Tunesien – «Noch mal, noch mal!»

Quad Tour durch die Sahara

Normalerweise bin ich kein Fan vom Verlassen der Komfortzone. Jaja, ich weiss, da draussen findet leben statt. Kann ja alles sein. Ich jedoch denke, dass innerhalb der Komfortzone – wie weit oder gedehnt sie denn auch sei – die guten Ideen kommen, die tollen Projekte starten und der Mensch in seiner Mitte und in der kompletten Ruhe der bessere Mensch ist. 

So, und dann hat es mich heut, ohne Vorwarnung, aus meiner Komfortzone geschleudert. 

Am Vorabend, im Thermal-Open-Air-Bad, treffen wir Urs aus dem Tessin wieder. Ihn lernten wir in Douz kennen und die Wiedersehensfreude ist gross. So überlegen wir, im warmen Wasser treibend, dass wir am Morgen des nächsten Tages eine kleine Wüstenwanderung zur alten römischen Festung machen könnten.

Am Morgen jedoch ändern sich unsere Wünsche, als wir dann der Realität ins Auge blicken und feststellen, wie weit die Festung entfernt ist. Wir entscheiden gemeinsam, uns Quads auszuleihen und durch die Wüste zu heizen. 

Im ersten Impuls sage ich zu. Als ich dann jedoch auf einem eigenen Quad sitze merke ich alle Muster der Angst in mir aufsteigen. Stimmt, da ist noch etwas in mir, was nicht wirklich zur Ruhe gekommen ist. Eine Unruhe, eine Furcht, eine Hilflosigkeit. Unebener Untergrund, Geschwindigkeit, eine männerdominierte testestoron-geschwängerte Energie. Kurz bin ich geneigt, wieder abzusteigen und nicht mitzumachen.

Und dann mache ich das, was ich gelernt habe. Eine Kleinigkeit essen (mich sozusagen bödele), mitzufahren und gegebenenfalls anzuhalten und mir erlauben, die Tour abzubrechen. Ich gebe dem Tourguides zu verstehen, dass es mir unwohl ist, er nickt, lächelt und scheint zu wissen, was er mit mir zu tun hat. 

Langsam rollen wir durch die Oase, ich als Letzte hintendran. Gut, dass wir nur zu dritt sind. Urs und Gerd sind eingeweiht und somit muss ich nicht noch das innere nach aussen kehren bei fremden Menschen.

Die ersten Kurven sind merkwürdig, plötzlich spüre ich die Kraft und auch die Sicherheit von 4 Rädern. Dann scheint die Sonne auf uns, sie wärmt etwas den kühlen Morgen und wenig später schaltet sich bei mir ein Hebel um: ich habe Freude. Erst langsam, dann immer schneller. 

Der Sand zwischen den Zähnen knirscht (denn statt den Mund zu schliessen strahle ich die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd), die Brille hält nur einen minimalen Teil des Sandes von meinen Augen ab. Ich werde vom Voranfahrenden eingestaubt, all das ist sowas von egal: ich habe so grosse Freude! Gerd und Urs kommen immer mal wieder vom Weg ab, sie haben schon von Beginn an Spass an der Sandwüste.

Irgendwann «müssen» wir an der Festung anhalten, stimmt, das war ja der Grund für die Tour. Also schnell ein Fotostopp von «alten Steinen» und weiter geht auf auf mein neues Lieblingsgefährt. Düne hoch, Düne runter. Der weiche Sand gibt nach und macht Platz für unsere Räder. Die Sonne strahlt und ich gleich mit. Ich merke, dass gerade etwas in mir «ganzgemacht» wurde. 

Als wir dann wieder in die Oase rollen, bin ich geneigt, gleich nochmal loszufahren. «Bitte Gerd, lass uns nochmal fahren!», rufe ich ihm strahlend zu. Glücklich nimmt er mich in die Arme und wir geben uns dem Erlebnis Wüste in Gedanken noch einmal hin. 

Was für eine schöne Erfahrung. Die Wüste ist magisch – nie und nimmer hätte ich das gedacht!

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Merci fürs «Mitreisen»

Hier findet ihr unsere künftigen Vorträge:

Termin: 24. November 2024 16 Uhr (Türöffnung 15 Uhr)
Ort: Deutschland, Landgasthof zum Mühlenteich 15345 Eggersdorf bei Berlin
Anmeldung: https://forms.gle/5XFgSz31NKzmCzmT8


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2 Kommentare
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Rachel
Rachel
1 Jahr zuvor

Guten Morgen Heike.

Jetzt hast du es endlich geschafft.
Racheli heult.

Ich kenne dich noch nicht einmal und dennoch geht mir diese Geschichte extrem nahe.
Und ich freue mich.
Ich freue mich für dich wie doof.🥰😻
Einfach weil ich weiß wie es ist, weil ich weiß wie sich „Befreiung“ anfühlt.
Geniesse es!

Du bist die Beste!

Ich sende dir eine herzliche Umärmelung.

s’Racheli

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