Lesedauer etwa 7 Minuten.
Riga, die Hauptstadt Lettlands, schmiegt sich an die Ufer der Daugava, unweit der Ostsee, und ist die grösste Stadt des Baltikums. Gegründet im Jahr 1201, war sie einst ein bedeutendes Mitglied der Hanse und hat eine bewegte Geschichte unter deutschem, schwedischem und russischem Einfluss erlebt. Heute prägen prächtige Jugendstilfassaden, verwinkelte mittelalterliche Gassen und der lebhafte Zentralmarkt das Stadtbild. Die Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, lädt mit ihren Kirchen, kleinen Plätzen und gemütlichen Cafés zum Verweilen ein.
Riga ist ein kulturelles Zentrum mit Oper, Theatern, Museen und einer pulsierenden Musikszene. Besonders bekannt ist die Stadt für ihre Jugendstilarchitektur – nirgendwo sonst in Europa ist sie so konzentriert zu finden. In den letzten Jahren hat sich Riga auch als moderne, kreative Metropole etabliert, mit Designläden, Galerien und hippen Lokalen in ehemaligen Industriegebieten. Die Stadt vereint auf charmante Weise Geschichte, Ostseementalität und ein junges, urbanes Lebensgefühl.
Quellen: https://klexikon.zum.de/wiki/Riga / https://de.wikipedia.org/wiki/Riga
Nach einer scheinbar endlosen Fahrt durch Polen und Litauen erreichen wir endlich Riga. Ich finde einen malerischen Stellplatz, direkt am Fluss, mit einem schönen Blick auf die Altstadt. Wir richten uns ein, schlafen tief und fest und wundern uns, warum hier schon um halb fünf die Sonne aufgeht. Bis wir merken, dass wir schon wieder eine Stunde Zeitverschiebung haben und unsere Uhren noch nach guter alter mitteleuropäischer Zeit ticken.
Die nächsten beiden Tage sind hier Regen angesagt. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, wir wollen sowieso arbeiten, und für einmal regnet es an unseren Arbeitstagen. Normalerweise sind unsere Arbeitstage immer diejenigen, die sehr sonnig sind und zu Ausflügen einladen. Doch diesmal beschenkt uns Riga mit Regentagen, und wir können ganz in Ruhe arbeiten.
Montagabend zum Feierabend laufen wir «schnell mal» über die Brücke in die Altstadt. Das Wetter soll halten. Abends kein Regen, nur Niesel und Wind. Aber zur Sicherheit nehme ich mal den Regenschirm mit. Denn immer, wenn wir einen Regenschirm dabei haben, ist es meist so, dass es dann doch nicht regnet. Also ist das unser Wetter-Schutzengel, den wir in der Handtasche mit uns herumtragen.
Wir bummeln ein bisschen durch die Altstadt. Sind ziemlich schnell schockverliebt und gehen richtig schön lettisch essen. Das sind zum einen so Teigklösse, gefüllt mit so einer Art Bratwurst-Mett. Dann gibt es so braune, runde Bohnen, die eher aussehen wie grosse Erbsen – den Namen haben wir natürlich vergessen. Wie alle lettischen Begriffe. Die Bohnen sind super lecker, werden mit Kefir serviert. Und dann gab es noch einen Pflaumenkuchen, der überhaupt nicht lettisch war, aber dennoch lecker.
Auf dem Rückweg durch die Altstadt stossen wir zufällig auf einen Platz, auf dem gerade eine Ausstellung gezeigt wird – zum 35. Jahrestag der Befreiung von der Sowjetunion. Sie trägt den Titel The Baltic Way – Der Baltische Weg. Wir tauchen ein, lesen, staunen – und lernen so viel über diese friedliche Protestaktion, bei der sich 1989 über zwei Millionen Menschen aus den drei baltischen Staaten an den Händen hielten. Und einmal mehr fragen wir uns: Warum ist uns darüber eigentlich so wenig bekannt?
