Leben unterwegs – Unsere kleinen Reiseweisheiten (oder so ähnlich)

Leben unterwegs – Unsere Reiseweisheiten (oder so ähnlich) Lesedauer etwa 12 Minuten.

Schon lange notiere ich unsere (und andere) Reiseweisheiten – jene Erkenntnisse, die wir auf unseren eigenen Reisen gesammelt haben. Oft sind es die einfachen Tipps, die den entscheidenden Unterschied ausmachen, und manchmal sind es die unerwarteten Erlebnisse, die unsere Reisen bereichern und verschönern. Vielleicht hilft euch ja der eine oder andere Tipp, egal ob Ihr dauerhaft unterwegs seid oder nur mal ein paar Wochen im Jahr ins fahrende Häuschen zieht.

Umwege lohnen sich

Wir merken immer wieder, dass Abkürzungen meist gar nicht kürzer sind, sondern uns auf Umwegen zu spannenderen Erlebnissen führen. Während die schnelle Autobahn eher eintönig wirkt, entdecken wir auf kleineren Strassen Orte, die wir sonst nie gefunden hätten – genau diese Umwege machen unsere Reisen lebendig und überraschend.

Weisse Strassen, grosse Entdeckungen

Wir lieben die weissen Strassen auf dem Navi: dort finden wir die schönere Natur, die besseren Aussichten, die kleinen Cafés am Strassenrand und Bauernhöfe mit köstlichen Produkten. Auch wenn der Asphalt manchmal fehlt und es ein bisschen rumpelt, macht gerade das den Reiz aus – denn genau hier liegen die schönsten Überraschungen.

Touristeninfos – Die Schatztruhe für besondere Erlebnisse

Wir haben immer mehrere Reiseführer dabei: für einfache Routen, kulturelle und geschichtliche Hintergründe, am liebsten auch einen Camper-Reiseführer. Trotzdem sind es oft die Touristeninformationen an Bahnhöfen, Flughäfen oder in Innenstädten, die uns mit einer Fülle an Tipps überraschen. Besonders schätzen wir die Hinweise zu kleinen, authentischen Veranstaltungen wie Strassenkonzerten, Food-Touren, Märkten oder historischen Rundgängen – das sind für uns die echten Highlights abseits der grossen Events.

Ganz normale Kleidung statt Outdoor-Outfits

Nach über fünf Jahren unterwegs haben wir festgestellt, dass wir keine speziellen Outdoor-Klamotten brauchen – weder Regen- noch Winterausrüstung fürs Extreme. Stattdessen geniessen wir es, ganz normale Kleidung zu tragen, in der wir uns wohlfühlen, ohne auf unzählige Taschen oder Funktionsdetails angewiesen zu sein. Durch unser Leben im Camper auf der Strasse schätzen wir es, dass es auch mal einfach schön sein darf und nicht immer nur praktisch sein muss.

Schwarze Bretter – Die Quelle für tolle Geheimtipps

Wenn wir nach Veranstaltungen in der Gegend suchen, schauen wir oft an schwarzen Brettern in Kirchen oder Gemeindehäusern vorbei. Dort entdecken wir fantastische kleine Events, die weder Webseiten noch Touristeninformationen kennen. So haben wir schon viele verborgene Veranstaltungsschätze gefunden, die unsere Reisen besonders machen.

Roadtrips planen mit Reiseveranstalter-Webseiten

Wenn wir neue Länder oder Regionen entdecken wollen und uns unsicher sind, welche Route am besten passt, schauen wir gerne auf Webseiten von Reiseveranstaltern für Bus-, Motorrad- oder Autoreisen. Besonders spannend finden wir Angebote für Selbstfahrer-Reisen, bei denen Hotels organisiert und Autos verliehen werden, und man mit einem Roadbook die Highlights abfährt. Diese Anbieter geben uns eine gute Vorstellung, welche Sehenswürdigkeiten gut erreichbar sind und in welcher Reihenfolge eine Route am sinnvollsten funktioniert – darauf basierend gestalten wir dann unsere individuelle Tour.

Zeit nehmen für unerwartete Begegnungen

Der wichtigste Tipp auf Reisen ist für uns: sich Zeit nehmen und offen sein für das Unerwartete. Statt schnell weiterzufahren, halten wir immer mal an, setzen uns auf eine Parkbank oder in ein Café, wo wir nicht nur alleine bleiben, sondern ins Gespräch kommen. So entstehen oft die besten Begegnungen, bei denen wir spannende Infos zur Region erhalten oder sogar Einladungen zu besonderen Veranstaltungen bekommen – eine wunderbare Art, wirklich in ein Land und seine Kultur einzutauchen.

