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Acht Wochen Sommer in Finnland – schon der blosse Gedanke daran erfüllt uns mit einer tiefen, stillen Zufriedenheit. Vor unserem inneren Auge tauchen die vielen Seen auf, über denen der Morgennebel wie ein zarter Schleier schwebt. Wir hören das leise Knistern trockener Äste im Lagerfeuer und atmen den verlockenden Duft von frisch gebrühtem Kaffee in der kühlen Morgenluft ein.
Diese Reise fühlt sich anders an als viele zuvor. Vielleicht, weil in Finnland niemand etwas von uns erwartet. Niemand drängt, niemand eilt. Die Strassen sind leer, der Verkehr fliesst gemächlich. Es ist, als würde das Land uns in einen ruhigeren Rhythmus zurückführen.
Mit unserem Van durchqueren wir endlose Wälder, setzen mit Fähren zu winzigen Inseln über und stehen abends ganz allein an Buchten, in denen sich der Himmel spiegelt. Wir erleben Mittsommer mit seinen langen, goldenen Nächten, treffen Menschen, die uns mit wenigen (sehr wenigen!) Worten herzlich willkommen heissen, und lernen, wie sehr Wasser, Wälder und Blaubeeren hier zusammengehören.
Anreise
Nach Finnland führen viele Wege – ob lang, kurz oder abwechslungsreich:
- Über Deutschland, Dänemark und Schweden bis in den hohen Norden Finnlands.
- Mit der Fähre von Schweden nach Turku oder Helsinki.
- Direkt von Travemünde nach Helsinki (ca. 31 Stunden Fahrzeit, mehrere Abfahrten pro Woche).
- Unsere Wahl: mit dem Auto über Polen, Lettland, Litauen und Estland bis Tallinn. Von dort bringt einen die Fähre in nur 1–2 Stunden nach Helsinki – die wohl kürzeste Überfahrt.
Zeitlich und preislich nehmen sich die lange Fähre Travemünde–Helsinki und die kurze Tallinn–Helsinki-Variante nicht viel. Wir fanden den Landweg über die baltischen Staaten abwechslungsreich – und er gab uns gleich einen kleinen «Roadtrip im Roadtrip».
Unsere Route
Wir haben lange überlegt, wie wir fahren. Schliesslich ging es von Helsinki aus erst einmal nach Osten – entlang der Karelischen Strasse, durch dichte Wälder und fast immer in Sichtweite der russischen Grenze. Kleine Abstecher führten uns in die traumhafte Saimaa-See-Region, bevor wir nach Lappland hochfuhren. Dort drehten wir nur eine kleine Runde, um dann über Rovaniemi an den Bottnischen Meerbusen zurückzukommen.
Von dort folgten wir der Küste nach Süden, mit Stopps im Inland für Konzerte, Festivals und Sehenswürdigkeiten. Ab Rauma und Turku machten wir eine wunderschöne Schärenrundfahrt – Inselhopping mit vielen kleinen Fähren, fast alle kostenlos. Nur eine mussten wir bezahlen.
Später holten wir eine Freundin in Helsinki vom Flughafen ab und starteten noch einmal in Richtung Westen – Schären, Turku, Naantali – und querten dann durchs Landesinnere zurück zum Saimaa-See. Von dort ging es schliesslich wieder nach Helsinki und mit der Fähre nach Tallinn.
Wir haben mit Trackiwi aufgezeichnet. Wenn ihr den Tracker auch benutzten wollt, könnt ihr gern unseren Link benutzen: https://www.trackiwi.com/?ref=73012 Ihr könnt gern den Code: LEBENPUR nutzen, da gibt es bis auf Weiteres 10 % Rabatt.


Menschen & Sprache
Finnland ist kein Land, in dem man sofort ins Gespräch kommt. Die Menschen wirken zurückhaltend, vermeiden oft Blickkontakt und sind kommunikativ eher sparsam. Aber: Kommt man doch ins Gespräch, ist es herzlich, nett und oft sehr hilfsbereit. Wir hätten uns noch mehr Begegnungen gewünscht – denn wir mögen den Austausch unterwegs.
Finnisch selbst blieb für uns ein Buch mit sieben Siegeln. Nach acht Wochen kannten wir ein paar Wörter wie «Kiitos» (Danke), «Ole hyvä» (Bitte) oder «Keskusta» (Zentrum) – und wussten, dass «Mökki» eine Hütte ist. Fast alle sprechen sehr gutes Englisch, besonders in Städten. Nur in der einsamen Karelischen Region ist es weniger verbreitet.
Navigation
Unser fest verbautes Navi hatte Finnlandkarten, aber die Ortsnamen sind so lang, dass das Eintippen mühsam war. Wir nutzten daher meist GoogleMaps und Maps.me – beide ergänzten sich gut.
