Finnland – Beobachtungen, Teil 4

Finnland – Beobachtungen, Teil 4
Dieser Beitrag ist Teil der Serie Finnland
Lesedauer etwa 7 Minuten.

Digitale Revolution: Lieferroboter erobern die Strassen

In einigen Städten haben wir sie bereits gesichtet: winzige, ferngesteuerte Einkaufskästen, die sich geschäftig über die Bürgersteige bewegen. Anfangs fragen wir uns, was es mit diesen kleinen Fahrzeugen auf sich hat, doch schon bald erkennen wir, dass es sich um autonome Lieferroboter handelt. Wir stellen uns die Frage, ob diese praktischen Helfer auch zu unseren abgelegenen Stellplätzen am See, im Wald oder in der Stille liefern könnten. 

In Finnland sind autonome Lieferroboter auf dem Vormarsch und bringen Lebensmittel direkt bis vor die Haustür. In über 30 Städten sind diese kleinen, elektrisch betriebenen Fahrzeuge auf Bürgersteigen und Radwegen unterwegs. Besonders auffällig sind sie in Städten wie Kouvola und Kotka, wo sie auf festgelegten Routen verkehren und per App gebuchte Einkäufe ausliefern. 

Kunden können in einigen Supermärkten, wie den S-Märkten und KSO-Märkten, diesen Service beim Einkaufen wählen. Die Roboter, die von Batterien angetrieben werden, navigieren eigenständig zum Kunden und werden durch GPS und Sensoren gesteuert. Anbieter wie die finnische S-Group und die Convenience-Store-Kette Alepa arbeiten dabei mit dem Entwickler Starship Technologies zusammen, der sich auf Lieferroboter spezialisiert hat. 

Diese Roboter sind nicht nur im Alltag, sondern auch in den sozialen Medien als freundliche, sympathische Helfer bekannt. Obwohl sie erstaunlich zuverlässig funktionieren, können selbst sie von den finnischen Winterbedingungen herausgefordert werden. Ein kurioser Vorfall in Helsinki zeigt dies eindrucksvoll: Ein Lieferroboter prallte bei Glatteis gegen ein Auto, weil der Bürgersteig nicht geräumt war. 

Insgesamt sind die Einkaufsroboter in Finnland ein Paradebeispiel für die gelungene Kombination von Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Komfort im Alltag. Ihr Einsatzgebiet wird kontinuierlich erweitert, und sie könnten schon bald auch in entlegeneren Gegenden zum Einsatz kommen.

Quellen:

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leben pur

Riesige Hausnummern in Finnland: Ein cleveres System

Finnland und die riesigen Hausnummern. Während wir durch die endlosen Weiten Finnlands fahren, wird uns zunehmend bewusst, wie dünn besiedelt dieses Land tatsächlich ist. Kilometerlange Strassen schlängeln sich durch die Landschaft, gesäumt von nur wenigen Häusern. Dabei fällt uns auf, dass die Hausnummern hier oft drei- bis vierstellig sind. Es ist keine Seltenheit, eine Hausnummer wie 1179 zu sehen. Als Beifahrerin habe ich reichlich Zeit, über dieses Phänomen nachzudenken. Wenn meine Gedanken ins Stocken geraten, greife ich zur Recherche, um eine typisch finnische, clevere Lösung zu finden. 

Die grossen Hausnummern und die besondere Nummerierung sind eine geniale Methode, um das dichte finnische Wald- und Seenland besser navigierbar zu machen. In Finnland richtet sich die Hausnummerierung oft nach dem Abstand (in Metern) vom Anfang der Strasse. Das bedeutet: Die Hausnummer entspricht der Entfernung in Zehner- oder sogar in Einer-Metern vom Anfang der Strasse bis zum Grundstück. Ein Haus mit der Nummer 430 liegt also beispielsweise 430 Meter vom Strassenanfang entfernt. Gerade Nummern befinden sich auf der einen Strassenseite, ungerade auf der anderen. Dies erleichtert es Rettungsdiensten, Lieferanten und der Post, auch weit abgelegene Häuser schnell zu finden. Da die Entfernungen oft beträchtlich sind und die Strassen häufig im Nirgendwo beginnen, sind sehr grosse Zahlen und gute Sichtbarkeit entscheidend – daher die grossen Hausnummern an Toren, Wegen und Hauswänden. 

