
Auf dem Weg nach Essaouira schlängeln wir uns entlang der Küstenstrasse. Jede Kurve enthüllt neue Wunder: die gewaltigen Wellen des Atlantiks, die unermüdlich gegen die Küste peitschen und einen feinen Nebel in den Horizont sprühen. Die morgendliche Sonne – wir sind heute wirklich früh aufgebrochen – strahlt noch tief von der Seite und taucht die Landschaft in ein warmes, goldenes Licht. Die Sonne scheint hier immer intensiver, gelblicher, rötlicher. Liegt es am Saharasand, der ständig in der Luft schwebt und sich auch gerne auf unserem Felix niederlässt? Bald sieht Felix aus wie ein Abenteuer-Mobil!
Wir halten an, um zu tanken und zum ersten Mal Wasser aufzufüllen, bevor wir weiterrollen. Unser Zwischenziel ist Safi, eine Hafenstadt, die für ihre jahrhundertealte Töpferkunst berühmt ist. Besonders das Viertel «Colline des Potiers» (Hügel der Töpfer) zieht uns an, denn hier reihen sich zahlreiche Werkstätten und Ateliers aneinander. Wir hoffen, den Handwerkern beim Töpfern und Bemalen, beim Brennen in traditionellen Öfen und beim Dekorieren ihrer Kunstwerke zuschauen zu können.
Die Töpferkunst ist nicht nur ein kulturelles Erbe, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftszweig für Safi. Sie bietet vielen Familien Arbeit und Einkommen, insbesondere in den handwerklichen Betrieben, die oft von Generation zu Generation weitergeführt werden. Doch die Branche steht vor Herausforderungen: Die Konkurrenz durch günstigere, maschinell gefertigte Produkte und steigende Rohstoffkosten setzen die traditionellen Handwerker unter Druck. Initiativen zur Förderung der Keramikvermarktung im Ausland haben jedoch dazu beigetragen, den Fortbestand dieses Handwerks zu sichern.
Natürlich kaufen wir kleine, bunte Becher – wir müssen ja stets auf das Zuladegewicht unseres rollenden Zuhauses achten – und hoffen insgeheim, dass diese Becher tatsächlich in Safi und nicht in China hergestellt wurden, wie so viele andere Souvenirs hier in Marokko.
Die Stadt hat jedoch auch ihre weniger ansprechenden Seiten: Viele Strassen, speziell das gesamte Töpferviertel, wirken ungepflegt und sind von Müll und Schmutz übersät. So viel stinkenden Dreck direkt neben Wohn- und Arbeitshäusern haben wir lange nicht gesehen. Es sind nicht nur Tonscherben, die hier herumliegen. Ganze Müllsäcke scheinen einfach am Strassenrand entsorgt zu werden: Gemüsereste, Pappe, Damenbinden – das volle Programm. Während wir auf der einen Seite die in der Sonne aufgereihten Töpferwaren bewundern, stinkt es auf der anderen Seite der Gasse – sonnenbestrahlt – zum Himmel. Lange halten wir es hier nicht aus, unsere empfindlichen Nasen und leeren Mägen protestieren vehement.
Abseits der Töpferkunst hat Safi auch als Industrie- und Hafenstadt wirtschaftliche Bedeutung. Der Hafen ist einer der grössten des Landes und ein wichtiges Drehkreuz für den Export von Phosphaten, einem zentralen Rohstoff der marokkanischen Wirtschaft. Gleichzeitig gibt es chemische Industrieanlagen, die eng mit dem Abbau und der Verarbeitung von Phosphaten verbunden sind. Diese Industrien schaffen Arbeitsplätze, sorgen jedoch auch für ökologische Probleme, die die Lebensqualität der Einwohner beeinträchtigen können.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse in Safi spiegeln somit eine Mischung aus traditionellem Handwerk und moderner Industrie wider. Während die Töpferkunst das kulturelle Herz der Stadt bleibt, ist die industrielle Entwicklung ein wesentlicher Faktor, der die wirtschaftliche Zukunft der Region prägt. Allerdings klafft eine Lücke zwischen Wohlstand und Armut, da viele Menschen, insbesondere im Handwerks- und Agrarsektor, weiterhin mit geringen Einkommen und begrenzten sozialen Absicherungen kämpfen.
Wir beschliessen, weiterzufahren und an einem der schöneren Strandabschnitte gemütlich zu frühstücken. Doch schliesslich finden wir sogar in Safi an der Promenade ein wunderbares Café, das uns wieder mit der Stadt versöhnt: Wir bestellen ein traumhaftes Frühstück mit Blick auf das wirklich türkisfarbene Meer. Wohl wissend, dass die Farbe des Wassers hier von der Industrie und deren Abwässern herrührt. Okay, wir müssen ja hier nicht baden, wir zMörgelen in aller Ruhe und setzen dann unsere Reise fort: immer weiter gen Süden!



















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