Cafés und Restaurants entdecken ohne Google Maps

Statt nur auf Google Maps Bewertungen zu vertrauen, laufen wir gerne durch zwei, drei Strassen und beobachten, wo echte Einheimische sitzen und welche Lokale voll sind. Wir merken, dass die Plätze mit vielen Einheimischen oft besseres Essen, gemütlichere Atmosphäre und freundlicheren Service bieten – abgesehen von den ganz touristischen Hotspots. Manchmal schauen wir sogar auf die Teller der Gäste oder fragen direkt am Tisch nach, ob sich das Restaurant wirklich lohnt.

Im Restaurant das meistbestellte Gericht nehmen

Wenn wir in einem landestypischen Restaurant sind, fragen wir gerne das Personal, welches Gericht hier am meisten bestellt wird. Statt selbst lang die Karte zu studieren, lassen wir uns überraschen und bestellen das empfohlene Essen. So entdecken wir oft Gerichte, die wir sonst nie gewählt hätten, weil wir dazu tendieren, nur Bekanntes zu bestellen – nicht immer ein Volltreffer, aber meistens eine spannende Erfahrung.

Blumen vom Strassenrand – Kleine Freude im Van

Zwischen Fahrer- und Beifahrersitz haben wir eine kleine Vase, in die ich immer wieder frische Blumen vom Strassenrand oder von Wiesen pflücke. So ein kleiner Strauss hält ein paar Tage und bringt mir richtig viel Freude. Klar, Blumentöpfe oder Blumenkästen am Auto sind nicht drin, aber diese kleinen Blumen beglücken mein Herz auf jeder Fahrt – und manchmal erfreut auch ihr Duft meine Nase ganz besonders.

Zweifach nutzen – Praktisch und nachhaltig unterwegs

Aus unserer Motorradzeit haben wir die Regel mitgenommen, dass jede Sache mindestens zwei Funktionen erfüllen muss. Ob Kleidung, Geschirr oder Ausrüstung – alles soll vielseitig nutzbar sein, vom Tablett, das auch als kleiner Tisch dient, bis zur Yogamatte, auf der ich meine Wollprojekte spannen kann. Auch wenn wir im Camper heute etwas mehr Platz haben, bleibt uns diese Denkweise wichtig, weil sie nicht nur praktisch ist, sondern auch nachhaltiger und platzsparender. So vermeiden wir Überflüssiges und sind flexibel unterwegs.

Kontakte unterwegs pflegen – unser Schlüssel für Gemeinschaft und Unterstützung

Wir finden, dass Kontakte halten auf Reisen absolut zentral ist. Dabei ist es wichtig, sich an die Kanäle zu halten, die die Menschen auch wirklich nutzen. Nur Postkarten zu schreiben funktioniert als Kontaktpflege eher einseitig – wir sind deshalb auf allen möglichen Plattformen unterwegs: Signal, Telegram, Threema, Whatsapp, Facetime, E-Mail, das Kommentarfeld im Blog und ja, tatsächlich auch Instagram. Instagram nutzen wir nicht mehr zum Teilen, sondern ganz bewusst als Kommunikationsweg.

Es kostet natürlich etwas Zeit, mal zu schauen, was die anderen gerade machen und wo sie sich aufhalten. Doch wenn wir sehen, dass jemand in unserer Nähe oder in der Region ist, wo wir hinfahren wollen, nehmen wir sofort Kontakt auf. Diese Kontakte unterwegs sind für uns einfach Gold wert. Sie öffnen Türen, sei es für eine Waschmaschine, wie gerade bei einer Freundin, die wir vor zweieinhalb Jahren in der tunesischen Wüste kennengelernt haben und wo wir jetzt eine Woche auf ihrem Hof stehen dürfen.

Der Austausch unter Reisenden bringt so viel: Reisetipps, gegenseitige Hilfe beim Buchschreiben oder das Teilen von Strickmustern – all das macht das Leben unterwegs abwechslungsreich und lebendig. Natürlich pflegen wir auch den Kontakt zur Familie, das ist selbstverständlich. Aber die Kontakte zu Menschen, die auch unterwegs sind, sind etwas ganz Besonderes, weil sie einen ohne grosse Erklärungen verstehen, bereichern und inspirieren.