Ich finde diese Lösung faszinierend und besonders amüsant, während wir durch die finnische Landschaft fahren. Oft sind die Hausnummern auch liebevoll dekoriert, was ihnen einen besonderen Charme verleiht. Zudem weiss ich dank dieser Nummerierung immer, wie weit die Strasse ist oder wie viele Kilometer wir bereits zurückgelegt haben. Eine Information, die man eigentlich nicht braucht, die mir aber dennoch Freude bereitet.

leben pur

Singschwäne in Finnland

Wenn wir durch die stillen, unberührten Landschaften Finnlands streifen und unsere Blicke über die glitzernde Oberfläche eines ruhigen Sees gleiten lassen, entdecken wir etwas wahrhaft Besonderes: den Singschwan. Dieser majestätische Vogel verkörpert die Seele Finnlands und ist nicht nur der Nationalvogel des Landes, sondern auch ein Symbol für Reinheit und Würde. Seine Bedeutung wird durch seine Abbildung auf der finnischen 1-Euro-Münze unterstrichen. 

Seit den 1950er Jahren ist die Jagd auf Singschwäne in Finnland streng verboten. Damals stand die Art kurz vor dem Aussterben, doch dank rigoroser Schutzmassnahmen kann man sie heute wieder in fast allen Regionen des Landes bewundern. Die Schwäne leben meist paarweise in monogamen Lebensgemeinschaften, die oft ein Leben lang halten. Ihre Nahrung besteht überwiegend aus Wasserpflanzen. 

Singschwäne brüten an Seen, Teichen und langsam fliessenden Gewässern, die von üppiger Ufervegetation umgeben sind. Ihre charakteristischen Trompetenrufe hallen im Frühjahr durch viele Teile des Landes und kündigen die Ankunft der Brutsaison an. Während des Frühlings und Sommers sind sie in ganz Finnland verbreitet. Im Herbst ziehen die meisten zur Überwinterung nach Süden, doch einige bleiben auch im Land, besonders in milderen Wintern. 

In der finnischen Mythologie spielt der Singschwan eine besondere Rolle. Er erscheint als heiliger, mystischer Vogel im Nationalepos Kalevala und dient als Inspirationsquelle für Künstler und Komponisten wie Jean Sibelius. Heute gilt der Bestand der Singschwäne in Finnland als gesichert und wächst weiter – eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte des Naturschutzes.

Quellen: 

singschwäne cygnus cygnus beim anflug auf ein feld
Foto: by mirkograul
leben pur singschwäne münze

Vorbereiten auf den Ernstfall

Auch wenn wir uns momentan nicht in einer akuten Krise befinden, wird man bei einer Reise durch Finnland unweigerlich auf das Thema Notfallvorsorge stossen. In Finnland ist das Anlegen von Notfallvorräten ein fester Bestandteil der Krisenvorsorge und wird von der finnischen Regierung aktiv gefördert. Das Ziel ist klar: Jeder Haushalt soll bei grösseren Störungen, wie etwa einem Blackout, mindestens 72 Stunden autark überleben können. Dieses Prinzip der „Eigenvorsorge“ ist tief in der sogenannten Sicherheitskultur des Landes verankert. 

Die Regierung empfiehlt, dass jeder Haushalt einen Notfallvorrat anlegt, um im Falle eines Blackouts oder einer anderen Krise mindestens 72 Stunden unabhängig zu überstehen. Dazu gehören vor allem ausreichend Trinkwasser – etwa zwei Liter pro Person und Tag – sowie haltbare Lebensmittel wie Brot, Konserven, Nudeln, Reis und einige persönliche Lieblingsspeisen. Ebenso wichtig sind Fette oder Öle, ein kleiner Vorrat an Süssigkeiten und Medikamente für den Eigenbedarf. 

Neben der Verpflegung raten die Behörden zu einem batteriebetriebenen Radio, Taschenlampen mit Ersatzbatterien, Kerzen, einem einfachen Notkocher, Bargeld und Hygieneartikeln wie Toilettenpapier, Feuchttüchern und Müllbeuteln. Eine Powerbank zum Laden des Handys, ein Erste-Hilfe-Set und – falls nötig – ein Handfeuerlöscher runden die Notfallausrüstung ab. Die Vorratshaltung soll nicht nur auf den eigenen Bedarf, sondern auch auf Nachbarschaftshilfe ausgerichtet sein. So ist jeder vorbereitet, bis öffentliche Hilfe eintrifft.

Quellen:

Vorbereiten auf den Ernstfall
Vorbereiten auf den Ernstfall

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Kamele, Kulturen & viele Kontraste
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Leben-pur-Vortrag-Persien

 

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