Lettland – Ein Tag in Riga: Von historischen Gassen über Eishockey bis zur modernen Nationalbibliothek

Lettland – Ein Tag in Riga: Von historischen Gassen über Eishockey bis zur modernen Nationalbibliothek Lesedauer etwa 9 Minuten.

Das Strassenpflaster in Riga ist mehr als nur eine Herausforderung für unsere Füsse – es ist eine Reise durch die Geschichte. Man spürt jeden Schritt, wenn man über das Kopfsteinpflaster und das berüchtigte Katzenbuckelpflaster geht. Letzteres ist besonders tückisch und verlangt den Füssen einiges ab. Anstatt den weiten Weg über die Brücke zu Fuss zurückzulegen, entscheiden wir uns heute für den Bus. Doch das ist leichter gesagt als getan. In Riga muss man sich zunächst in einer App registrieren und sich quasi um Fahrkarten «bewerben», da hier nur noch digital bezahlt wird. Nach einigem Aufwand gelingt es uns schliesslich, und wir fahren in die Altstadt.

Dort angekommen, setzen wir uns auf die Treppen des Gildehauses gegenüber vom Katzenhaus, das wir bereits am Vortag entdeckt hatten. Schon erwartet uns Rita «Rita from Riga, easy to remember!», unsere Stadtführerin für heute. Wir lieben diese Free Walking Tours – sie sind grundsätzlich kostenlos, aber die Guides leben vom Trinkgeld. In der Regel geben wir zwischen 10 und 20 Euro pro Person, je nach Land. Riga liegt eher im höheren Kosten-Bereich, also etwa 15-20 Euro pro Person.

Unsere Tour beginnt. Wir tauchen ein in die bewegte Geschichte Rigas, geprägt von zahlreichen Besatzungen. Zunächst denkt man an die russische Besatzung, da Lettland Teil der UdSSR war. Doch Riga war auch einmal die zweitgrösste schwedische Stadt, und Polen, Russland sowie Deutschland haben das Land ebenfalls beherrscht. Ach ja, im römischen Reich auch noch…

Heute spricht man vom zweiten freien Lettland. Das erste Mal war Anfang des 20. Jahrhunderts, als Riga kurzzeitig unabhängig war, bevor Russland die Kontrolle wieder übernahm. Nun leben die Letten zum zweiten Mal in Freiheit – mit Sorge beobachten sie aktuell den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, denn Lettland liegt ganz nah dran und war ja ebenfalls schon mal Teil der UdSSR.

Unser nächstes Ziel ist der Platz der Freiheit. Hier erfahren wir, dass der beliebteste Sport der Letten Eishockey ist. Als die lettische Nationalmannschaft bei einer Meisterschaft einen Platz unter den Top Drei erreichte, wurde für ganz Lettland ein Feiertag ausgerufen, um die Mannschaft gebührend zu feiern – ein echtes Volksfest auf dem Platz der Freiheit. Neben dem Platz liegt ein kleiner «Berg». Mit einem Augenzwinkern erklärt uns Rita: «Wenn hier ein Hügel acht oder neun Meter hoch ist, nennen wir ihn schon «Mountain», weil wir einfach keine richtigen Berge haben.» Lettland wird daher manchmal auch scherzhaft «Flatland» genannt.

Ausserdem ist die Feierlaune der Letten bemerkenswert – sei es für ihre Eishockeyhelden oder für einen Preis bei den Filmfestspielen. Vor einigen Jahren war Riga sogar Kulturhauptstadt Europas, und das wurde in der Stadt ausgiebig gefeiert. Die kulturelle Vielfalt und das Interesse daran sind hier überall spürbar.

Riga fällt uns sofort durch seine Ordnung und Sauberkeit auf. Gepflegte Strassen, kaum Müll und aufgeräumte Plätze prägen das Stadtbild. Selbst abseits der touristischen Pfade begegnen wir kaum Graffiti oder vernachlässigten Ecken – ein Eindruck, den man in vielen anderen Hauptstädten so nicht hat. Auffallend ist auch der Stil der Menschen: gepflegte, modisch oft zurückhaltende, aber geschmackvolle Kleidung prägt das Stadtbild. Ob jung oder alt, ob beim Bummel oder auf dem Weg zur Arbeit – hier scheint man Wert auf gutes Erscheinungsbild zu legen, was der Stadt Eleganz verleiht. Da fühlen wir uns eher wie Trampeltiere, wie Camper vom Dorf, die eher auf Bequemlichkeit setzen.