Aber weil all das ebenfalls 1989 geschah, hatten wir – oder zumindest ich – in Ostdeutschland ganz andere Dinge im Kopf. Unser Blick war auf das gerichtet, was direkt um uns herum passierte. Was zur gleichen Zeit hier im Baltikum geschah, haben wir kaum wahrgenommen.
Am Ende unseres Rundgangs erreichen wir endlich das berühmte Katzenhaus – ein absolutes Muss für jeden Besucher. Denn eines ist sicher: Wenn ich mit meinem Mann unterwegs bin, dürfen Katzen niemals fehlen. Bis zu diesem Punkt hatten wir im Baltikum, in Polen und selbst in Deutschland und Litauen keine einzige Strassenkatze gesehen. Doch hier, mitten in der Altstadt, erhebt sich das Katzenhaus mit seiner charmanten und skurrilen Geschichte.
Man erzählt sich, dass der Bauherr einst unbedingt in die grosse Gilde aufgenommen werden wollte, aber abgewiesen wurde – aus welchen Gründen, weiss heute niemand mehr so genau. Grollend liess er zwei Katzenplastiken auf die Dachfirste seines Hauses setzen. Da sein Haus genau gegenüber der Gilde stand, drehten die Katzen ihre Hinterteile gen Gildenhaus. Sein stummer Protest lautete: «So nicht mit mir!» Die Gilde war darüber alles andere als begeistert – das war ein klarer Affront und Gesprächsthema Nummer eins in der Stadt.
Über das weitere Schicksal gibt es verschiedene Anekdoten: Die eine besagt, die Gilde habe gerichtlich erwirkt, die Katzen müssten wieder mit dem Kopf in ihre ursprüngliche Richtung schauen. Eine andere Legende erzählt, der Mann sei schliesslich doch in die Gilde aufgenommen worden und gezwungen worden, die Katzen zu wenden. Was wirklich stimmt, werden wir wohl nie erfahren. Ein bisschen Charme – und vielleicht auch Trotz – steckt jedoch bis heute im Anblick dieser zwei Katzen, die auf ihrem Dach thronen und uns immer wieder zum Schmunzeln bringen.
Am Abend hatten wir tatsächlich über zehn Kilometer in den Beinen, und der Schmerz machte sich deutlich bemerkbar. Nicht die Distanz an sich war das Problem, sondern das unnachgiebige Buckelpflaster, das die Strassen der Stadt bedeckt und das Gehen zu einer echten Herausforderung macht. Da es kaum Gehwege gibt, bewegt man sich oft direkt auf der Strasse.
Der Vorteil dabei ist jedoch, dass die gesamte Altstadt nahezu autofrei ist. Unsere Zuneigung zu dieser charmanten Stadt Riga, die zugleich die Hauptstadt ist, wuchs mit jedem Schritt. So beschlossen wir am Mittwoch einen geführten Stadtrundgang zu unternehmen. Kaum zurück in unserem gemütlichen Felix, buchten wir die Tour, und so sollte der Mittwoch erneut ganz im Zeichen der faszinierenden Stadt Riga stehen.






















Merci fürs «Mitreisen»
Du denkst, unsere Reiseerlebnisse könnten auch andere interessieren? Dann kannst du den Beitrag ruhig teilen. Per E-Mail oder wie du das auch immer möchtest.
Ausserdem kannst du, falls du es noch nicht getan hast, unseren Newsletter abonnieren. Hier bekommst du immer, wenn wir etwas Neues veröffentlichen oder einmal die Woche freitags alle unsere Erlebnisse in deine Mailbox: leben-pur.ch/newsletter
Wir freuen uns auch sehr über deine Ansichten, deine Tipps oder deine Fragen. Kommentiere doch einfach auf den Beitrag!Vortrag Kamele, Kulturen & viele Kontraste Leben-pur reisen mit dem Camper durchs geheimnisvolle Persien
05.06.26; 20.30 Uhr Beim Sahara-Club-Treffen in Westhofen / Rheinland-Pfalz Sowie man sich anmelden kann, teilen wir den Link hier.