Tunesien – Sandbrot nach Beduinenart

Tunesien – Sandbrot nach Beduinenart

Die Tage in der Wüste plätschern vor sich hin – was wir sehr geniessen. «Welcher Wochentag ist heute?» «Hm, keine Ahnung. Ist das wichtig?»

Was ist Luxus? Gerd sagt immer, keine Termine zu haben, sei für ihn der grösste Luxus. Und ja, hier und jetzt stellen wir fest: Genau so ist es: Ohne Termine zu leben ist schon fantastisch.

Während wir so dasitzen, in die Wüste schauen und unsere Gedanken schweifen lassen, hupt es hinter uns. Ein Auto! Was für eine Abwechslung! Schnell werden wir angesprochen, mal wieder auf Bärn-Düütsch! «Ja, was! Was macht ihr denn hier?»

Schnell kommen wir mit einer Schweizerin ins Gespräch. Sie macht gerade eine Wüstentour. Mhamed führt sie als Guide durch die Gegend. Wir unterhalten uns ein wenig, irgendwann verabschieden sie sich von uns. Zum Abschied fragt sie noch: «Seid ihr morgen noch da? Dann könnten wir zusammen beduinisch essen. Mhamed kann uns im Wüstensand gebackenes Brot machen, das ist super lecker!».

Na gut, so schnell wollten wir hier eh nicht weg. Am nächsten Mittag stehen die beiden wieder vor unserem Felix. Ich räume Tisch und Stühle raus (heute mal kein Wind, also machbar und sinnvoll!). Mhamed sammelt Wüstengestrüpp und macht Feuer, wir kneten derweil Mehl, Salz und Wasser zu einem pomfortionösen Teig.

Leider falle ich mit meinem Teig durch Mhameds Qualitätskontrolle, er übernimmt und knetet so lange, bis der Teig seinen hohen Ansprüchen genügt. Gut, dann kümmere ich mich eben um die Knoblauchzehen. Ingrid wickelt derweil Kartoffeln, Eier und die Knoblauchzehen in Alufolie ein. Jetzt ist alles bereit zum Kochen. (Kleine Anmerkung: wir selbst würden keine Alufolie nehmen, brauchen diese auch nie. Umwelt und so, klar, oder? Auf Nachfrage erfahre ich, dass die Beduinen früher nasse Stofftücher genutzt haben, um Kartoffeln etc. ins Feuer zu legen. Das hätte ich gern mal probiert, muss aber mangels Stofffetzen warten!)

Das Feuer ist gut heruntergebrannt, die Asche und der Wüstensand sind heiss «wie ne Moore». Auf einem zusammengeschobenen Sandtisch wird unser letztes sauberes Küchenhandtuch ausgebreitet, Mehl darauf gestreut und der inzwischen gut geknetete und ausgeruhte Brotteig ausgerollt.

Küchengeräte? Fehlanzeige.

Kartoffeln, Knoblauch und Eier liegen schon gemütlich in der heissen Asche, jetzt wirft Mhamed einfach den Brotteig in das heisse Sand-Asche-Gemisch. Mit einem herumliegenden Stock wird das Brot mit der restlichen Asche bedeckt und nun heisst es warten. 10 bis 15 Minuten später sind unsere Kartoffeln, Knoblauch, Eier und das Brot fertig.

Wir erwarten natürlich viel Sand beim Kauen, aber nix da. Das Brot wird erst in einen Busch geworfen (Kühlgitter!), dann mit dem Taschenmesser am Rand «entschwärzt» und mit dem Handtuch schlagend entsandet.

Frisch gebrochenes Brot, dazu die leckeren Kartoffeln, der weiche und göttliche Knoblauch und die mittelweichen Super-Eier und fertig ist das beduinische Mittagessen. Was für ein Genuss!

Wir wissen nicht, ob wir eher die Erinnerung an die Zubereitung oder den Geschmack feiern. Auf jeden Fall sind wir so dankbar für dieses Erlebnis der Extraklasse!

Merci, Ingrid, dass du einfach angehalten hast, als du unser Berner Nummernschild gesehen hast. Und merci, dass du uns an diesem Erlebnis hast teilhaben lassen! Danke auch an Mhamed, der uns das alles ermöglicht hat.

PS: Am nächsten Tag habe ich natürlich wieder Brotteig geknetet (gut, dass Mhamed nicht wieder Knet-kontrolliert hat!) und im Sand gebacken. Ich bin total begeistert! Und werde das irgendwann nochmal machen, vielleicht auch an einem Sandstrand?

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Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

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2 Kommentare
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Dirk
Dirk
1 Jahr zuvor

Hallo ihr Lieben,
das war ja wirklich wieder eine super Erfahrung!
Da ich selber Sauerteigbrot backe habe ich beim Punkt Brot natürlich besonders aufgepasst. Bei deiner Zutatenliste für das „Sandbrot“ wird keinerlei Treibmittel wie beispielsweise Hefe aufgeführt. Wird sowas bei dem Fladen nicht benötigt?
Beim Sauerteigbrot ist ja eben eine Besonderheit, das hier eben auch keine Hefe sondern ein Sauerteiganstellgut (bei mir heißt das Olf) verwendet wird.

Liebe Grüße
Dirk

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