dann hätten wir mal ne Inventur gemacht. Aber so war es eben auch okay.
Bei einer weiteren Einreise hätte ich sie glaube ich daheim gelassen.
Liebe Grüsse – Heike
Hallo Heike und Petra,
wie sind Samstag Nacht mit unserem Campingbus mit Grimaldi in Tunis angelandet und waren gegen Mitternacht unter den Ersten, die vom Schiff konnten; der Zöllner hat nur einen kurzen Blick in den Kofferraum geworfen und den Pass (KfZ) abgestempelt. Nach weiteren 2-3 kurzen Stops bei anderen Offiziellen waren wir ca. 1/2 Std. später raus aus dem Hafen. Auch so kann´s also gehen 🙂 . Wir hatten nur dieses hellblau/weisse kurze Formular für das Auto ausgefüllt.
Wir stehen übrigens gerade für die Nacht an einer Tankstelle in Maktar, Heike. Haben dem Tankwart 20 Dirham in die Hand gedrückt, vermutlich etwas zu viel, aber wir hatten es nicht kleiner. Sicher und sehr ruhig.
Ohne Euch 2 wären wir übrigens nicht auf die Idee gekommen Tunesien zu bereisen. Sehr informatives Blog, danke!
Wir scheinen Euch schon ein wenig auf den Fersen zu sein, sind wir Euch doch im Februar zufällig und unwissentlich mit wenigen Tagen Abstand durch Lappland (Kiruna) und Lofoten gefolgt.
Etwas kalt z.Z. – habt noch viel Freude in Tunesien, wir fahren erstmal straigt away Richtung Süd.
Hallo Dieter,
schön von dir zu lesen!
Wir wünschen euch natürlich eine ruhige Nacht in der Stadt!
(Wir posten übrigens immer 2 Wochen zeitversetzt, sind also schon wieder weiter…)
Schön, dass ihr „wegen uns“ auch in Tunesien seid – das ist mal cool. Und schön, dass euch unser Reisetagebuch gefällt.
Wohin geht’s nach Tunesien? (Damit wir auch wissen, wohin wir fahren…)
Liebe Grüsse und viel Spass im Süden (wir vermissen ihn schon!)
Gerd & Heike
>> Wohin geht’s nach Tunesien? (Damit wir auch wissen, wohin wir fahren…) <<
Ihr verschifft so Ende November nach Montevideo, wir kommen dann Mitte Dezember nach 🙂
Bis dann…
Dieter
PS: mögt ihr eigentlich das Verhalten dieser sogen. Kuschelcamper?
Hallo Dieter, gut zu wissen. Montevideo… Gut, abgemacht 😉
Von wo verschifft ihr? Hamburg?
Liebe Grüsse – Heike
Ja, von HH, gibt ja nur Grimaldi als RoRo, und mit denen haben wir ja nun nach Tunis schon mal probeverschifft 😉 . Mal gucken, wie uns Tunesien gefällt – wenn wir hier gut klarkommen, müsste auch Bolivien, Peru und so für mich verkraftbar sein. Bin ja schon ziemlich alt und starr, leider.
Viele Grüße zurück vom Dieter und Brigitte (sie findet Euer Blog auch einfach super)
Hallo Ihr zwei,
Na dann bleibt es ja spannend.
Wir überlegen auch die ganze Zeit, wohin es im Herbst geht. Gern würden wir Mexico, USA und Kanada bereisen, mal schauen, was es da so an Verschiffungen gibt. Das Frühjahr und den Sommer werden wir mal in der Schweiz und in Deutschland verbringen…
Viel Freude weiterhin in Tunesien!
Liebe Grüsse – Heike & Gerd
Zu deinem PS:
Gute Frage. Ich nehme an, du meinst die, die so nah an einen heran stehen und dort auch stehen bleiben? Eigentlich nicht so, deswegen mögen wir auch Campingplätze nicht. Aber manchmal geht es nicht anders und schöne Plätze müssen dann auch geteilt werden.
Irgendwie ist uns das ein bisschen egal, wir stehen auch an Strassenrändern und müssen nicht immer den perfekten Spot haben.
Weniger toll finden wir laute Menschen. Die findet man überall, besonders deutschsprachige…
Oh, da haben wir ja einiges gemeinsam 🙂 .
Lärmiges, plärrende Fernseher und Radios u.ä. sind mir ein Graus,- dieses Kuschelcamperbedürfnis, sich in Reih und Glied nebeneinander aufzustellen, auch wenn der Stellplatz riesig und völlig leer ist – das ist für mich typisch deutsch, oder österreichisch. Ordnungsliebend halt :-/ .
Habt weiter eine wunderbare Reisezeit *wink*