
Die Landschaft wird zunehmend flacher, wüstenartig. Rechts erstreckt sich eine trockene, stein-sandige Fläche, links ebenso. Die Strasse zieht sich schnurgerade dahin, bis sie nach vielen Kilometern einen kleinen, fast unmerklichen Knick macht, nur um dann wieder endlos weiterzuführen.
Heute Morgen kratzten wir noch Eis von der Windschutzscheibe und liessen die Heizung auf Hochtouren laufen. Doch jetzt wird es warm. Nein, heiss. Die Sonne brennt gnadenlos, die Wüste rückt näher. Und plötzlich überkommt mich ein seltsamer Wunsch: Ich möchte einen Schwedeneisbecher essen. Oh ja, je länger ich daran denke, desto grösser wird das Verlangen: Vanilleeis, Eierlikör, Apfelmus und Schlagsahne, gekrönt mit Schokosplittern. Gerd kann diesen Wunsch nicht nachvollziehen, aber er ist auch nicht im Osten aufgewachsen, wo wir uns damals in einer Gelateria solch luxuriöses Eis vorgestellt haben. Ein Schwedeneisbecher war einfach der Inbegriff des Genusses!
Doch hier, mitten in der Wüste, sind wir wohl am denkbar ungeeignetsten Ort für einen Schwedeneisbecher. Wir haben keinen Eierlikör (den gibt es hier nicht), kein Apfelmus (das könnten wir zwar kochen), keine Schlagsahne und keine Schokostreusel. Und das Wichtigste: kein Eis.
Bleibt mir also nur eines: meine Fantasie.
Während der stundenlangen Fahrt schwärme ich Gerd von besagtem Schwedeneisbecher vor (woher hat der eigentlich seinen Namen?). Er will mich entweder retten oder einfach nur seine Ruhe haben. Wir überlegen, ob wir nicht ein Eis am Stiel kaufen könnten. Das darin enthaltene Eis könnte als Vanilleeis durchgehen, die Schokokruste als zerkrümelte Splitter.
Also halten wir in einem Dorf an. Gerd springt aus dem Auto und fragt in einem dieser kleinen Ein-Raum-Läden nach Eis. Irgendein Eis. Mittlerweile würde ich auch Erdbeereis nehmen. Der Verkäufer schaut ihn entsetzt an, lacht und ruft: «Das ist doch kein Eis-Monat!»
Aha, Eis-Monat. Es gibt also Eis-Monate. Wieder etwas gelernt.
Im nächsten Dorf das gleiche Spiel. Frage – Lachen – «Jetzt ist doch kein Eis-Monat!»
Im übernächsten Dorf wiederholt sich das Szenario. Haben die sich abgesprochen? Was sind denn Eis-Monate?
Als Trost kauft Gerd mir einen Stracciatella-Joghurt. Mit ganz viel Fantasie und ohne Apfelmus, Eierlikör, ohne Sahne und ohne Vanille habe ich wenigstens im Ansatz etwas wie Schokokrümel in meinem Schwedeneisbecher. Es ist ja auch kein Eis-Monat, da muss ich mit Provisorien vorliebnehmen.
Kein Foto, da es eben genau null Schwedeneisbecher zu fotografieren war.




Doch der Tag hat noch eine Überraschung parat: Wir erreichen die Wüste, Merzouga. Die Sonne geht spektakulär unter, ohne auf unsere Ankunft zu warten. Also suchen wir uns im Dunkeln ein Plätzchen, das sich schon bald als wahrer Schatz entpuppt. Angrenzend an den Platz befindet sich ein Hotel, das kaum besucht ist. Am Morgen werden wir sehen, dass wir direkt auf eine Düne blicken, Kamele in unserer Nähe grasen und die Camper einer grösseren Reisegruppe bereits abgereist sind.
Hier bleiben wir. Hier gefällt es uns.
Hotel & Campspot: https://www.hotelnomadpalace.com/









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05.06.26; 20.30 Uhr Beim Sahara-Club-Treffen in Westhofen / Rheinland-Pfalz Sowie man sich anmelden kann, teilen wir den Link hier.
