Längerer Beitrag – schneller Überblick:
Momentaufnahmen Teil 1
Unterwegs zu sein, kann manchmal auch anstrengend sein. Diesmal spüren wir es besonders. Unser Plan, nur zwei Tage die Woche zu arbeiten, scheitert kläglich. Viele Projekte wollen umgesetzt werden, jedes einzelne ein Herzensprojekt. Dann aus der Ferne Absprachen für unsere künftige Wohnung treffen (Wie viele Steckdosen sollen installiert werden? Wer übernimmt den Lehmputz? Und wie viele Leerrohre sollen wo verlegt werden? …und noch etliche Fragen mehr.) Dazu kommen die Familie und Freunde in der Heimat, mit denen wir regelmässig Kontakt halten. Diesmal ist das Reisen irgendwie anders.
Die Abende wollen wir nicht auch noch am Laptop verbringen, daher verzögern sich unsere Geschichten hier. Denn eines ist klar: Auf keinen Fall will ich nicht schreiben oder nur flüchtig. So nehme ich mir nur jeden zweiten oder dritten Tag Zeit für eine Rückschau. Und geniesse es, durch all die Bilder und Erinnerungen zu schweifen, mir Erlebtes in den Sinn zu rufen und nachträglich etwas zu recherchieren. Ich liebe das unendlich, eben diesmal seltener. Aber genauso intensiv wie bisher.
Marokkos Dachterrassen
Marokkos Städte sind bekannt für ihre wunderschönen Medinas. Enge Gassen, die im Sommer die Hitze draussen lassen und in den Mauern erfrischen. In den dicht bebauten Medinas von Städten wie Marrakesch, Fès oder Chefchaouen bieten die flachen Dächer eine willkommene Rückzugsmöglichkeit über den geschäftigen Gassen. Wir haben Weitblick und gleichermassen Ruhe.
Jetzt gerade im Winter wärmt uns die Sonne, und die Terrassen sind meist mit wunderschönen marokkanischen Dingen dekoriert: vielfarbigen Fliesen, Bastlampen, bunte Sitzkissen und metallene, handgeschmiedete runde Tische. Zudem sind die Menschen in Marokko mehr als gastfreundlich und verwöhnen uns Gäste mit den schönsten Leckereien. Angefangen vom typischen Minz-Tee über wirklich guten Kaffee hin zu wunderbaren Knabbereien oder auch herzhaften Menüs.
Einige Dachterrassen sind wahre grüne Paradiese. Pflanzen wie Minze, Jasmin oder Zitronenbäume werden hier gepflanzt, nicht nur, um die Luft zu verbessern, sondern auch für den täglichen Gebrauch in der Küche.
Wir waren auf etlichen, am besten gibt man in die Google-Suche «Rooftop» ein. Und man wird ratzfatz fündig. In Marrakesch sind wir irgendwie von Dachterrasse zu Dachterrasse gehüpft. Denn während in den engen Gassen Mensch, Tier und Motorrad nebeneinander lärmen, hatten wir die schönsten Erholungsmomente hoch oben über den Dächern von Essaouira, Marrakesch, Fès und anderen Städten.
















Musée De l’art Culinaire Marocain – Marokkanisches Museum für Kulinarische Kunst
Statt in den Bahia-Palast zu gehen – ja, ich höre schon die Ausrufe: «Was? Das habt ihr euch entgehen lassen?» – zieht uns ein anderes Museum ganz in seinen Bann: Das Marokkanische Museum für Kulinarische Kunst. Ein absolutes Juwel, direkt – naja fast – neben unserem Riad in der Medina von Marrakesch. Kaum betreten wir die Tore des wunderschönen Gebäudes, finden wir uns in einer Oase der Ruhe wieder, die den Lärm und die Hitze der geschäftigen Stadt vergessen lässt.
