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Während draussen der Schnee unaufhörlich fällt und wir auf unsere Kinder warten, sind wir einmal mehr dankbar für die wohlige Wärme in unserem Felix. Wir haben ein Haus in den Walliser Bergen gemietet, um ein gemütliches Weihnachtsfest im Schnee zu verbringen.
Doch dass wir die ersten Tage in unserem Felix verbringen würden, war nicht geplant: Die Heizung im Haus ist ausgefallen, und die Zufahrt ist durch die Schneemassen für unsere Kinder und auch für die Monteure nahezu unpassierbar.
Zumindest sind wir schon oben. Eine innere Stimme hatte mir geraten, bereits am Samstag hierher zu fahren – schneefrei, sozusagen. Nun sitzen wir in unserem kuscheligen Camper, ausgestattet mit Lebensmitteln für sechs Personen und sieben Tage. Verhungern werden wir also nicht. Zum Glück haben wir auch das Gas für unsere Heizung aufgefüllt, das sollte für die Woche reichen.
Im gemieteten Haus mummeln wir uns in Decken, legen Wärmflaschen unter unsere Füsse und trinken heissen Tee, während wir aus dem Fenster in die winterliche Berglandschaft blicken und versuchen, uns irgendwie aufzuwärmen.
Am Abend reicht es uns mit dem Frieren, und wir flüchten schnell in unseren Felix, der in der Auffahrt steht. Leider so schräg, dass Gerd nachts immer wieder zu mir «runter» rutscht. Wenn wir zur Toilette müssen, schlittern wir bergab bis zu den Fahrersitzen. Kochen ist unmöglich, das Wasser schwappt aus dem Topf – der Schräglage wegen.
Die Nacht war dennoch ruhig – diese Schneeruhe ist sensationell – und unser Felix bekommt ein kuscheliges Schneehäubchen. Am Morgen dann endlich der ersehnte Besuch vom Monteur: Er repariert die Sicherungen, und schon läuft die Heizung wieder. Okay, den Backofen dürfen wir nicht benutzen, der ist wohl die Ursache des Übels.
Das ist zwar schade, aber besser als zu sechst in einem eiskalten Haus zu wohnen. Wie lange es dauert, bis wir das Haus einigermassen warm bekommen, bleibt fraglich. Während ich das hier schreibe, wärmt mich immer noch die Wärmflasche und der Tee, den Gerd uns gekocht hat.
Den Tag verbringen wir mit Warten auf die Kinder, Erkunden des wunderschönen Dorfes und Erfreuen an der wärmenden Heizung. Der Schnee fällt ununterbrochen, und die Wettervorhersage verheisst noch mehr Schnee – bis zu 95 cm, sagen sie. Am Abend werden wir feststellen, dass es tatsächlich «nur» 65 cm sind. Aber auch das legt einen unfassbar schönen Zauber über die Walliser Holzhäuser.
Im Gäste-Büro erfahren wir, dass Schneeketten- oder 4×4-Pflicht besteht: oha. Wir telefonieren mit unseren Kindern. Unser Sohn nimmt sicherheitshalber den Zug, unsere Tochter und ihr Mann, die quer durch Deutschland aus Berlin kommen, kaufen spontan unterwegs Schneeketten.
Ich gebe zu, ganz ohne innere Unruhe sind wir beide nicht. Erst als unser Sohn mit dem kleinen Gondeli ankommt, bin ich zur Hälfte erleichtert. Nun fehlt nur noch unsere Tochter mit ihrer Familie, und dann kann für mich Weihnachten beginnen.
Zu dritt gehen wir fein essen. Hier oben im Dorf gibt es ein Gault-Millau-Restaurant. Ich muss schon sagen, was sie hier für uns zaubern (wir haben vegane Menüs gewählt), kann sich wirklich sehen lassen. Fleisch und Fisch kann ja jeder, aber ein sternemässiges veganes Menü – das muss man erst einmal gut hinbekommen, und das ohne das obligatorische und mir nicht so liebe Soja.
Doch das Highlight wird die winterliche Nachtwanderung durchs Dorf. Da der Skibus nicht mehr fährt, müssen wir einmal komplett durchs Dorf laufen und geniessen den ganz besonderen Zauber der Nacht, die Schneeruhe und vor allem die wirklich romantische Stimmung. Bäume und Häuser tragen eine dicke Schneehaube, die alten dunklen Holzhäuser leuchten mit warmem Licht aus den Fenstern, und – ganz unromantisch, aber dennoch toll – unser Sohn beginnt eine Schneeballschlacht. Wir fühlen uns alle wie Kinder. Wir könnten glücklicher nicht sein.
Zu Hause angekommen, trudelt auch der Rest der Familie ein. Unten im Tal mussten sie noch ihre Schneeketten montieren und sind nun die serpentinenreiche, schneebedeckte Strasse hochgefahren. Oh-Ton am Telefon: «Man sollte sich für das allererste Mal Schneeketten im Leben wirklich nicht eine arschkalte Nacht nach über 10 Stunden Fahrt aussuchen.» Max, unser Enkelhund, ist ganz aus dem Häuschen, tobt im Schnee, springt auf vermeintliche Mauern, die sich als Schneeberge entpuppen, und versinkt. Hach, was für eine Freude.
Den Abend lassen wir bei Feuer am Kamin und bei Glühwein und Kinderpunsch ausklingen. Auch ohne Kamin ist das Haus indessen schön warm. So langsam fällt meine Anspannung ab, und als wir im Bett liegen, dauert es etwa eine Nanosekunde, bis wir tief und fest schlafen.




















Merci fürs «Mitreisen»
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05.06.26; 20.30 Uhr Beim Sahara-Club-Treffen in Westhofen / Rheinland-Pfalz Sowie man sich anmelden kann, teilen wir den Link hier.
Was für ein wunderbarer Beitrag, es klingt, als ob ihr alle eine wunderbare Zeit hattet.
Hallo Jary, oh ja, das hatten wir ❣️
Liebe Grüsse – Heike