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Nur schweren Herzens verlassen wir Naantali, diese bezaubernde Stadt mit ihrer malerischen Promenade und den fröhlichen Menschen, die ihre Traditionen so lebendig halten. Doch so ist das nun mal mit dem Reisen: Man zieht weiter.
Der Begriff «Reisen» bedeutet allgemein, sich von einem Ort zu einem anderen zu begeben – meist über eine längere Distanz – mit einem bestimmten Zweck, sei es zur Erholung, zum Erleben neuer Kulturen, zur Arbeit, zur Bildung oder aus anderen Gründen. Die sprachliche Herkunft und Entwicklung des Wortes «reisen» ist faszinierend: Das Verb «reisen» stammt aus dem Althochdeutschen «rīsan», was «aufstehen, sich erheben, sich aufmachen» bedeutete. Im Mittelhochdeutschen wandelte es sich zu «reisen» und wurde für das Fortbewegen oder Sich-aufs-Weg-machen benutzt. Die Wurzel liegt im germanischen «rīsan», was «sich bewegen» oder «sich erheben» heisst. Im Laufe der Jahrhunderte verlagerte sich die Bedeutung vom blossen Aufstehen und Aufbrechen hin zum gezielten Ortswechsel – also zu dem, was wir heute als «Reisen» verstehen.
So, dann wäre das auch mal geklärt.
Auf unserem Weg quer durchs Land finden wir uns nur wenige Kilometer von der Küste entfernt in Turku wieder. Statt grosser Rundgänge und Museumsbesuche, die Turku zweifellos zu bieten hätte, zieht uns die Markthalle magisch an.
Natürlich sind wir viel zu früh dran (Schweizer eben, immer zu früh!), doch das Glück ist uns hold und wir ergattern ein kleines Frühstück. Gemächlich schlendern wir an den teils geschlossenen Ständen vorbei und spüren deutlich, dass Ferienzeit ist. Ursprünglich hatten wir gehofft, hier unseren Wocheneinkauf erledigen zu können, doch von frischen Früchten und Gemüse fehlt jede Spur. Stattdessen begegnen uns Berge von Trockenprodukten, Fleisch und Würsten – die Finnen sind wahre Grill-Weltmeister, zumindest mengenmässig. Und dann sind da noch die zahlreichen, bezaubernden Cafés, die uns magisch anziehen. Wir lassen uns nieder, denn ein Blick hinter die Theken verrät: Hier gibt es Qualitätskaffee aus Siebträgermaschinen statt der üblichen Filterbrühe.
Die Markthalle (Turun kauppahalli) ist ein architektonisches Juwel und ein traditionsreicher Marktplatz mitten in Turku. Eröffnet wurde sie bereits 1896 und ist damit die zweitälteste Markthalle Finnlands. Die Halle entstand, weil die offenen Märkte auf den Plätzen der Stadt nicht mehr den hygienischen Anforderungen entsprachen. Das Backsteingebäude wurde von Gustaf Nyström entworfen und verfügte damals über 151 Geschäfte, darunter viele Fleischhändler und sogar Aquarien für den lebenden Fischverkauf. 1905 wurde erstmals fliessendes Wasser installiert, Elektrizität folgte 1932.
Turku selbst ist die älteste Stadt Finnlands und liegt an der Südwestküste an der Mündung des Flusses Aura (Aurajoki) in die Ostsee. Sie ist seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Das Stadtbild ist geprägt von Sehenswürdigkeiten wie dem mittelalterlichen Dom, der Burg Turku und einem modernen, lebendigen Zentrum mit vielen Restaurants und Cafés.
All das sehen wir uns nicht an, denn wir verlieren uns im Marimekko-Shop.
Wir sind nämlich die Marimekko-Besucherinnen – die, die in jeden Marimekko-Laden marschieren, ehrfürchtig durch die Regale streifen, Stoffe streicheln, Muster bewundern, Röcke anprobieren… und dann mit leeren Händen wieder hinausgehen. Nicht, weil wir Marimekko nicht lieben würden (ganz im Gegenteil!), sondern weil wir heimlich Angst haben, dass unser Zuhause vor lauter Farbe in Ohnmacht fällt, dass unser Reisebudget für 2025 aufgebraucht ist und dass wir wie bunte Tonnen durch die Weltgeschichte laufen würden. Denn so ganz vorteilhaft sind Marimekko-Kleider nur für Grösse 36/38.
Marimekko, das ist dieses finnische Label, das 1951 von Armi Ratia ins Leben gerufen wurde, um die Welt ein kleines bisschen bunter – und mutiger – zu machen. Die berühmten Drucke stammen von finnischen Künstler*innen wie Maija Isola oder Vuokko Eskolin-Nurmesniemi, die offenbar beschlossen haben, dem Grau des Alltags den Kampf anzusagen. Ursprünglich fing alles als Textildruckerei an, aber seit Jahrzehnten gibt es Kleider, Taschen, Kissen und Tischdecken im typischen «Hallo, hier bin ich! »-Stil. Heute ist Marimekko eines der bekanntesten Symbole für finnisches Design – funktional, zeitlos, fröhlich – und so charmant gefährlich für den Geldbeutel, dass wir lieber nur gucken.
Aber: Wenn wir unsere Wohnung einrichten, dann kommt irgendwas Marimekkoiges rein, ganz klar. Und ich suche immer noch nach einem Strickmuster für eine Mütze oder so mit der typischen Marimekko-Mohnblume. Tipps sind gern genommen!

Als also die Gefahr gebannt war, fährt uns unser Chauffeur schnell wieder hinaus aus der Stadt. Und mitten hinein in die Natur. Was uns ohnehin besser gefällt.
Quellen:
- https://kauppahalli.fi/en/turun-kauppahalli-in-english/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Turku
- https://daspaulimagazin.ch/de/fotoreportage/tourismus-warum-ist-turku-so-cool-die-stadt-der-vielen-moglichkeiten-auf-sieben-hugeln
- https://www.visitfinland.com/de/reiseziele/die-kueste-und-das-schaerenmeer/turku
- https://planethibbel.com/tipps-fuer-turku/
- https://en.wikipedia.org/wiki/Turku_Market_Hall
- https://findingfinland.com/article/market-hall-turku/
- https://www.marimekko.com












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Hmmmm, da könnte ich mich rauf und runterfuttern! 😉
Sag mal,cwie macht ihr das mit den Sprachen in all den Ländern in denen ihr gewesen seid?
Kommt ihr mit Englisch überall durch ?
LG Rachel