Finnland – Jedermannsrecht: Heidelbeeren pflücken in Finnlands Wäldern

Finnland – Jedermannsrecht: Heidelbeeren pflücken in Finnlands Wäldern Lesedauer etwa 5 Minuten.

Nach einer zauberhaften Nacht am See, auf unserer eigenen kleinen Halbinsel, gelingt es uns tatsächlich, gegen Vormittag gemütlich zu frühstücken, das Zelt abzubauen und uns reisefertig zu machen. Unser Ziel ist noch ungewiss. Wir lassen uns einfach treiben und sehen, wohin uns der Tag führt. Irgendwann möchten wir in der Saimaa-See-Region ankommen, aber ob das heute sein wird, bleibt abzuwarten. 

Unser zweites Frühstück planen wir unterwegs einzunehmen. Gerd lenkt unseren Felix durch eine schmale felsige Gasse – hatte ich erwähnt, dass Gerd immer das Gefühl hat, er führe ein Offroad-Mobil? – und plötzlich finden wir uns im Blaubeerwald wieder. Hier pflücken wir wie besessen Blaubeeren, und ich teste meinen neu erworbenen Blaubeerkamm ausgiebig. Wir sind beglückt und können einen weiteren Punkt auf unserer Finnland-Wunschliste abhaken: Blaubeeren im Überfluss im Blaubeerparadies. 

In Finnland sind die Blaubeeren, insbesondere die Waldheidelbeeren, ein wahres Naturjuwel. Diese Beeren sind kleiner als die bekannten amerikanischen Kulturheidelbeeren, dafür aber umso aromatischer – und auch innen bläulich gefärbt. Dank der weiten Wälder und des idealen Klimas können die Blaubeeren hier von Mitte Juli bis Anfang September gesammelt werden. Sie wachsen wild in Nadelwäldern auf saurem Waldboden und sind reich an gesunden Inhaltsstoffen wie Omega-Fettsäuren, Antioxidantien und Vitaminen. 

Was die Ernte angeht, profitieren wir in Finnland vom Jedermannsrecht: Jeder, ob Einheimischer oder Besucher, darf die Blaubeeren in der Natur sammeln – ganz ohne Genehmigung. Eine maschinelle Ernte ist meist nicht möglich, da die Pflanzen empfindlich sind und das Gelände recht uneben ist. Voller Vorfreude habe ich mir einen Blaubeerkamm gekauft und dachte: «Es ist eine grossartige Idee, mich durch das Unterholz der Blaubeerbüsche zu fräsen.» Allerdings habe ich später erfahren, dass dies nicht überall gern gesehen ist. In Finnland ist es wohl in Ordnung, aber in der Schweiz soll das Ernten mit einem Kamm sogar verboten sein. Jedenfalls haben wir in Finnland fleissig mit dem Kamm geerntet, doch im Nachhinein bin ich unsicher, ob das den Pflanzen wirklich gut getan hat. 

In einem guten Jahr wachsen in den finnischen Wäldern beeindruckende (etwa) 184 Millionen Kilogramm, wobei nur ein Teil davon kommerziell verkauft wird – der Grossteil wird für den Eigenverbrauch gesammelt. 

Wir lieben es, daraus traditionelle Rezepte wie den finnischen Blaubeerkuchen zuzubereiten (der sogar einen eigenen Feiertag hat). Wieder etwas dazugelernt. Nachdem ich dann noch allerlei Griespuddings mit Blaubeeren dekoriere, kann ich ausserdem endlich meine mitgebrachten leeren Konfitüregläser füllen, denn ich habe eine Leidenschaft für das Kochen von Konfitüre. Andere Reisende finden es vielleicht etwas skurril, im Camper Konfitüre zu kochen, aber für mich hat es etwas Heimeliges, etwas Erdendes und Gemütliches. Und: ich hab immer ein paar nette sich verbrauchende Geschenke-Mitbringsel, besser als gekaufte Holzlöffel oder gestickte Deckchen.

Finnland beherbergt übrigens das weltweit grösste zertifizierte Bio-Wildbeer-Gebiet, vor allem im Norden. Als wir jedoch vor Wochen im Norden Finnlands waren, war es für Heidelbeeren noch zu früh im Jahr. Der Sommer hatte sich diesmal etwas verzögert, und deshalb sind wir umso dankbarer, dass unsere Freundin Regula uns erst Ende Juli/Anfang August besucht hat. Gemeinsam können wir dann als Ernte-Team durch die Wälder des Südens streifen. 

Ach ja, und wohin geht es nun weiter? Unterwegs fällt mir ein, dass es hier ein faszinierendes Museum von Alvar Aalto, einem berühmten Architekten und Designer, geben soll. Aber davon mehr im nächsten Beitrag, denn wie es so ist, wenn wir unterwegs sind: Es kommt, wie es kommen soll. Heute haben die Blaubeeren die Hauptrolle gespielt.

leben pur

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Kamele, Kulturen & viele Kontraste
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Leben-pur-Vortrag-Persien

 

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Bianka
2 Monate zuvor

Wie Du weißt, liebe Heike, leben wir auch fast das ganze Jahr im Wohnmobil und ich koche unsere Marmeladen für’s Frühstück immer selbst. Aktuell habe ich Pflaumenmus von ganz reifen süßen Früchten gemacht, die wir im Spreewald von einem wilden Baum geerntet haben. Ich wünsche Euch weiterhin eine tolle Zeit in Finnland!

Katrin
Katrin
1 Monat zuvor

Wenn ich mich an unseren Schwedenurlaub erinnere, kommen mir als Erstes die Gedanken des Konfitürekochens auf kleinstem Raum, nämlich im Camper. 😅
Blaubeer- und Preiselbeerkonfitüre habe ich gefühlt aller 2 Tage eingekocht. Man kam an diesen bezaubernden Früchten einfach nicht vorbei. Ich glaube, wir waren damals auf der Heimfahrt jämmerlich überladen, aber jedesmal beim Öffnen eines Konfitüreglases zu Hause, entwich dabei auch wieder ein bisschen Sehnsucht, Sehnsucht nach Schweden.
Also liebe Heike, du bist nicht allein! 😅🤗 LG von Maroggo Katrin