Nach einem langen Rundgang mit vielen Geschichten und Anekdoten gehen wir essen – wieder einmal typisch lettisch und sehr lecker. Diesmal gibt es eine pinkfarbene Buttermilch(?)-Rote-Bete-Suppe und dazu die legendären grauen Bohnen, die uns schon vorgestern begeistert haben. Dazu wird ein dunkles, knuspriges Brot serviert, das in Öl gebraten und mit etwas Knoblauch verfeinert ist – einfach köstlich.

MIt dicken Bäuchen – so satt – machen wir uns auf den Weg zu den Markthallen. Unsere Reiseführerin Rita erklärt, dass der Rigaer Zentralmarkt kein Ort zum Verweilen ist, sondern ein reiner Einkaufsmarkt. Dennoch wollen wir ihn sehen.

Der Zentralmarkt wurde 1930 eröffnet und war damals einer der grössten und modernsten Märkte Europas. Die fünf markanten Pavillons entstanden aus ehemaligen Zeppelin-Hangars und verbinden Art déco mit Neoklassizismus. Seit 1998 gehört der Markt mit der Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Heute bieten die Pavillons und Freiflächen frischen Fisch, eingelegtes Gemüse, Milchprodukte und vieles mehr. Über 3.000 Händler verkaufen hier ihre Waren, und täglich kommen bis zu 100.000 Besucher. Unter den Hallen gibt es ein umfangreiches unterirdisches Kühl- und Lagersystem, das schon in den 1930er Jahren gebaut wurde.

Wenn wir genug von alten Dingen haben, zieht es uns oft in moderne Gebäude, wie zum Beispiel Hotels mit Dachterrassen und tollen Aussichten. In Riga fällt uns besonders die Nationalbibliothek am anderen Ufer des Flusses auf. Das Gebäude ist einem Berg nachempfunden – eine Hommage an den «Gläsernen Berg» aus der lettischen Mythologie. Nach etwas Sucherei finden wir die richtige Strassenbahn. In Riga fahren Strassenbahnen, Trolleybusse und Busse – alle mit ähnlichen Nummern, was für uns ziemlich verwirrend ist. Trotzdem schaffen wir es schliesslich, mit dem Bus zur Bibliothek zu fahren.

Oben in der zwölften Etage geniessen wir einen atemberaubenden Blick über Riga. Wir sind fast ganz allein und recherchieren zur Europäischen Union (Wann wurde die gegründet? Seit wann ist Lettland dabei?), als plötzlich aus meinem Smartphone «Ode an die Freude», die Hymne der Europäischen Union, laut erklingt – ein sehr schöner Moment. (https://de.wikipedia.org/wiki/Europahymne)

Es fühlt sich besonders an, hier oben zu sein. Wir merken, dass es manchmal berührender ist, ein modernes Bauwerk zu erleben als die zehnte Ausgrabungsstätte oder ein weiteres Museum zu besuchen. Leider dürfen wir die Lesesäle nicht betreten, aber wir erkunden die Etagen. Jeder Raum ist offen, hell und ruhig – ein Ort zum Denken und Durchatmen.

Die Lettische Nationalbibliothek beherbergt über fünf Millionen Medien, darunter seltene Handschriften ab dem 14. Jahrhundert. Ein Schwerpunkt liegt auf lettischer Literatur, Geschichte und Kultur. Besonders bekannt sind die Letonika-Sammlung und der „Daina-Schrank“, der ins UNESCO-Programm „Memory of the World“ aufgenommen wurde. Die digitale Bibliothek Letonica macht Teile des Bestands online zugänglich. Das 2014 eröffnete Gebäude stammt vom Architekten Gunnar Birkerts. Die Form erinnert an den „Gläsernen Berg“ der lettischen Mythologie – ein Symbol für Bildung und Aufstieg. Ein lichtdurchflutetes Atrium und das „Bücherregal des Volkes“ prägen das Innere. Die Bibliothek dient nicht nur der Wissensvermittlung, sondern auch als kulturelles Zentrum.

Zum Abschluss nehmen wir noch einmal Bus und Trolleybus zurück zu unserem Camper. Müde, aber glücklich, lassen wir uns in unsere Stühle fallen, gerade noch fit genug für eine erfrischende Dusche und eine grosse Portion Magnesium – unsere Beine brauchen das nach dem langen Tag. Der Tag war wunderschön, und er darf gerne schon um 18 Uhr enden.

Danke, du wunderschönes Riga!


Quellen:

leben pur

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Lettland – Riga, die Stadt der Katzen und der Katzenbuckelstrassen

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