Finnland – Der Winterkrieg 1939/1940 – Finnlands Kampf ums Überleben

Finnland – Der Winterkrieg 1939/1940 – Finnlands Kampf ums Überleben Lesedauer etwa 5 Minuten.

Die Via Karelia führt uns entlang der russischen Grenze, durch weite, stille Landschaften, vorbei an Mooren, Wäldern, Seen – und immer wieder auch an Spuren der Vergangenheit. Was uns überrascht: Die Erinnerung an den Winterkrieg ist hier allgegenwärtig.

Mal ist es ein schlichtes Kreuz am Waldrand, mal eine kleine Infotafel, manchmal ein begehbarer Schützengraben oder massive Panzersperren mitten im Wald – Zeugnisse eines Kriegs, der zwar nur drei Monate dauerte, aber tiefe Wunden hinterlassen hat.

Ab hier müssen wir nachlesen, denn bis heute hatten wir nichts vom Winterkrieg gehört:

Der Winterkrieg – Finnlands Kampf ums Überleben

Im Herbst 1939 fordert die Sowjetunion von Finnland die Abtretung von Gebieten in Karelien und militärische Zugeständnisse. Finnland verweigert – und wird am 30. November 1939 überfallen. Der Winterkrieg beginnt.

Die militärische Übermacht der Roten Armee ist gewaltig. Doch Finnland verteidigt sich mit allem, was es hat – und mit dem, was das Land selbst ausmacht: Ortskenntnis, Kälteerfahrung, Beweglichkeit im Gelände. Bei Temperaturen bis minus 40 Grad kämpfen die Finnen im dichten Wald, auf Skiern, mit Guerillataktik. Und sie halten stand – überraschend lange, erstaunlich effektiv. Doch der Preis ist hoch.

Nach 105 Tagen muss Finnland kapitulieren. Im Friedensvertrag von Moskau (März 1940) verliert das Land rund 11% seines Staatsgebiets, darunter grosse Teile Ostkareliens. Über 400.000 Menschen müssen ihre Heimat verlassen – ganze Dörfer werden zwangsumgesiedelt.

Wir treffen unterwegs tatsächlich Menschen, deren Eltern damals aus heute russischem Gebiet vertrieben wurden. Die Erinnerungen sind ruhig, aber eindringlich. Der Schmerz über den Verlust der Heimat klingt bis heute nach.

Änäkäinen – wo Natur auf Geschichte trifft

Bei einer Wanderung entlang des kleinen, langgestreckten Änäkäinen-Sees stossen wir auf einen Ort, der Naturidylle und Kriegsgeschichte miteinander verbindet.

Die Änäkäinen-Region wurde 1987 offiziell als Erholungs- und Kulturlandschaft ausgewiesen. (Haben ja auch ein zauberhaftes Frühstück dort genossen.) Umgeben von Kiefernwäldern, Mooren und glasklaren Seen verlaufen hier Wanderwege wie die Saarijärvi-Runde, die nicht nur zur Erholung einlädt, sondern auch direkt durch historische Schauplätze führt.

Hier stehen sie noch: massive Panzersperren, aus riesigen Felsblöcken sorgfältig geschichtet, um einst Panzer der Roten Armee zu blockieren. Schützengräben, teils zugänglich, verlaufen durch den Wald. Und sogar ein ehemaliges Militärspital in Felsgrotten befindet sich in der Umgebung – gut verborgen in der Landschaft und dennoch haben wir es entdeckt.

Für Familien gibt es Feuerstellen, überdachte Grillhütten, einfache Kochstellen – alles mit Blick aufs Wasser. Die Atmosphäre ist friedlich. Und doch liegt sie in der Luft: die Geschichte, die hier nicht ins Museum gesperrt wurde, sondern ein Teil der Landschaft geblieben ist.

Die Rukajärvi-Route und die Salpa-Stellung – Erinnerungsarbeit im Gelände

Die Änäkäinen-Region ist auch Teil der Rukajärvi-Route – der einzigen offiziell anerkannten historischen «Schlachtstrasse» Finnlands aus dem Fortsetzungskrieg (1941–1944), dem zweiten grossen Konflikt zwischen Finnland und der Sowjetunion.

Auf Initiative des historischen Vereins Rukajärven suunnan historiayhdistys (aha!) wurde dieser Weg 2011 benannt. Seitdem werden entlang der Strecke Orte der Erinnerung gepflegt und zugänglich gemacht. Eines dieser Projekte ist die Salpa-Stellung bei Änäkäinen, ein Verteidigungsposten aus der Zwischenkriegszeit, der später für den Fortsetzungskrieg genutzt wurde. Noch heute sieht man dort die Reste alter Schützengräben und Befestigungen.

Ein Teil der Grabenstruktur wurde 2017 mit wetterfesten Holzelementen rekonstruiert – 45 Meter originalgetreu mit Keloholzoptik nachgebaut. Das Militär, lokale Vereine und Handwerksinitiativen haben gemeinsam an diesem Projekt gearbeitet. Als wir durch die Schützengräben laufen, schüttelt es mich: Ich habe Angst, ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die Männer hier gekämpft, gelitten, gebangt – ja, gelebt haben.

Was besonders beeindruckt: Man hat bewusst entschieden, den authentischen Teil der Stellung nicht zu verändern. Geschichte darf hier ungeschönt bleiben. Es geht nicht um Kulisse – sondern um echte Erinnerung.

Ganz in der Nähe wurde ausserdem das «Jukolan Motti»-Haus errichtet – ein Begegnungsort für Geschichtsinteressierte, erbaut vom Verein selbst und eröffnet im Jahr 2014. Aber irgendwie haben wir das nicht gefunden, aber es ist ganz sicher irgendwo dort!

Die leisen Spuren eines lauten Krieges

Diese Region ist nicht nur landschaftlich reizvoll – sie erzählt auch viel über das, was Finnland geprägt hat: Unabhängigkeit, Verlust, Durchhaltewillen. Der Wald ist still. Aber wer genau hinschaut, erkennt: Hier wurde gekämpft. Und nicht nur um Land – sondern um Identität.

Quellen:

leben pur

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