Finnland – Beobachtungen, Teil 2

Finnland – Beobachtungen, Teil 2
Dieser Beitrag ist Teil der Serie Finnland
Lesedauer etwa 6 Minuten.

 Saubere Finnen, saubere Teppiche, saubere Schuhe 

Wir hatten ja schon einmal darüber geschrieben, dass uns in Finnland aufgefallen ist, wie regelmässig hier Teppiche gewaschen werden. Nun entdecken wir ein weiteres Zeichen finnischer Sauberkeit: die Schuhbürsten. 

Fast an jedem Eingang, ob Restaurant, Café, Tankstelle oder Tourismusbüro, steht eine dreiteilige Bürste bereit. Für uns sieht das aus wie drei kleine Besen, die fest zusammengeschraubt sind. So kann man den Schuh rundum schrubben – links, rechts, unten – und den Dreck einfach abkrümeln. Sand, Erde, Schnee: alles bleibt draussen. Und wir gehen mit sauberen Schuhen hinein. Das ist so einfach wie genial. 

 Kaffee ist hier ein Lebenselixier – aber kein Genussmittel 

Wir haben irgendwo gelesen, dass Finnland weltweit das Land mit dem höchsten Kaffeekonsum pro Kopf sein soll. Wie genau das gemessen wird, wissen wir nicht; aber es überrascht uns kein bisschen. Kaffee ist hier allgegenwärtig. 

Was uns allerdings auffällt: Es ist zwar viel Kaffee, aber nicht unbedingt guten. Meist kommt er aus der Thermoskanne oder steht auf diesen altmodischen Warmhalteplatten. Der Geschmack? Naja. Für Liebhaberinnen wie uns ist das eine Herausforderung. Wir trinken eigentlich fast jeden Kaffee – aber der hier macht uns regelmässig Bauchweh. 

In Cafés bezahlt man oft einmal und kann sich dann selbst bedienen. Tassen stehen bereit, ebenso wie Pappbecher. Man giesst sich ein, gibt Milch oder Zucker nach Wunsch dazu, nimmt bei Bedarf einen Becher to go. Und gut ist. Nur leider ist der Kaffee meistens ein ziemlich trauriger Filterkaffee. 

Was wir dagegen wirklich positiv finden: Milchalternativen wie Hafer- oder Mandelmilch gehören hier ganz selbstverständlich zum Angebot. Kein Stirnrunzeln, keine Rückfragen – einfach mitdenken. Das finden wir richtig gut. 

 Viel Einweg in Cafés – und das auch vor Ort 

Eine Sache gefällt uns hingegen weniger: In vielen kleinen Cafés gibt es den Kaffee grundsätzlich im Pappbecher, selbst wenn man ihn vor Ort trinkt. Auch der Kuchen kommt dann auf einen Pappteller, dazu Plastikbesteck. Sandwiches? Dasselbe Spiel. 

Das fühlt sich für uns seltsam an. Eine grosse Wegwerfmentalität, zumindest was Geschirr angeht. Ob das mit Finnlands Rolle als einer der grossen Papierproduzenten zu tun hat? Vielleicht. Papier scheint es jedenfalls genug zu geben. Aber irgendwie passt das nicht so ganz zu dem sonst so nachhaltigen Eindruck, den das Land oft vermittelt. 

 Musik: Meist finnisch, selten international 

Finnland ist berühmt für seine Metalbands. Allerdings ist das eher nicht unser Musikstil. Deshalb hören wir unterwegs meistens Radio. Dabei fällt uns schnell auf: Fast alle Songs sind auf Finnisch. 

Gelegentlich erkennen wir eine Melodie – ein Lied, das wir kennen – aber es wird auf Finnisch gesungen. Wie eine Übersetzung, wie früher in Deutschland die Schlager-Versionen internationaler Hits. Wir fühlen uns ein wenig in die 60er- und 70er-Jahre zurückversetzt. 

Was aber schön daran ist: Die Finnen kennen offensichtlich alle Lieder – und singen auch gern mit. Das hat eine schöne Vertrautheit. 

 Die grösste Flagge des Landes – und wir haben sie gesehen 

Im Süden Finnlands, in der Stadt Hamina, weht (zumindest theoretisch) die grösste Flagge des Landes. 16,5 mal 27 Meter misst sie, über 50 Kilo schwer, angeblich so gross wie ein Basketballfeld. 

Als wir dort sind, herrscht absolute Windstille. Die Flagge hängt schlaff herunter, wir können ihre Dimensionen kaum erfassen. Aber: Das ist offenbar Glück. Denn bei Wind muss die Feuerwehr kommen und die Flagge aus Sicherheitsgründen einholen. Es gab wohl sogar Diskussionen über die Statik des Masts. Auf einer finnischen Webseite finden wir das Wort «Desaster», weil die Konstruktion deutlich teurer und heikler war als geplant. Entstanden ist die Flagge übrigens als Geschenk von 30 Staaten zum 100. Geburtstag Finnlands. Aha. 

 Ruhe – nicht nur in der Natur 

Natürlich ist es in der finnischen Natur ruhig. Wälder, Seen, kaum Zivilisation – das bringt schon mal eine ganz eigene Stille mit sich. Aber was uns wirklich auffällt: Diese Ruhe geht noch viel weiter. 

Auch in Cafés zum Beispiel ist es auffallend leise. Oft läuft gar keine Musik oder nur ein ganz dezenter Sound im Hintergrund. Viele Orte sind akustisch gedämpft – mit Teppichen, Vorhängen oder speziellen Deckenpaneelen. Die Gespräche um uns herum sind leise, niemand redet laut. 

Kinder? Hören wir fast nie. Kein Gebrüll, kein Geschrei – nicht einmal Tränen. Nur einmal, in einem Museum, erleben wir eine lärmende Kindergruppe – und stellen fest: Es sind amerikanische Kinder. 

Diese ruhige, rücksichtsvolle Art des Miteinanders hier in Finnland finden wir wirklich bemerkenswert. Fast wohltuend. 

 Die Ausnahme: PS-Liebe auf Finnisch 

So leise das Land oft ist – eine Sache fällt dann doch lautstark aus dem Rahmen: die Liebe zu Amischlitten und Motorrädern. 

Wir beobachten regelmässig, wie Männer in hochglanzpolierten Strassenkreuzern durch die Orte cruisen. Grosse, chromblitzende Autos, oft über fünf Meter lang – wie fahrende Sofas mit V8-Motor. Modelle wie der Cadillac Eldorado oder Chevrolet Impala gehören dazu. 

Besonders an Wochenenden oder an lauen Sommerabenden drehen diese Wagen ihre Runden. Immer wieder dieselben Strecken, immer wieder dieselben Fahrer. Es wirkt fast wie ein Ritual. 

Und auch die Motorräder sind meist laut und gross. So laut, dass wir uns manchmal fragen, ob da überhaupt ein Auspuff dran ist. Nach all der Stille ist das ein ziemlicher Kontrast – aber einer mit viel Stil und eigenem Charme.


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