Das Museum befindet sich in einem beeindruckenden Palast aus dem 18. Jahrhundert, der einst einem angesehenen Bürger von Marrakesch gehörte. Auf einer Fläche von 5000 m² erstreckt sich das Anwesen mit zwei grosszügigen Innenhöfen. Der Boden ist mit kunstvollen Zellige-Mosaiken (glasierten Terrakottafliesen) gepflastert, die sich auch in dekorativen Friesen und Säulen wiederfinden.
Im Zentrum des ersten Innenhofs thront ein eleganter Brunnen aus Carrara-Marmor, umgeben von vier Olivenbäumen. Zwei prachtvolle Salons mit mehr als fünf Meter hohen Decken verleihen dem Palast eine beeindruckende Atmosphäre.
Wir lesen später, dass bei der Renovierung höchster Wert auf Qualität gelegt wurde, ohne den ursprünglichen Charakter des Gebäudes zu verändern. Die reiche Verzierung aus Zellige-Mosaiken, kunstvoll geschnitztem Stuck und handbemaltem Zedernholz im Zouaké-Stil wurde mit grosser Sorgfalt erhalten. Egal, ob es ein kulinarisches Museum ist oder nicht: Es ist ein Traum, dort zu verweilen!
Und trotz (oder wegen?) der Schönheut: Ein Paradies für Feinschmeckerinnen und Kulturinteressierte wie uns. Beim Bummel durch das Museum schlendern wir durch Ausstellungen zur Geschichte der marokkanischen Küche, die Einblicke in jahrhundertealte kulinarische Traditionen geben. Auf dem Dachterrassen-Restaurant (Le Douar Medina) mit atemberaubendem Blick auf die Medina lassen wir uns verwöhnen und lernen Pastilla au Lait kennen. Die Pastilla au Lait, auch als Milk Pastilla bekannt, ist eine köstliche marokkanische Süssspeise, die sich durch ihre feine Textur und den delikaten Geschmack auszeichnet. Eigentlich wird dieses himmlische Dessert oft zu besonderen Anlässen oder als krönender Abschluss eines marokkanischen Mahls serviert. Wir essen es gleich erstmal nach dem Frühstück. Was sollen wir auch anderes tun? Man soll den Moment leben wie er kommt!
Die Pastilla au Lait besteht aus mehreren zarten, knusprigen Schichten von Warqa-Teig (ähnlich Filoteig), die mit einer samtigen Milch- oder Sahnecreme gefüllt sind. Die Schichten werden oft mit gemahlenen Mandeln, Puderzucker, Zimt und Orangenblütenwasser verfeinert, was dem Dessert eine wundervoll blumige Note verleiht.
Den traditionellen Teesalon (Le Salon de Thé), wo man die Kunst der marokkanischen Teezubereitung erleben kann, lassen wir für einmal aus. Ebenso die Kochkurse, in denen wir die Geheimnisse der marokkanischen Küche erlernen könnten. Schliesslich haben wir nur ein paar Tage und unsere Bäuche sind schon mehr als voll. Und wir kennen das ja: «Ist die Maus satt, ist das Mehl bitter!» Gerade steht uns der Sinn nicht nach einem Kochkurs.
Eigentlich planten wir noch unser Abschiedsessen hier, aber leider haben wir versäumt zu fragen, wann das Museum und damit das Restaurant schliessen. So stehen wir tags darauf vor verschlossenen Türen. Aber Marrakesch bezaubert uns später noch mit anderen kulinarischen Highlights.
Also, wer nach Marokko kommt, dem sei diese Perle hier wirklich empfohlen: www.moroccancam.com














Jardin Majorelle und Le Jardin Secret
Der Jardin Majorelle soll einer der bekanntesten und schönsten Gärten Marrakeschs sein. Ursprünglich in den 1920er-Jahren vom französischen Maler Jacques Majorelle angelegt, verbindet dieser botanische Garten exotische Pflanzen, Wasserspiele und leuchtende Farben zu einem einzigartigen Kunstwerk. Der Majorelle-Garten ist ganz bestimmt wunderschön. Nur können wir das nicht bestätigen. Nicht, weil wir anderer Meinung sind. Nein, weil wir es verpasst haben, uns online Tickets zu organisieren. So stehen wir – pünktlich wie Schweizer eben sind – zu morgendlicher Stunde vor den Toren. Um dann zu erfahren, dass es für heute keine Tickets mehr gibt. Na wunderbar!