Bewertungen umfassend ansehen statt nur die Top-Meinungen

Wir merken, dass auf Bewertungsplattformen oft die besten Bewertungen zuerst angezeigt werden. Deshalb filtern wir gezielt nach den neuesten Einträgen und schauen uns auch die schlechteren Bewertungen an. Manchmal verhindern gerade negative Bewertungen, dass wir einen Platz anfahren – weil wir ähnliche Erwartungen teilen. Trotzdem ist es wichtig, sich nicht nur von schlechten Bewertungen abschrecken zu lassen, sondern alle Stimmen umfassend zu berücksichtigen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Frotteetücher und Porzellan – Weil uns Lebensqualität wichtiger ist als Plastik

Wir haben für uns entschieden, dass wir keine schnellen Funktionsmaterialien aus Kunststoff brauchen, sondern lieber auf ganz normale Baumwoll-Frottee-Handtücher setzen. Klar, die brauchen manchmal ein bisschen länger zum Trocknen, aber das stört uns überhaupt nicht. Im Camper hängen die einfach ein bisschen länger am Dachfenster, und mal ehrlich: In einem Steinhaus hängt das Handtuch ja auch manchmal den ganzen Tag am Haken. Wir brauchen es nicht alle zehn Minuten frisch trocken, und so fühlt sich das für uns einfach natürlicher und gemütlicher an.

Ähnlich ist es mit dem Geschirr: Wir nehmen weniger mit, aber darauf achten wir, echtes Porzellan und richtiges Besteck zu benutzen – keine Plastikvariante. Dazu gehört auch unsere gusseiserne Bratpfanne, die einfach viel besser ist als so manches leichte Campingzeug. Im Felix, wo wir ja dauerhaft wohnen, wollen wir uns einfach nicht mit Plastikgedöns umgeben. Für uns ist das purer Genuss und mehr Lebensqualität – es macht den Alltag schöner, das Essen und die Zeit zusammen angenehmer und einfach echter. Das ist es, was für uns zählt.

Kerzen statt Lichterketten – Gemütlichkeit & Superzündi

Wir haben keine Lichterketten im Van – mein Mann findet das zu vanlife-typisch («Fehlen nur noch Makarame und Traumfänger!») und ein bisschen schrullig, also verzichten wir darauf. Stattdessen sorgen ein paar schöne, echte Kerzen für gemütliche Stimmung. Das macht den Van sofort wohnlicher und entspannt. Praktisch: Die Kerzenreste sammeln wir, und wenn wir ein Lagerfeuer machen, nutzen wir sie in Kombination mit Papier und kleinen Holzstückchen als idealen Anzünder.

Routinen – Unser Anker im Dauer-Reise-Alltag

Für uns sind Routinen im Vanlife essenziell, gerade wenn wir länger unterwegs sind. Obwohl das für viele paradox klingt, freuen wir uns auf unsere Arbeitstage, weil sie einer verlässlichen Struktur folgen: Frühstücken, Bett machen, arbeiten, Mittagessen kochen – alles immer im selben Tagesablauf. Am Abend nehmen wir uns meist Zeit für eine Spazierrunde. Der Mittwochmorgen ist unser besonderer Freiraum, an dem wir langsam frühstücken, einkaufen, Wasser auffüllen und Müll entsorgen, bevor es weitergeht.

Diese kleinen Rituale geben uns Halt und helfen, die Fülle an neuen Eindrücken und fremden Umgebungen besser zu verarbeiten – vom ständigen Neuentdecken der Supermarktregale bis zu täglichen Lernmomenten unterwegs. Auch der morgendliche Kaffee, ein paar entspannte Runden Stricken oder abends Karten spielen sind feste Bestandteile, die Ruhe ins Reisen bringen. Und nicht zu vergessen: jeden Abend lade ich Fotos auf den Rechner, sortiere aus und plane die Beiträge – so bleibt unsere Reise gut dokumentiert und ich mache in meinem Hirn Platz für neue Erlebnisse.

Alles hat genau (s)einen Platz

Ich muss ja zugeben, wenn meine Mama das liest, würde sie sicher sagen: Das hab’ ich dir doch schon immer gesagt! Aber jetzt, mit über 50, kann ich wirklich sagen: Bei uns hat alles seinen festen Platz – und zwar genau da, wo es hingehört. Gleich nach dem Benutzen räumen wir Sachen zurück, so bleibt’s ordentlich und entspannt. Wir waschen sogar immer direkt nach dem Essen ab und verräumen das Geschirr in die Schränke.

