Marokko – Esel: Stille Helden des Alltags

Marokko – Esel: Stille Helden des Alltags Lesedauer etwa 5 Minuten.

Wenn Katzen nicht schon meine Lieblingstiere wären, dann wären es zweifellos Esel. Ich liebe Esel. Ich könnte stundenlang ihre sanften Augen und ihre bedächtige Art beobachten. Diese Mischung aus Sturheit und Besonnenheit fasziniert mich – sie tun nur das, was sie für sicher halten. Und dann sind sie auch noch wunderschöne Tiere. Ja, ich bin tatsächlich ein wenig eselverliebt.

Für unsere zukünftige Wohnung, die hoffentlich in zwei Jahren bezugsfertig sein wird, träume ich von einem Esel. Es gibt Zwergesel, habe ich gelesen – ganz entzückende Tiere, nicht zu gross und perfekt für einen kleinen Garten. Doch der Tierschutz rät, sie nur als Pärchen und in einem eigenen Stall zu halten. Und dann wären da noch die neuen, uns noch unbekannten Nachbarn, die möglicherweise nicht ganz so eselvernarrt sind. Ich vermute mal, dass aus diesem Traum nichts wird.

Nun, jedenfalls sind wir in Marokko, dem Land der Esel. Inmitten der geschäftigen Strassen wuseliger Städte, den staubigen Pisten des Gebirges oder den verwinkelten Gassen kleiner Berberdörfer – Eselkarren sind allgegenwärtig und ein unverwechselbarer Teil des marokkanischen Lebens. Sie rollen mit der Gelassenheit der Jahrhunderte durch die Szenerie und fegen mit einem Wisch all die Moderne zur Seite.

Bereits vor Jahrhunderten, lange bevor motorisierte Fahrzeuge Einzug hielten, waren Esel das wichtigste Transportmittel der Berber und arabischen Händler. Ihre Karren – oft aus einfachem Holz gebaut – trugen Waren wie Getreide, Oliven oder handgeknüpfte Teppiche zu den Souks. Es wird vermutet, dass der Gebrauch von Eselkarren seit der Römerzeit in der Region etabliert ist. Esel waren damals ein wertvoller Besitz und Symbol für Status und Wohlstand.

In vielen ländlichen Gegenden Marokkos haben Eselkarren auch im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Bedeutung verloren. Für Bauern und Händler sind sie das zuverlässigste und oft einzige Transportmittel, um schwer beladene Güter über unbefestigte Strassen oder enge Wege zu befördern. Ob Heu, Wasserkanister, Feuerholz oder sogar Menschen – ein Eselkarren bewältigt all dies mit erstaunlicher Ausdauer.

In grösseren Städten sieht man sie oft als «letztes Glied» der Logistikkette. Wo Lastwagen nicht mehr hinfahren können, übernehmen Eselkarren die Feinverteilung, sei es in den Gassen der Medina oder auf kleinen Märkten. Und manchmal erzählen die Karren mehr über ihre Besitzer als Worte es könnten. Ein Händler auf einem Souk schmückt seinen Wagen mit bunten Stoffen und kleinen Amuletten, die den bösen Blick fernhalten sollen.

Trotz der immer motorisierteren Welt bleibt der Eselkarren ein stiller Zeuge von Beständigkeit und Hingabe. Gleichzeitig rücken die sanften, geduldigen Tiere, die diese Lasten tragen, in den Fokus einer wachsenden Wertschätzung. Immer mehr Stimmen erheben sich, um sie zu schützen, auch der Tierschutz ist hier angekommen, wenngleich sehr zaghaft und fast unsichtbar.

Die Lebensdauer dieser treuen Tiere hängt nämlich stark von den Lebensumständen ab. In Ländern wie Marokko, wo sie oft als Arbeitstiere eingesetzt werden, können sie leider deutlich früher sterben – nicht selten schon nach 12 bis 15 Jahren –, wenn sie überlastet oder schlecht versorgt werden. Was wir hier nicht unterstellen wollen, aber beim Lesen über die Esel mehrmals darauf gestossen sind. In ruhigen Umgebungen können Esel bis zu 40, manchmal sogar bis 50 Jahre alt werden.

So erfreue ich mich dennoch der vielen Esel (übrigens sehen wir auch immer mehr Pferdekarren, die natürlich ebenso romantisch sind, aber eben ohne meine geliebten Esel), solange es diese noch gibt. Und derzeit treffen wir noch unzählige an.

leben pur

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