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Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie atemberaubend schön dieses Land ist und wie wohl wir uns hier fühlen. Als wir in Finnland ankamen, ging es mir persönlich nicht besonders gut. Ich befand mich in einer traurigen Phase und war unsicher, ob diese Reise die richtige Entscheidung war. Doch die Natur und die Ruhe Finnlands haben mir unglaublich gutgetan. Ich würde sogar sagen, dass dieses Land und der Aufenthalt in der Natur eine heilende Wirkung haben. Vielleicht lag es daran, dass wir nur wenige Städte besucht haben – oder einfach daran, dass es nicht viele schöne Städte gibt und wir uns mehr in der Natur aufhielten.
Wir lieben es, verschiedene Länder zu bereisen und sind begeistert von hohen Bergen, weiten Wüsten und dem endlosen Meer. Doch wir beide spüren ein tiefes inneres Glück, wenn die Natur um uns herum grün ist. Ist das ein allgemeines Phänomen oder nur bei uns so?
Einige Informationen dazu bestätigen meine Vermutung: Grüne Natur, insbesondere Wälder und bewachsene Landschaften, wirken beruhigend und Stress-reduzierend. Studien (siehe Quellen) zeigen, dass schon wenige Minuten des Betrachtens grüner Pflanzen den Blutdruck senken und Muskelverspannungen lösen können. Menschen, die aus dem Fenster ins Grüne blicken, erholen sich nach Operationen schneller und benötigen weniger Schmerzmittel. Die reiche Vegetation fördert die Konzentration, vermeidet Aggression und Ärger und steigert das allgemeine Wohlbefinden.
Der Aufenthalt in grüner Umgebung motiviert zusätzlich zu körperlicher Bewegung, was die Fitness und das Immunsystem stärkt. Das japanische «Waldbaden» (Shinrin Yoku) und ähnliche Praktiken belegen, dass die in Wäldern enthaltenen ätherischen Öle (Terpene) das Stresshormon Cortisol senken und die Zahl der natürlichen Killerzellen im Immunsystem erhöhen können.
Im Vergleich dazu bieten trockene, karge Landschaften wie Wüsten zwar eine beeindruckende Weite und Stille, haben aber nicht den gleichen positiven Effekt auf Heilung und psychisches Wohlbefinden wie grüne, lebendige Umgebungen. Grünes Laub, Bäume und Pflanzen wirken durch ihre Vielfalt und Lebendigkeit besonders harmonisierend und regenerierend für den Menschen.
Kurz gesagt: Die grüne Natur heilt durch ihre beruhigende Optik, ihre luftreinigenden und ionisierenden Eigenschaften sowie durch die Förderung von Bewegung und sozialer Interaktion – all das trägt nachhaltig zu Gesundheit und Wohlbefinden bei.
Mit einem Hauch von Wehmut verlassen wir das Salahanti-Ressort und überlegen ernsthaft, alle weiteren Pläne abzusagen, um bis zur letzten Minute am Saimaa-See zu bleiben. Doch schliesslich entscheiden wir uns dagegen, in dem Wissen, dass noch weitere schöne Erlebnisse auf uns warten. So fahren wir zu einem Wanderweg, den wir bereits einmal gegangen sind und den ich meiner Freundin unbedingt zeigen wollte.
Der Saimaa-Robbenpfad bietet nämlich eine wunderbare Möglichkeit, das Wohlbefinden in der Natur zu erleben. Ob wir sich sportlich betätigen, bis wir ausser Atem sind, oder einfach innehalten, die Umgebung einatmen und die Momente geniessen, all das ist möglich. Dieser Pfad präsentiert den Saimaa-See und seine spektakulären geologischen Sehenswürdigkeiten und führt uns nochmal tief in die für die Region einzigartige Wald-, Fels- und Seenlandschaft. Der gesamte Saimaa-Robbenpfad ist 13 km lang und kann in beide Richtungen begangen werden. Für diejenigen, die kürzere Touren bevorzugen, stehen drei Rundwege zur Auswahl: Kitulanlenkki (3 km, mittelschwer), Kaivannonkieppi (4 km, mittelschwer) und Kotkatsaarenkierros (5 km, leicht). Alle Routen sind gut ausgeschildert und mit farbigen Linien und Punkten an Bäumen markiert.
Doch wir kamen nicht weit, denn der Wald war voller dunkelblauer, prall gefüllter Blaubeersträucher. So krochen wir zu dritt durch den Wald und pflückten unzählige Heitis, wie wir Profis zu sagen pflegen. Und wenn ich unzählige sage, meine ich das auch so.
Früher hatte ich im Garten einen Blaubeerstrauch, der vielleicht zehn bis zwanzig Blüten hatte und im besten Fall vier bis fünf Blaubeeren trug. Diese teilten wir uns dann sorgfältig. Mit zwei Kindern und zwei Erwachsenen bekam jeder eine üppige Blaubeere. Wir mussten damals pünktlich sein, sonst hätten die Vögel sie geholt.
Am liebsten würden wir auch hier, nur ein paar Kilometer von unserem Stellplatz der letzten Tage, wieder bleiben. Doch die Zeit drängt. (Ach, diese vermaledeiten Termine! Regula hat einen Heimflug, wir die Fähre nach Tallinn gebucht.) Wir wollen doch gerade noch wandern. Wir haben einfach zu wenig Zeit für zu viel Schönheit. Gerd opfert sich auf und bringt die gesammelten Blaubeeren zurück zum Felix, um sie zu putzen und das Laub zu entfernen.
Währenddessen gehen Regi und ich noch einmal diesen traumhaften Wanderweg, der tatsächlich ein wenig bergig ist. In der Wegbeschreibung wurde vor Höhenmetern gewarnt und empfohlen, wandertaugliche Kleidung zu tragen. Wir überwinden etwa üppige 40 Höhenmeter und es ist gut, dass wir Wanderkleidung tragen, da wir immer wieder zwischen den Blaubeeren hindurch müssen. Feste Schuhe sind dabei sehr hilfreich. Alles in allem ist auch diese Wanderung wieder traumhaft schön.
Zum Abschluss unserer Saimaa-See-Runde springen wir noch einmal in den See. Diesmal sind wir fast allein und, naja, man kann sich denken, ob wir einen Badeanzug tragen oder nicht. Manchmal kommt dann doch meine Ost-Vergangenheit durch.
Übrigens, das, was ich hier beschreibe, haben wir tatsächlich nur am Vormittag erlebt. Den Nachmittag packe ich in einen weiteren Beitrag.
Quellen:
- https://openup.com/de/blog/die-heilende-kraft-der-natur
- https://archiv.gg-digital.de/2018/04/gruen-macht-gesund/index.html
- https://natuerlich.thieme.de/therapieverfahren/naturheilverfahren/detail/waldmedizin-natur-als-therapie-1948
https://www.elca.info/doc/Gesundes%20Grun.pdf - Saimaa Ringed Seal Nature Trail in Puumala: https://www.visitfinland.com/en/product/7e951dd3-2711-44c4-ba8b-35160e208574/saimaa-ringed-seal-nature-trail-in-puumala-lake-saimaa-region/






















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05.06.26; 20.30 Uhr Beim Sahara-Club-Treffen in Westhofen / Rheinland-Pfalz Sowie man sich anmelden kann, teilen wir den Link hier.
Hallo du Kapitänin Blaubeer.
Das ist ja wirklich eine Menge.
Was machst du damit ?
Weiterhin gute Reise.
LG Rachel