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Nach einem gemütlichen Kaffee im Hafen der Stadt Uusikaupunki geht es weiter zum Highlight des Tages und zur ultimativen Bestätigung, dass die Finnen einen einzigartigen Humor besitzen: das Bonk-Museum. Es fällt mir schwer, die Eindrücke dieses Museums in Worte zu fassen, ohne lauthals loszulachen. Zunächst einmal wird hier die Geschichte der Bonk Industries Inc. erzählt.
Wir erhalten eine fantastische Führung, sogar auf Deutsch – vielen Dank dafür! Dabei lernen wir die Geschichte der verschiedenen Generationen der Familie Bonk kennen, deren Mitglieder nicht nur Ingenieurskunst, sondern auch eine bemerkenswerte Erfindungsgabe für sich patentiert haben.
Hier sind einige der Erfindungen, die uns besonders beeindruckt haben:
- Anchovi-Öl-Dosierer: Ein Gerät zur präzisen Dosierung des dickflüssigen Öls, das aus Ostsee-Anchovis destilliert wird. Es soll die vielseitige Nutzung von Anchovi-Öl ermöglichen.
- Garum-Relish-Destillationsanlage: Produziert das angeblich beruhigende oder halluzinogene Gewürz Garum aus Anchovis. Historisch gesehen soll sogar Lenin eine Bestellung dieser Erfindung aufgegeben haben.
- Eiderenten-Scheuche: Ein Gerät, das Eiderenten in einem Umkreis von bis zu 100 km vertreiben kann, um die bedrohten Anchovis-Bestände zu schützen.
- Bonk-Dynamo-Effekt: Nutzt die Bewegung peruanischer Riesensardellen in beheizten Becken zur Stromerzeugung, wodurch ganze Stadtteile mit Energie versorgt werden können.
- Paranormal Cannon (Paranormale Kanone): Ein telepathischer Übertragungsapparat ohne Entfernungsbegrenzung, eine der bizarren und «pataphysischen» Erfindungen, die im Museum ausgestellt sind.
Weitere skurrile Ausstellungsstücke umfassen elektromagnetische Ballon-Stationen für Wetterbeobachtung, Desinformationssysteme, lokale Schwarze Löcher und kosmische Therapiegeräte. Wir können kaum fassen, was diese Bonk-Männer alles erfunden haben. Wow, wir sind begeistert. All diese Maschinen könnten das Leben so sehr vereinfachen! Besonders angetan hat es uns die Raba Hoff Maxi Fart I:
Der «Raba Hoff Maxi Fart I» aus dem Bonk Museum ist ein typisches Beispiel für «defunktionierte» Maschinen – also Maschinen, die keine echte technische Funktion erfüllen, sondern als anwesende Objekte konzipiert sind. Ihre eigentliche «Funktion» besteht darin, Präsenz in Arbeitsbereichen zu zeigen, was nachweislich die Arbeitszufriedenheit und Motivation erhöht. Diese Maschinen benötigen keinerlei Bedienung, Schulung, Wartung oder Ersatzteile und sind vollkommen sicher im Gebrauch.
Konkret bedeutet das für den Raba Hoff Maxi Fart I, dass er mit minimalem Stromverbrauch über lange Zeit funktioniert, aber keine technische Aufgabe im klassischen Sinne erfüllt. Er ist mehr ein Motivationswerkzeug bzw. ein skurriles, humorvolles Kunstobjekt, das die Atmosphäre am Arbeitsplatz positiv beeinflusst:
- Die Maschine ist defunktioniert – sie hat keine technische Funktion oder reguläre Anwendung.
- Sie wirkt durch ihre bloße Anwesenheit, die laut Konzept die Arbeitsmotivation steigert.
- Keine Bedienung, keine Wartung, keine Ausbildung nötig.
- Sicherheit und Effizienz durch minimalen Stromverbrauch und wenig bewegliche Teile.
- Typisch für die absurde Produktwelt der fiktiven Bonk Business Inc.
Also, lösen wir das Rätsel auf, denn sicher hat es schon der eine oder die andere gemerkt: Alles ist fiktiv, alles Satire! Das Bonk Museum in Uusikaupunki ist ein Kunstprojekt und eine Satire, die von dem finnischen Künstler Alvar Gullichsen ins Leben gerufen wurde. Es dreht sich um die fiktive Firma Bonk Business Inc., die absurde, retrofuturistische Maschinen und Produkte herstellt – Maschinen, die tatsächlich keinerlei funktionalen Nutzen haben und mit viel Humor und Ironie präsentiert werden. Das Projekt parodiert auf spielerische Weise Konzepte von Technikgeschichte, industrieller Produktion und Marketing, indem es eine erfundene Geschichte einer Erfinderfamilie erzählt, die mit skurrilen Erfindungen aufwartet.
Hinter dem Bonk Museum steckt also nicht nur Unterhaltung, sondern eine kritische Reflexion über technologische Innovationen, Firmenkulturen und den Fortschrittsglauben. Es stellt Fragen nach dem Sinn von Technik und Erfindungen und bricht mit konventionellen Vorstellungen von Nutzen und Funktionalität. Indem es durch absurde Erfindungen eine surreale Welt erschafft, regt das Projekt zum Nachdenken darüber an, wie wir Technik wahrnehmen und welche Bedeutung wir ihr zuschreiben.
Kurz gesagt: Das Kunstprojekt will mit Witz, Fantasie und Ironie provozieren, die Komplexität und manchmal auch Lächerlichkeit unseres modernen technisierten Alltags reflektieren und gleichzeitig die Besucher zu einer Reise in eine erfundene, verspielte Welt einladen. Es zeigt auch, wie Kunst Technik und Geschichte humorvoll verschränken kann, um eine neue Perspektive zu eröffnen.
Diese Botschaft und das Konzept hinter dem Bonk Museum werden im Museum durch liebevoll gestaltete Maschinen, Inszenierungen und Hintergründe der Bonk-Familie vermittelt – eine Mischung aus Skulptur, Theater, Geschichte und Satire.
Wir hatten hier mehr als anderthalb wundervoll unterhaltsame Stunden!
Quellen:
- https://bonkcentre.fi/en/
- https://www.bonkbusinessinc.com/raba-hiff
- Absolut lesenswert: https://taz.de/Die-Wahrheit/!5062712


























Merci fürs «Mitreisen»
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Uiuiui…..ganz schön produktiv diese Bonks. 💪
Aber saubere Ausführung der Geräte,
oder ? 👍
Liebe Rachel, ja, verrückt. Und alles als Kunstprojekt. Ich fand es mega witzig, was man alles erfinden kann, was nix taugt.
Wir sind mittlerweile in Estland, also liebe Grüsse aus Tallinn!
Das erinnert mich irgendwie sehr an die Steampunk-Szene….:-D