Also fahren wir gleich mit dem nächsten Taxi weiter: Es gibt noch so viel anzuschauen. Denn mitten in der lebhaften Medina, verborgen hinter hohen Mauern, liegt ein Ort der Ruhe und Schönheit: Le Jardin Secret. Dieser historische Garten, dessen Ursprünge bis in die Saadier-Dynastie des 16. Jahrhunderts zurückreichen, wurde im 19. Jahrhundert als Teil eines prachtvollen Palastes neu angelegt. Heute ist er ein sorgfältig restauriertes Refugium, das uns in eine Welt voller exotischer Pflanzen, maurischer Architektur und jahrhundertealter Wasserkunst eintauchen lässt. Wir stehen auch nur drei Minuten an, kaufen Tickets und schon lassen wir den Trubel der Medina hinter uns und tauchen ein in Palmen, Kakteen und bunten Piepmätzen.
Der Garten ist in zwei Teile unterteilt: der exotische Garten – Hier gedeihen Pflanzen aus allen Kontinenten, von Kakteen über Palmen bis hin zu tropischen Blumen. Die Vielfalt der Farben und Formen schafft eine zauberhafte Atmosphäre. Und der islamische Garten – Dieser Bereich folgt der traditionellen Gestaltung eines persischen Gartens, mit geometrischen Beeten, schattigen Wegen und einem ausgeklügelten Bewässerungssystem, das auf alten hydraulischen Techniken basiert.
Wir lesen, während wir auf der wunderschönen Dachterrasse des Gartens einen frisch gepressten Orangensaft und natürlich den obligatorischen Tee trinken, etwas über die Geschichte hinter dem Garten:
Die Ursprünge des Le Jardin Secret reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück, als der Saadier-Sultan Moulay ‚Abd-Allah ein monumentales Gebäude mit der Mouassine-Moschee und dem Brunnen in einem Teil der Medina errichten liess, der damals von einer kleinen jüdischen Gemeinschaft bewohnt war. Nach dem Fall der Saadier-Dynastie wurde ein Grossteil der Architektur Marrakeschs, einschliesslich des ursprünglichen Riads an diesem Ort, zerstört. Doch im 19. Jahrhundert, während der Herrschaft von Sultan Moulay Abd-ar-Rahman, erlebten die Gärten und Paläste Marrakeschs eine Wiederbelebung. Der einflussreiche Kaid al-Hajj Abd-Allah U-Bihi rekonstruierte das Gebäude wahrscheinlich in seiner heutigen Form, bevor er durch vergifteten Tee ums Leben kam.
Der Besitz des Palastes wechselte mehrmals, 1870 ging er an Qadi Moulay Mustapha und später 1912 an Al-Hajj Muhammad Loukrissi, einen ehemaligen Kammerherrn von Sultan Moulay Abd-al-Hafid. Loukrissi lebte dort mit seiner Familie bis zu seinem Tod 1934, danach fiel das Anwesen in Vernachlässigung. Jahrzehntelanger Verfall folgte, bis 2013 ein Restaurierungsprojekt begann und 2016 das Le Jardin Secret wieder in seiner vollen Pracht erstrahlte.
https://www.jardinmajorelle.com // https://lejardinsecretmarrakech.com/en/
Diese Pause hier war nötig und wichtig: frisch gestärkt und wohl beruhigt sind wir wieder bereit für die wuselige und bezaubernde Medina.


















Merci fürs «Mitreisen»
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