
Unsere Reise durch Finnland führt uns vorbei an unzähligen glitzernden Seen und endlosen, majestätischen Wäldern. Das Wasser funkelt in der Sonne, mal ruhig und spiegelglatt, mal sanft bewegt vom Wind. Die Wälder scheinen unendlich – Föhren (oder wie wir Landeier sagen: Kiefern) und Birken ziehen vorbei, manchmal dicht und manchmal sonnendurchflutet, und immer wieder fragen wir uns, ob sich zwischen den Stämmen vielleicht doch irgendwo ein Elch zeigt. Wir halten Ausschau, spähen in Lichtungen und über sumpfige Wiesen – aber auch diesmal scheint er sich sehr gut zu verstecken.
Das Reisen hier bedeutet grosse Freiheit. Durch das Jedermannsrecht dürfen wir an vielen Orten einfach mit dem Camper stehen bleiben. Ob am Seeufer, am Rand einer Waldlichtung oder auf einer kleinen Landzunge – oft genügt es, anzuhalten und zu bleiben. Abends sitzen wir dann vor unserem Felix, geniessen die Ruhe und den Blick aufs Wasser. So fahren wir von Ort zu Ort, immer umgeben von Natur und mit dem Gefühl, willkommen zu sein.
Diesmal ist die Suche nach einem Stellplatz doch ein klitzekleines bisschen aufwändiger, denn wir brauchen nicht nur einen Platz, an dem wir mit dem Felix stehen können, sondern wir wollen einen Platz haben, an dem wir nicht auffällig sind und das Zelt hinstellen können. Regula, das haben wir jetzt gelernt, möchte in ihrem kleinen Mini-Hotel schlafen. Schon der erste Platz ist tatsächlich ein Volltreffer.
Wir sind fast alleine und befinden uns auf einer Art Landzunge oder Halbinsel. Der Unterschied ist mir bis heute noch nicht ganz klar. So verbringen wir den Nachmittag an einem unglaublich schönen Platz mit einer traumhaften Aussicht, natürlich an einem See. Es dauert gar nicht lange, und wir springen ins Wasser und schwimmen. Da wir uns jetzt auf Olympia vorbereiten und ich die Trainingseinheiten an Regula ausgelagert habe, schwimmt sie erst mal komplett über den See und zurück. Zumindest meint sie das. Als wir später auf die Karte schauen, sehen wir, dass der See ellenlang ist, mehrere Kilometer lang. Und sie hat tatsächlich nur ein kleines Inselchen weit drüben angeschwommen und ist durchtrainiert zurückgekommen. Und dennoch, jede noch so kleine Trainingseinheit ist wertvoll für unseren Erfolg.
Am Abend, als die Sonne so lange schon über dem See steht, na ja, ich will nicht sagen, untergeht, denn so richtig untergeht sie erst viel, viel später, zumindest, als das Licht ein bisschen abendlicher wird, schmeissen wir ein bisschen Holz auf die Feuerstelle. Und ja, natürlich hat man uns da Holz hingelegt, frische Birke, und wir grillen unsere sehr merkwürdig pink aussehende Grillwurst, die wir in der Markthalle in Turku gekauft haben.
Ich muss noch einmal nachlesen. Ich glaube, diese Grillwurst besteht in sehr vielen Teilen aus roter Beete. Ich glaube, wir haben so eine Art Gemüsewurst gekauft, und auf dem Grill leuchtet sie irgendwie pink. Das sieht sehr irritierend aus. Aber sie schmeckt tatsächlich ziemlich gut, ich vermute, da sind so Körner drin, Hirse oder Grütze oder so, und dann halt mit dieser roten Beete, das ist tatsächlich ganz nett. Und natürlich muss der typische finnische Senf dazu.
Es ist immer wieder wunderschön zu sehen, wie wir Dinge neu für uns entdecken. Denn wir haben tatsächlich, auch wenn wir Regula schon viele Jahre kennen, noch nie an einem offenen Feuer in der Runde gesessen und haben Grillwürstchen gegrillt.
Irgendwann ist das Feuer runtergebrannt. Die Mücken machen sich auf den Weg, ihr Tageswerk zu erfüllen, sprich uns aufzufressen. Und wir überlegen, wo wir am besten das Zelt für Regula hinstellen. Am Ende wird sie direkt neben dem Felix stehen. Falls irgendjemand sich daran stört, könnte sie direkt zu uns rüberkommen und sich in unseren Felix legen.
Allerdings haben wir schon Testlegen gemacht: im Gang auf dem Fussboden könnte man schlafen. Und man würde ich hier gerne mit doppel N schreiben, weil der Gang dann doch ein bisschen schmal ist und wir Frauen ja doch durch weibliche Formen glänzen. Und nur Gerd sich in diesem Gang bei unserer Testlage überhaupt drehen konnte. Ich bin total festgeklemmt. Regula hat es denn gar nicht erst mehr versucht.
Alles in allem hatten wir einen wahnsinnig tollen Nachmittag und Abend dort mitten in der Natur. Auch wenn wir natürlich weiter wollten, am nächsten Tag, so richtig leicht ist es uns nicht gefallen, diesen Platz zu verlassen. Ach, Finnland, du verzauberst uns einfach von Tag zu Tag mehr.
Ich glaube, so langsam wird Finnland wieder mal unser Lieblingsland. Wie schon Griechenland, wie schon Norwegen, wie schon die Schweiz. Ich glaube, wir haben ganz schön viele Lieblingsländer. Ich glaube sogar fast alle. Denn, wer sagt denn schon, dass es nur ein Lieblingsland geben kann? Vielleicht ist Lieblingswelt der richtige Begriff.























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05.06.26; 20.30 Uhr Beim Sahara-Club-Treffen in Westhofen / Rheinland-Pfalz Sowie man sich anmelden kann, teilen wir den Link hier.