Das macht echt einen Riesenunterschied: Wir können jederzeit spontan losfahren, uns ohne Stress hinsetzen oder auch mal spontan Leute auf einen Tee oder Kaffee einladen, ohne vorher lange suchen zu müssen. Natürlich verschwindet manchmal meine Stricknadel oder eine Haarspange – aber na ja, das sind eben die kleinen Ausnahmen und machen das Leben irgendwie auch spannender.

Reparaturen vorab – Stressfrei unterwegs

Für alle, die unterwegs keine unangenehmen Überraschungen wollen, haben wir einen einfachen Tipp: Lieber einmal öfter Kontrolle als einmal zu wenig.
Immer wenn wir in der Schweiz sind, lassen wir den Van gründlich beim Service durchchecken – manchmal sogar öfter als nötig. Selbst bei Routinewechseln wie Sommer- auf Winterreifen bitten wir die Monteure, das Fahrzeug sorgfältig zu kontrollieren. Diese Strategie mag etwas übervorsichtig erscheinen, hat uns aber bisher zuverlässig vor unangenehmen Pannen bewahrt und sorgt für entspannte Reisen.

Regelmässig umarmen – Kleine Rituale mit grosser Wirkung

Wir haben gelernt, wie wichtig regelmässige Berührungen, Umarmungen und Küsse für die Gesundheit sind – je länger, desto besser. Deshalb starten wir unseren Tag meist mit einer Umarmung, so schrullig das auch wirken mag. Unsere Kinder haben uns dabei schon schmunzelnd zugeschaut und den Kopf geschüttelt, aber was macht man nicht alles für die Gesundheit? Für uns sind diese kleinen Rituale einfach eine schöne Verbindung und ein guter Start in den Tag.

Der kleine Rückzugsort – Platz für uns selbst im Van

Ein eigener Rückzugsort im Van ist für uns super wichtig, auch wenn es manchmal vielleicht ungewöhnlich klingt. Oft sitze ich draussen, ziehe mir lieber noch eine dicke Strickjacke drüber und geniesse einfach meine Zeit allein. Gerd zieht sich manchmal hinten ins Bett zurück, macht so eine Art Mittagsruhe, liest oder knobelt etwas, eben mit Abstand und Zeit für sich.

Wir haben von anderen gehört, die fast zwanghaft alles zusammen machen wollen, aber für uns ist es genau richtig, wenn wir im Van auch mal ein, zwei Momente am Tag getrennt verbringen. So bewahren wir uns unsere Individualität und tanken Energie, damit die vielen gemeinsamen Stunden umso schöner sind.

Einfach lesen – Bücher unterwegs clever organisieren

Wir oesen viel. Sehr viel. Ein simpler, aber für uns super praktischer Tipp fürs Vanlife ist das Lesen mit der Onleihe. Über die Online-Bibliothek laden wir uns Bücher bequem herunter und lesen sie auf dem E-Book-Reader – so haben wir immer Lesestoff dabei, ohne Platz zu verschwenden. Austausch-Bücherschränke sind für uns vor allem im deutschsprachigen Raum sinnvoll. In Finnland, mit finnischen Büchern, kamen wir nicht so weit. Zudem kann ich auch mal Bücher ausleihen, diese dann nur «anlesen». Wenn ich merke, dass mir die gar nicht passen, muss ich sie auch nicht zu Ende lesen.

Die Onleihe begeistert uns, weil man auch Wartelisten anlegen kann: Wenn ein Buch ausgeliehen ist, setzen wir es einfach auf unsere Liste, und sobald es frei wird, laden wir es herunter. So gehen uns die Bücher nie aus. Ausserdem folgen wir Instagram-Accounts mit Buchtipps und schauen uns die Long- und Shortlist des Deutschen Buchpreises an, wo sich immer wieder spannende Perlen finden.


In den letzten Wochen und Monaten haben wir viele Erfahrungen und Tipps gesammelt und jetzt hier notiert. Sicherlich ist nicht alles für jeden passend, aber vielleicht ist ja der ein oder andere Tipp dabei, der euch weiterhilft oder inspiriert. Wir freuen uns auf euer Feedback und sind gespannt, welche Ideen für euch besonders interessant sind – oder auch welche weniger.


Merci fürs «Mitreisen»

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Vortrag
Kamele, Kulturen & viele Kontraste
Leben-pur reisen mit dem Camper durchs geheimnisvolle Persien

05.06.26; 20.30 Uhr Beim Sahara-Club-Treffen in Westhofen / Rheinland-Pfalz
Sowie man sich anmelden kann, teilen wir den Link hier.

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