Tipp: Offline-Karten vorab herunterladen, besonders nahe der russischen Grenze. Dort waren wir manchmal nur wenige Hundert Meter von der Grenze entfernt, und das mobile Internet fiel hin und wieder aus.
Geld & Kosten
Gezahlt wird in Euro – und das fast immer mit Karte, selbst im kleinsten Café. Bargeld brauchten wir kaum.
Finnland ist nicht günstig: Restaurantbesuche und Kaffee sind teuer, Lebensmittel liegen preislich etwa auf Schweizer Niveau, teurer als in Deutschland. Diesel kostet zwischen 1,60 und 1,85 €/l. Campingplätze für zwei Personen ohne Strom kosten meist 30–50 €. Wir haben viel selbst gekocht und freigestanden – das spart enorm.
Campingplätze & Freistehen
Campingplätze gibt es viele, aber oft nur saisonal geöffnet. Ausstattung und Komfort sind einfacher als auf Luxusplätzen in Deutschland oder den Niederlanden. Wir selbst nutzten in acht Wochen nur zwei Campingplätze – beide waren gut, aber nicht unbedingt günstig. Bewertungen vorab lesen lohnt sich.
Freistehen ist dagegen ein Traum. Dank Jedermannsrecht gibt es unzählige Stellmöglichkeiten – oft traumhaft schön und einsam. Wir nutzten Park4Night, Google Maps und eine finnische Outdoor-Webseite, auf der Lagerfeuer- und Schutzhütten verzeichnet sind. Im Juni war es völlig unproblematisch, im Juli etwas voller – aber auch dann fanden wir immer freie Plätze.
Feuerstellen etc. suchen: https://www.retkikartta.fi/
Versorgung unterwegs
Strom: Wir waren mit Solaranlage autark. Viele Stellplätze haben Stromanschlüsse – vor allem wegen der Motorheizungen im Winter.
Einkaufen: Supermärkte, kleine Läden und auch Lidl sind weit verbreitet. Beschriftungen sind auf Finnisch und Schwedisch – eine Übersetzungs-App ist praktisch, besonders bei Allergien oder speziellen Ernährungsbedürfnissen.
Müll: Entsorgung ist unkompliziert, Tonnen stehen an vielen Park- und Grillplätzen. Pfandflaschen und Dosen kann man fast überall zurückgeben.
Trinkwasser: Ein Geschenk! Überall verfügbar, immer trinkbar – an Tankstellen, in Häfen, auf Parkplätzen. Kostenlos und frisch.
Grauwasser: Einfach an grossen ABC-Tankstellen entlang der Hauptstrassen. Auf kleinen Inseln kann es schwieriger werden – ein Eimer hilft, wenn keine direkte Einleitung möglich ist.
Wäsche: Neben Campingplätzen nutzten wir SB-Wäschereien wie 24 Pesula https://24pesula.fi/ in Einkaufszentren. Preise sind höher als bei uns, aber die Maschinen gross und schnell. Einmal fanden wir sogar eine kostenlose Gemeindewaschmaschine am Stellplatz Nurmes.
Strassen & Verkehr
Finnlands Hauptstrassen sind top, Nebenstrassen teils mit Schlaglöchern. Ländliche Strecken sind oft Schotterstrassen, aber gut befahrbar – es ruckelt und staubt, mehr nicht. Verkehr gibt es wenig, Überholmanöver noch weniger. Geschwindigkeitsbegrenzungen werden eingehalten, Blitzer sind angekündigt.
Tankstellen & Gas
Tankstellen sind zahlreich, aber nicht immer 24/7 geöffnet. Meist schliessen Tankstellen über Nacht. Vorsicht: günstiger Landwirtschaftsdiesel ist nicht für uns gedacht.
LPG-Tankstellen gibt es nur wenige (z. B. bei Helsinki und Oulu). Gasflaschen kann man kaufen und tauschen. Wer LPG tanken will, sollte vorab auf mylpg.eu nachsehen.
Internet
Wir nutzen eine deutsche SIM-Karte mit 90 GB EU-Roaming und Starlink. Starlink funktionierte fast überall sehr gut, braucht aber Strom und freie Sicht zum Himmel – mitten im Wald also weniger geeignet. An der russischen Grenze hatten wir vereinzelt kleine Aussetzer. Warum wohl, Herr Musk?
Polizei
Wir haben in acht Wochen kaum Polizei gesehen und keinen Kontakt gehabt.
Fazit
Finnland ist für Vanlife ein Paradies: Natur pur, entspannter Verkehr, freundliche Menschen und eine unkomplizierte Versorgung unterwegs. Für uns war es eine Reise, die Ruhe und Abenteuer perfekt kombiniert – und von der wir noch lange erzählen werden.
Und falls hier irgendetwas fehlt: fragt nach oder ergänzt in den Kommentaren!

Merci fürs «Mitreisen»
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